Die "Neuen" beim VC Printus Offenburg (hinten, von links): Johanna Müller-Scheffsky, Teammanager Florian Scheuer, Tessa Dahnert, Trainer Florian Völker; (vorne, von links): Anna Schupritt, Katrin Hahn, Leonie Amann und Ashley Owens. Foto: Klaus Foto: Lahrer Zeitung

Volleyball: Beim erfolgsverwöhnten Zweitligisten VC Printus wird vorsichtig die 1. Liga in Angriff genommen

Mit einem runderneuerten Kader geht der VC Offenburg in die neue Saison. Sechs Spielerinnen hat der Meister der 2. Bundesliga verpflichtet. Doch trotz des Umbruchs sind die Macher positiv gestimmt, dass der Aufstieg diesmal möglich ist.

Ein bisschen ist es mit dem VC Printus Offenburg wie mit Freddie Frintons Silvester-Klassiker "Dinner for One". Obwohl der Zuschauer genau weiß, was passieren wird, sieht er jedes Jahr aufs Neue wieder begeistert zu.

Zwei Meistertitel und eine Vizemeisterschaft standen für die Offenburgerinnen in den letzten drei Spielzeiten in der 2. Bundesliga Süd zu Buche – mehrmals wäre der Aufstieg in die Volleyball-Beletage möglich gewesen, doch die Ortenauerinnen hatten jedes Mal dankend abgelehnt. Die finanziellen Möglichkeiten, um Bundesliga-Volleyball in der Kreisstadt stemmen zu können, seien einfach nicht gegeben, hieß es Jahr für Jahr. Doch in dieser Saison soll alles anders werden. Butler James bleibt nüchtern, um beim Bild zu bleiben. Sprich: Der VC wird aller Voraussicht nach die Unterlagen zur Vorlizensierung einreichen, um die Mission 1. Liga doch endlich in Angriff nehmen zu können. Doch wie schwierig das Unterfangen werden dürfte, untermauert VCO-Präsident Fritz Scheuer mit ein paar Zahlen: "Um im unteren Bereich in der 1. Bundesliga mitspielen zu können, bräuchten wir rund 600 000 Euro. Derzeit steht uns jedoch nur etwa ein Drittel dieses Betrags zur Verfügung."

Und obwohl die Großfirmen der Region und damit potente Geldgeber in der Vergangenheit nur wenig Interesse in Sachen Sportfinanzierung gezeigt haben, hofft Scheuer senior, dessen Sohn Florian als Teammanager beim VC fungiert, auf ein Umdenken: "Die 1. Liga würde der Region guttun und stimmungsmäßig schlägt Volleyball jede andere Sportart", macht der VCO-Präsident Werbung in eigener Sache: "Ich brauche keinen Großsponsor, der 500 000 Euro in den Verein reinbuttert. Denn wenn der dann plötzlich keine Lust mehr hätte, wäre doch alles aus." Ein weiteres Problem im Lizensierungsverfahren könnte die altehrwürdige Nord-West-Halle sein, in der der VCO seine Heimspiele ausrichtet. Die Halle ist in die Jahre gekommen. Um den Sport für Zuschauer, Medien und Wirtschaftspartner der Vereine attraktiver zu machen, verlangt die Liga unter anderem ein farbig abgesetztes Spielfeld und einen abgetrennten VIP-Bereich. Fritz Scheuer schielt deshalb bereits mit mehr als einem Auge auf die Halle 1A auf dem Messegelände. "Auf dem Messegelände könnten wir ab der 1. Liga spielen. Wir würden im ersten Bundesligajahr allerdings zunächst noch weiter in der Nord-West-Halle spielen, bevor wir umziehen würden. Wir können die Halle ja schließlich nicht bereits ein Jahr im Voraus mieten."

Nord-West-Halle? Da war doch was. Bereits vor zehn Jahren hatten die Zweitliga-Handballer der HR Ortenau die 2400 Quadratmeter große und rund 2000 Zuschauer fassende Halle zu ihrer Spielwiese auserkoren - hatten dann allerdings, vor allem aufgrund mangelnder Unterstützung aus der Wirtschaft, innerhalb kürzester Zeit finanziellen Schiffbruch erleiden müssen. Abschrecken lassen will sich Scheuer vom Beispiel der HR Ortenau allerdings nicht: "Unser Etat wäre deutlich geringer als der, den die HRO damals angestrebt hat. Schließlich ist der Vorteil im Volleyball, dass der Kader im Vergleich zum Handball deutlich kleiner ist."

