Die Corona-Krise hat viele Handwerksbetriebe stark getroffen. Ihr Ausblick auf die Zukunft ist aufgrund der fehlenden Perspektive eher pessimistisch.Symbolfoto: Künstle Foto: Lahrer Zeitung

Wirtschaft: Handwerker verlangen Öffnungsstrategie / Aussichten sind düster

Ortenau - Auch die Handwerksbetriebe der Ortenau blicken pessimistisch auf die kommenden Monate. Sowohl die Auftragslage als auch die Umsätze sind rückläufig. Die Handwerkskammer fordert eine klare Öffnungsstrategie.

Die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk der Handwerkskammer Freiburg, zu der auch die Betriebe in der Ortenau gehören, werden von der Coronakrise massiv ausgebremst. Das geht aus der vierteljährlichen Konjunkturumfrage der Kammer hervor. "Unsere Betriebe schauen äußerst skeptisch auf die nächsten Wochen und Monate", berichtet Handwerkskammerpräsident Johannes Ullrich.

"Die Werte der Geschäftsaussichten sind auf Talfahrt." Auch der Konjunkturindikator im Kammerbezirk, der aus Geschäftslage und -erwartungen gebildet wird, liegt bei nur 6,1 Punkten und ist damit auf den niedrigsten Wert seit mehr als zehn Jahren abgesackt. "Die Zahlen zeigen: Wir brauchen eine klare Öffnungsperspektive, ein Fahren auf Sicht wie bisher wird den negativen Trend weiter bestärken", fordert Ullrich.

"Bis zum Herbst 2020 ist das Handwerk vergleichsweise gut durch die Coronakrise gekommen", ergänzt Handirk von Ungern-Sternberg, Mitglied der Kammergeschäftsleitung. "Der zweite Lockdown sorgt aber nun für massive Unsicherheit bei den Betrieben."

Coronabedingte Schließungen

Zwar bewerten noch nahezu zwei Drittel der befragten Handwerksunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut. Der Anteil derer, die eine schlechte Geschäftslage melden, ist aber binnen Jahresfrist von 7,2 Prozent auf nun 18,1 Prozent angestiegen.

Die Stimmung ist düster: Nur noch 11,1 Prozent der Betriebe erwarten eine Verbesserung ihres künftigen Geschäftsverlaufs (Vorjahr: 20,9 Prozent). Deutlich mehr als jeder Dritte (39,6 Prozent) geht von einer schlechten Geschäftsentwicklung aus.

Die Bauhaupt- und Ausbaugewerke zeigen sich zwar robust, aber auch hier trüben sich die Erwartungen mittlerweile ein. Bei den personenbezogenen Dienstleistungen, dazu zählen unter anderem Friseure und Kosmetiker, ist die Stimmung am Nullpunkt.

"Die coronabedingten Schließungen wirken sich verheerend auf die aktuelle Ertragslage der Unternehmen aus. Auch die Geschäftserwartungen unserer Mitgliedsbetriebe tendieren aufgrund der fehlenden Öffnungsperspektive gegen Null", erläutert Ungern-Sternberg. Viele Betriebe haben ihre Rücklagen aufgebraucht und warten weiterhin auf staatliche Hilfen.

Der Wunsch nach Verlässlichkeit

Die Auftragslage im regionalen Handwerk spiegelt die problematische Entwicklung wider: Rund um den Jahreswechsel meldeten 16,4 Prozent der befragten Betriebe Auftragssteigerungen (Vorjahr: 25,1 Prozent), gleichzeitig verzeichnete aber mehr als ein Drittel der Unternehmen (36,8 Prozent, Vorjahr: 14,6 Prozent) Auftragsrückgänge.

Auch die Auftragserwartungen sind deutlich gedämpft. Mit einem höheren Auftragsaufkommen rechnen weiterhin 22,6 Prozent der Betriebe. Der Anteil der Unternehmen, die Auftragsrückgänge befürchten, hat sich mehr als verdreifacht (32,7 Prozent, Vorjahr: 9,8 Prozent). "Die fehlende Planungssicherheit sorgt für deutlich sinkende Erwartungen bei unseren Betrieben", resümiert Handirk von Ungern-Sternberg.

Im Handwerk, das seit Jahren auf stabilen Füßen stand, sind die negativen Auswirkungen von Corona mittlerweile auch bei den Betrieben zu spüren, die noch weiterarbeiten dürfen. "Die Politik muss in diesen unsicheren Zeiten vor allem auch Verlässlichkeit bieten", fordert Handwerkskammerpräsident Ullrich abschließend.

Bei den Umsätzen der südbadischen Handwerksbetriebe hat die Coronakrise deutliche Spuren hinterlassen: Der Anteil der Meldungen von Umsatzrückgängen hat sich auf 26,2 Prozent mehr als verdoppelt. Umsatzsteigerungen meldeten noch 28,7 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 34,9 Prozent). In den kommenden Monaten befürchtet gut die Hälfte der Betriebe (50,6 Prozent; Vorjahr: 29,3 Prozent) sinkende Umsätze. Lediglich 12,4 Prozent erwarten eine Umsatzsteigerung (Vorjahr: 28,8 Prozent).