Ein zunehmender Trend: Für viele Kinder gehören leuchtende Kürbisse zu Halloween einfach dazu. Symbolfoto: Berg Foto: Lahrer Zeitung

Trend: Narrenbund ist kritisch, Pfarrer sehen Mode gelassen / Polizei warnt vor übertriebenen Streichen

Gruselspaß oder Reformationsgedenken? Am 31. Oktober scheiden sich die Geister. Immer mehr Ortenauer feiern Halloween, andere wünschen sich die Rückbesinnung auf die christliche Bedeutung.

Ortenau. "Süßes oder Saures", kreischt es heute Abend vielen Ortenauern aus bunt-bemalten Kindergesichtern entgegen. Am 31. Oktober ist Halloween – ein Fest, welches in den USA groß gefeiert wird. Dort gehen verkleidete Kinder und Jugendliche von Haus zu Haus und fordern Süßigkeiten. Wer nichts gibt, muss mit Konsequenzen rechnen – meist Streiche. Der Trend breitet sich auch in der Ortenau aus. Über die amerikanische Tradition hat sich unsere Zeitung mit Polizei, Ortenauer Narren und Kirchenvertretern unterhalten.

Polizei mahnt zur Besonnenheit: Die Polizei appelliert an umherziehende Jugendgruppen und Kostümträger, erklärt Wolfgang Kramer vom Polizeipräsidium Offenburg: Mit dem Eigentum anderer solle respektvoll umgegangen werden. Wünschenswert wäre, wenn Kinder von einem Erwachsenen begleitet würden. "Grundsätzlich gilt: Streiche machen, so lange niemand zu Schaden kommt oder verletzt wird. Tabu sind zum Beispiel das Zünden von Feuerwerkskörpern, das Zertrampeln von Pflanzen oder Hauswände mit Eiern zu bewerfen", macht der Polizeisprecher deutlich. In allen Fällen würden Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Evangelischer Pfarrer nimmt Trend gelassen: "Halloween kann ich persönlich wenig abgewinnen", sagt Rainer Becker, evangelischer Dekan von Lahr, im Gespräch mit unserer Zeitung. Für ihn sei in erster Linie Reformationstag. Protestanten gedenken an diesem Tag der von Martin Luther angestoßenen Reformation. "Im Erleben der Menschen ist es jedoch nicht das erste, woran sie denken", weiß Becker. Das liege unter anderem daran, dass hinter Halloween eine ganze Industrie stecke. Mit dem Fest lasse sich eben viel Geld machen. Dennoch: "Wenn Menschen zusammen kommen und Spaß haben, ist das grundsätzlich etwas schönes", sagt Becker lachend. "Freuen würde ich mich, wenn die Leute auch an den Ursprung von Halloween denken." Der Gruselspaß gehe auf den irischen "All Hallows Eve" – also den Vorabend von Allerheiligen – zurück. Daher gebe es durchaus auch eine Verbindung zum Christentum, erläutert Becker.

Katholischer Dekan sieht Parallelen zur Fastnacht: "Oft gibt es am Vorabend kirchlicher Feste noch mal das Gegenprogramm", sagt Johannes Mette, katholischer Dekan in Lahr, gegenüber unserer Zeitung. So zum Beispiel auch kurz vor der Fastenzeit – die Nacht vor dem Fasten, also die Fastnacht. "Da macht man noch mal Rambazamba", so Mette. Er selbst würde sich an Halloween nie verkleiden. Wem es aber Freude mache, der soll es tun, so das Fazit des katholischen Pfarrers.

Narren-Präsidentin lehnt Halloween ab: "Ich persönlich halte nichts von Halloween", stellt Silvia Boschert, Verbandspräsidentin des Ortenauer Narrenbunds, zu Beginn des Gesprächs mit unserer Zeitung klar. Alle Fastnachtszünfte, die sehr brauchtumsorientiert sind, würden die Finger von dem Trend aus den USA lassen. "Fastnacht und Halloween – das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun", so Boschert. "Das hat hier nichts verloren."

Der Begriff Halloween ist kein Parameter in der Kriminalstatistik. Allerdings: Im Jahr 2018 kam es laut Polizei zu einzelnen Sachbeschädigungen. "So wurde beispielsweise in Oberkirch eine Hauswand mit Eiern beworfen", berichtet Wolfgang Kramer vom Polizeipräsidium Offenburg. In den USA eine klassische Reaktion auf verweigerte Süßigkeiten. Ferner mussten die Polizisten des Offenburger Präsidiums etliche Streitigkeiten schlichten, die teilweise auch zu Körperverletzungen ausuferten.