Verlust von Routiniers wiegt sehr schwer

Doch da man das Fell des Bengaltigers, über das Butler James ständig stolpert, nicht verteilen kann, bevor dieser erlegt ist, muss sich der VCO zunächst einmal um den sportlichen Erfolg kümmern. Und den zu erzielen dürfte schwer genug werden. Zwar ist mit NawaRo Straubing der Hauptkonkurrent nach dem Verzicht der Ortenauerinnen aufgestiegen, dafür haben andere Clubs laut Meister-Trainer Florian Völker ordentlich aufgerüstet: "Den Vorjahresdritten Rote Raben Vilsbiburg hat sich mit einigen Profis verstärkt und wird sicher stark aufspielen. Und Neuwied hat hier ein Vorbereitungsturnier gewonnen und einen guten Eindruck hinterlassen", so der 27-Jährige.

Völker will dennoch nicht auf den Gegner gucken, als vielmehr lieber auf seine eigene Mannschaft. Und deren Gesicht hat sich in den letzten Wochen ganz schön verändert. Sechs Spielerinnen kamen neu dazu, fünf haben den Verein verlassen. Vor allem der Abgang der Routiniers Molly Karagyaurov, Mittelblockerin Taylor Brisebois oder Lisa Solleder schmerzt. "Wir haben natürlich viel Erfahrung verloren. Vor allem Lisa Solleder bricht jetzt als Eckpfeiler weg. Mit ihrer Erfahrung wird sie nur schwer zu ersetzen sein", sagt Völker über die 33-jährige Außenangreiferin, die allerdings in der vergangenen Saison lediglich einmal in der Startformation stand. "Doch die Lücken müssen unsere jungen Spielerinnen jetzt füllen", sagt der Trainer mit Blick auf Neuverpflichtungen wie Tessa Dahnert (23), Ashley Owens (21, siehe "Nachgefragt") oder "Küken" Anna Schupritt (17).

Vor allem freut sich Völker über den Coup, mit Nele Iwohn sowie Pia Leweling zwei Leistungsträger gehalten zu haben, bei denen auch einige Angebote von finanzstärkeren Erstligisten eingegangen waren. "Das hat wohl nur geklappt, weil es bei uns so familiär zugeht und sich die jungen Spielerinnen gut aufgehoben fühlen", vermutet der VCO-Trainer. Insgesamt sieht der hauptamtlich beschäftigte Coach - eine Seltenheit in der Spielklasse - seine Truppe trotz des geringen Durchschnittsalters von nicht ganz 22 Jahren vor dem ersten Heimspiel gegen den SV Lohhof am Samstag (19.30 Uhr) gut aufgestellt: "Die Saison ist durchfinanziert, das heißt wir konnten den Kader so gestalten, dass wir auch in dieser Saison wieder oben mitspielen können." Mit Blick auf die Zukunft und womöglich auch auf Alt-Butler James konnte sich Völker bei der offiziellen Teampräsentation einen Zusatz allerdings nicht verkneifen: "Aber natürlich würde ich mich freuen, wenn wir noch weitere Sponsoren auftreiben könnten, um bald in Offenburg 1. Liga zu spielen."

Kader: Katrin Hahn, Johanna Müller-Scheffsky, Viviane Hones, Fanziska Fried, Pia Leweling, Richarda Zorn, Leonie Aman, Ashley Owens, Anna Schuprit, Tessa Dahnert, Nele Iwohn. Trainer: Florian Völker. Zugänge: Johanna Müller-Scheffsky (USC Münster), Leonie Amann (TSG Heidelberg-Rohrbach), Katrin Hahn (SV Karlsruhe-Beiertheim), Ashley Owens (University of Nevada in Las Vegas, USA), Tessa Dahnert (University of Texas at San Antonio, USA), Anna Schupritt (VfR Umkirch). Abgänge: Molly Karagyaurov (zurück in die USA), Chanelle Gardner (St. Martinville, USA), Taylor Brisebois (Kanada), Lisa Solleder (2. Mannschaft), Alexandra Bura (Allianz MTV Stuttgart).