Martinho Domingues hat nicht nur Kaffee, sondern auch ein offenes Ohr für die Besucher. Foto: cbs Foto: Lahrer Zeitung

Sozialarbeit: Adventgemeinde und Ehrenamtliche schenken Obdachlosen sowie sozial schwachen Familien ein Weihnachtsfest

Offenburg. Weihnachten gilt als ein Fest der Familie. Doch nicht für alle Menschen wird dieser Wunsch wahr. Etliche haben noch nicht einmal einen Platz, den sie ein Zuhause nennen dürften. Nicht nur in Offenburg gibt es zahlreiche Bedürftige. Menschen ohne Obdach. Die Adventgemeinde und viele Mitglieder aus Lahr und dem Kreis haben genau an diese Menschen gedacht und für sie am dritten Advent ein Weihnachtsfest mit Bescherung geschenkt. Das Haus St. Fidelis sollte sich am dritten Advent füllen.

"Hallo, wie geht’s. Kommen Sie bitte herein. Setzten Sie sich, darf ich Tee oder Kaffee bringen?" Jeder Gast zählte und erhielt an diesem Tag ein Stück seiner Würde zurück. Diese Wahrnehmung tat gut. "Hier wird sich gekümmert", sagt ein junger Mann aus Offenburg. Allen Besuchern steht ein Stück Leere und Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Die Wärme im Haus Fidelis, das die Katholische Kirchengemeinde seit vielen Jahren für dieses Fest zur Verfügung stellt, hilft.

Aber nicht nur die Wärme. Im Mittelpunkt stehen persönliche Geschichten – oft in wenigen Sätzen erzählt. Verlust von Familie, Alkoholkonsum, Drogen, Verlust von Arbeit. ein Teufelskreis. Schicksale ähneln sich. Aber irgendwie ist es auch der nackte Kampf ums Überleben. "Wohin geht es heute Nacht?" Der junge Mann antwortet: "In den Schlafsack. Irgendwo im Trockenen."

Für Martinho Domingues von der Adventgemeinde und weitere 50 Mitstreiter ist dieser Nachmittag exakt das, was auch ein Stück Weihnachten beginnen lässt. Seit zehn Jahren schenken Ehrenamtliche gut 150 Menschen ein Stück Heimeligkeit, Empathie und Sympathie. "Die Menschen sollen sich bei uns einfach nur wohlfühlen", betont Domingues.

Zur Unterstützung des Festes mit Bergen von Gebäck, Broten und Kuchen trugen viele Bäckereien bei. Blumenläden gaben Tischschmuck, und aus 40 Kilo gespendetem Mehl haben die Mitglieder frische Spätzle zubereitet, die Beilage für das Gemüsegeschnetzelte. Unter dem Weihnachtsbaum stapelten sich Geschenktüten für Erwachsene und Kinder mit Socken, Hygieneartikeln, Nascherwerk.

Eva Christoph, Leiterin der Wohnungslosenhilfe, ist dankbar für jegliche Form von Unterstützung. Sie bestätigt die Einschätzung eines Obdachlosen: "Seit Jahren fehlt es an bezahlbarem Wohnraum." In Offenburg stehen 44 stationäre Plätze im St. Ursula-Heim zur Verfügung. Frauen haben hier den Vortritt. Hinzu kämen angemietete Wohnungen oder 18 Plätze im Erfrierungsschutz. Die Wärmestube in der Wasserstraße ist ganzjährig geöffnet und bietet neben einer Kleiderkammer die Möglichkeit für Hygiene. In der Pflasterstube im St. Ursula Heim erfahren die Menschen auch medizinische Fürsorge.