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Forschung: Offenburger Wissenschaftler hat Fotografien des Skeletts untersucht / "Gigantische Faust"

Offenburg (red/pme). Andreas Otte ist überzeugt: "Bachs linke Hand hatte auch für heutige Verhältnisse eine außergewöhnliche Länge und Spanne." Das habe sich begünstigend auf die Virtuosität des Komponisten und Musikers ausgewirkt.

Zu dieser Schlussfolgerung ist der Offenburger Medizintechnikforscher gekommen, nachdem er die Hände von Johann Sebastian Bach vermessen hatte: Deren Größe lasse sich auch heute noch rekonstruieren. Bach, 1685 in Eisenach geboren, gelte für viele Menschen – Experten wie Laien – als der größte Komponist, der je gelebt hat, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der Hochschule Offenburg.

In seiner im Archiv für Kriminologie publizierten Untersuchung legt Otte nahe, dass "die legendäre Virtuosität Bachs durchaus auch mit einer besonderen körperlichen Eigenschaft zu tun gehabt haben könnte". Damit spielt er auf die überdurchschnittliche Länge seiner Hände bei einer für die damalige Zeit normalen Körpergröße an.

"Wir sind historischen Hinweisen auf die herausragende Beweglichkeit, Stärke und Autonomie jedes einzelnen Fingers seiner beiden Hände nachgegangen", berichtet der Medizintechnikprofessor. Dazu hat der Forscher eine historische Fotografie von Bachs 1894 ausgegrabenem Skelett anatomisch untersucht und mit anthropometrischen Daten verglichen: "Das Foto erlaubte uns direkte Messungen. Zum einen weil die Aufnahme glücklicherweise nicht verkippt war, die Perspektive also nicht verzerrt ist. Außerdem wurde damals ein Maßstab mit abgelichtet."

Während die linke Hand komplett als Fotografie vorlag, habe sich die rechte Hand des 1750 verstorbenen Komponisten mangels vieler fehlender Knochen nicht rekonstruieren lassen. "Es ist aber davon auszugehen, dass sie ähnlich groß war wie die linke Hand", erklärt der Forscher. Der zugleich einräumt: "Ein Herunterbrechen von Bachs Genie auf die Länge und Spanne seiner Hand wäre ja fast schon ein Sakrileg." Er hofft aber, dass die Untersuchungen in Offenburg "einen weiteren kleinen, jedoch womöglich sehr interessanten Baustein für die Bach-Forschung liefern".

Auf die Spur gekommen sei Otte der Sache aufgrund zeitgenössischer Beschreibungen: So habe der Organist Christian Friedrich Daniel Schubart Bachs Faust als gigantisch bezeichnet. Und: "Seine Faust war unermüdet und hielt tagelanges Orgelspiel aus."