Oberwolfachs Top-Torjäger Frederic Burger (links) war mit zwei schönen Treffern und einer Vorlage der Mann des Abends beim Pokaltriumph gegen den Offenburger FV. Foto: Bauer Foto: Lahrer Zeitung

Verbandspokal: Offenburger FV-Trainer Florian Kneuker trauert nach Pokal-Aus vergebenen Chancen nach

Nach dem überraschenden Aus im Verbandspokal gegen den Landesligisten SV Oberwolfach heißt es beim Offenburger FV Wunden lecken. Die Gäste aus dem Kinzigtal setzen dagegen ihre sensationelle Erfolgsgeschichte der letzten Monate fort.

Am Tag nach dem fast schon sensationellen Ausscheiden gegen den Landesliga-Aufsteiger SV Oberwolfach wirkte Offenburgs Trainer Oliver Kneuker eher enttäuscht als verärgert. Geschenkt, dass der Unparteiische seinem Verbandsligisten in der Verlängerung zwei Tore aufgrund von vermeintlichen Abseitsstellungen aberkannte – Entscheidungen, die am Dienstagabend im Karl-Heitz-Stadion gerade die lautstark protestierende Offenburger Nordkurve als eindeutig falsch erkannt haben wollte. Ebenfalls vergessen, dass es der OFV, der sich dank zweier ganz später Tore der beiden Youngster Lukas Martin (86.) und Simon Leopold (90.) gerade noch so in der Verlängerung hatte retten können, nicht geschafft hatte, in den 30 Extraminuten das viel zitierte Momentum zu nutzen.

"Ich habe das Spiel noch nicht wirklich verarbeitet", gestand der OFV-Coach keine 16 Stunden nach dem Abpfiff im Gespräch mit der Lahrer Zeitung. "Wir haben brutal schlecht verteidigt. Die Enttäuschung ist einfach groß."

Trotz einiger Chancen und Feldüberlegenheit in Durchgang eins hatte der Favorit gegen die klassentieferen Kinzigtäler bereits zur Pause mit 1:2 im Hintertreffen gelegen. Der Grund: Oberwolfachs Top-Torjäger Frederic Burger, in der Aufstiegssaison in der Bezirksliga mit 30 Toren bereits eine Klasse für sich, hatte einen Sahnetag erwischt. Zunächst nagelte der SVO-Stürmer in der 17. Minute einen Freistoß sehenswert in die Maschen und egalisierte so den Offenburger Führungstreffer durch Routinier Marco Petereit, dann legte der 22-Jährige für seinen Mitspieler Jesco Armbruster das 2:1 für die Gäste auf.

Riesenpech hatte der Angreifer dann in der 38. Minute, als sein Schuss von der Unterkante der Latte wieder zurück ins Feld sprang. Aber auch die Hausherren hatten ihre Möglichkeiten. Die beste verpasste Neuzugang Diego Carolina kurz vor der Pause. "Wir hatten in der ersten Hälfte echt gute Chancen, wo wir deren Torwart stark schießen. Da müssen wir einfach kaltschnäuziger sein. Und vor deren Freistoßtor hatten wir schlecht verteidigt", zählt Kneuker noch einmal die Schlüsselmomente des ersten Durchgangs auf.

In der Verlängerung gingen beide Teams auf dem Zahnfleisch

Als der bärenstarke Burger dann in der 70. Minute erneut traf, schien beim Stande von 1:3 aus Sicht des OFV bereits alles verloren. Doch in letzter Minute war die Kavallerie in Form von Martin und Leopold erschienen. "Da war mein erster Gedanke, dass jetzt alles vorbei sei", gesteht auch Oberwolfachs Trainer Joachim Kehl. "Aber ich bin ein positiv denkender Mensch. Deshalb habe ich meinen Jungs gesagt, dass sie so weiter kämpfen sollen."

Trotz zahlreicher Wechsel aufseiten des OFV habe er nicht das Gefühl gehabt, dass die Hausherren seinem Team konditionell überlegen gewesen seien, bekennt Kehl. "Wir sind zwar voll an der Kante gelaufen, aber das ist Offenburg auch", so Kehl, der am Nachmittag nach dem Spiel bereits "wieder heruntergefahren hatte."

In Offenburg hätten er und seine Spieler am Abend noch etwas gegessen, bevor sie sich auf die Heimfahrt ins Kinzigtal gemacht hätten. Sein Sohn Luca, Spieler beim Offenburger FV und gegen Papas Team in der Startelf, sei erst später nach Hause gekommen. "Wir haben nur kurz geredet. Es ist doch klar, dass er enttäuscht war", erzählt Joachim Kehl.

Die Überraschung nach dem Schlusspfiff sei schon sehr groß gewesen, berichtet Kehl: "Wenn der OFV seine normale Form erreicht hätte, hätten wir keine Chance gehabt." Aber gegen einen angeschlagenen Gegner, der zuletzt eine Last-Minute-Niederlage in Radolfzell wegstecken musste, konnte der überraschend offensiv ausgerichtete Gast mithalten. "Wir wussten, dass wir eine überragende Leistung bringen mussten, um überhaupt eine Minimalchance zu haben."

Doch zurück zu Florian Kneukers Enttäuschung: "Unsere Spiele wirkten in der Verlängerung richtig platt. Der ein oder andere hat seine Tagesform nicht erreicht, einige waren noch nicht ganz fit." Die bitterste Erkenntnis des Abends war für den Übungsleiter aber wohl, dass trotz breitem Kader womöglich zwischen den 13 bis 14 besten Spielern und dem Rest ein Leistungsgefälle bestehen könnte: "Die Abwehr ist unter anderem ohne Nico Schlieter zu anfällig. Denn auch im ersten Pokalspiel haben wir gegen einen klassentieferen Verein zwei Gegentore bekommen. Da müssen wir zur Basis zurückkehren."

Die Schuld an der Niederlage sucht Kneuker jedoch eindeutig nicht beim Schiedsrichter: "Es waren zwei schwierige Entscheidungen", gesteht der OFV-Coach. Und auch sein Gegenüber Joachim Kehl will sich in Sachen Abseitsstellung oder nicht fairerweise nicht festlegen: "Ich habe es nicht gesehen. Aber diejenigen, mit denen ich gesprochen habe, sagen, es waren 50:50-Entscheidungen", so Kehl, der für die nächste Runde nur einen Wunsch hat: "Der Gegner ist egal. Hauptsache wir haben ein Heimspiel."