Der Ansturm ist vorüber: Monat für Monat verzeichnen die Flüchtlingsunterkünfte im Kreis weniger Bewohner. Foto: Symbolfoto: Archiv

Landratsamt will Wohnheimplätze reduzieren. Pro Monat kommen nur noch 60 Personen.

Offenburg - Der Ortenaukreis hat die Flüchtlingskrise überstanden – zumindest laut den Zahlen des Landratsamts. Die Behörde verzeichnet in ihren Unterkünften für Flüchtlinge Monat für Monat weniger Bewohner und will nun weitere Einrichtungen schließen.

Die Situation in der Ortenau hat sich entspannt, nun ist der Abbau von Unterkünften für Flüchtlinge das bestimmende Thema. So auch in der Sitzung des Verwaltungsausschusses des Kreistags.

Für das laufende Jahr rechnet das Landratsamt mit 550 bis 600 Flüchtlingen als Zugang, wobei wohl etwa 640 Menschen aus dem Zuständigkeitsbereich des Migrationsamts herausfallen würden, so die Kreisverwaltung. Unterm Strich stünde also ein Rückgang. Im Bereich der vorläufigen Unterbringung, den vom Kreis betriebenen Wohnheimen, verzeichne das Amt monatlich rund 19 Personen weniger.

Zahl der alleinreisenden Jugendlichen sinkt

Der Plan der Behörde, die Kapazität in den Flüchtlingsheimen um 571 Plätze zu reduzieren, traf auf große Zustimmung aller Fraktionen. Übrig blieben dann bis zum Jahr 2020 noch 854 Plätze. Aufgrund von wieder ansteigenden Flüchtlingszahlen in der EU wolle das Landratsamt keine weiteren Wohnheimplätze abbauen. Zudem würden jeden Monat immer noch 50 bis 60 Flüchtlinge in die Ortenau kommen, erklärte der für Migration zuständige Dezernent Michael Loritz. Bereits oder bald betroffen vom Abbau sind Unterkünfte in Hohberg, Meißenheim, Oberkirch, Offenburg und Rheinau, erklärte Scherer. Anfallende Forderungen von Vermieterseite könnten eventuell vom Land übernommen werden.

Die sinkenden Flüchtlingszahlen machen sich auch bei den unbegleiteten minderjährigen Ausländern (Uma) bemerkbar. So sei die Zahl der jungen Menschen, die in der Ortenau aufgegriffen werden, weiter rückläufig, erklärte Sozialdezernent Georg Benz. Im Jahr 2018 waren es noch fast 240, bis Mai diesen Jahres wurden nur 75 Minderjährige erfasst, so die Zahlen des Landratsamts.

Unklar ist noch, was in Zukunft mit den 22 Integrationsmanagern des Landratsamts passieren soll. Diese bieten soziale Beratung und Betreuung für Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung. Laut Dezernentin Jutta Gnädig sei deren Finanzierung für dieses Jahr noch durch das Land gesichert. Danach sollen die Stellen reduziert werden. Man wolle die Arbeit der Integrationsmanager jedoch fortsetzen, um "nachhaltige Erfolge bei der Integration" erzielen zu können, so die Kreisverwaltung in der Sitzung.

Dezernent Loritz erinnerte an dieser Stelle an einen alten Beschluss der Kreisräte aus dem Jahr 2016. Damals sei noch nicht klar gewesen, dass das Land Geld für Sozialarbeiter zur Verfügung stellen würde. Daher habe der Verwaltungsausschuss die Schaffung von zehn Stellen für Integrationsmanager beschlossen. Loritz forderte nun, an diesem Beschluss festzuhalten und ihn umzusetzen. Seine Sorge: Könne man den Sozialarbeitern keine Perspektive bieten, so würden diese sich nach anderen Stellen umsehen. Allerdings gehe er davon aus, dass das Land die Stellen auch weiterhin teilweise fördern werde.

Ausschuss befürwortet Kauf von Grundstück

Der Verwaltungsausschuss befürwortete in der Sitzung auch den Kauf eines 2600 Quadratmeter großen Geländes in Kehl. Der Kreis will seine Dienststellen dort in einem neuen Gebäude zusammenlegen. Zuvor wurde das Gelände von den deutschen und französischen Streitkräften benutzt. Das Landratsamt erwartet, dass es Altlasten gibt. Eine Untersuchung habe dies bereits 2011 bestätigt. Die Stadt Kehl würde sich jedoch mit 90 Prozent an der Beseitigung beteiligen.