Foto: Bauerdick Foto: Lahrer Zeitung

Der Offenburger Triathlet Jörg Scheiderbauer will in unter 48 Stunden 285 Kilometer von Pforzheim nach Basel laufen / Dabei sammelt er Spenden für einen guten Zweck

Eigentlich wollte Jörg Scheiderbauer dieses Jahr in seiner Altersklasse Ironman-Weltmeister werden. Stattdessen läuft er am Donnerstag um fünf Uhr morgens los, um innerhalb von 48 Stunden den 285 Kilometer langen Westweg zu bezwingen.

Als Ironman kennt sich Jörg Scheiderbauer mit Langstreckenläufen aus. Bei Wettkämpfen läuft er einen Marathon – nachdem er zuvor schon 3,8 Kilometer geschwommen und 180 Kilometer Rad gefahren ist. Bei legendären Ironman auf Hawaii absolvierte er 2019 dieses Mammutprogramm in persönlicher Bestzeit von 9:04:25 Stunden, in seiner Altersklasse der 40- bis 44-Jährigen wurde er damit Vierter. Die Strecke, die er ab Donnerstagmorgen um fünf Uhr in Angriff nimmt, ist für den Offenburger Triathleten aber doch etwas besonderes. Der 43-Jährige will den Westweg von Pforzheim nach Basel in unter 48 Stunden laufen. Das sind 285 Kilometer mit rund 8000 Höhenmetern, teilweise über Stock und Stein und auch über Nacht.

"Das ist schon eine Hausnummer. Durch den Ironman bin ich harte Sachen gewohnt, aber das wird noch mal eine andere Liga", sagt Scheiderbauer. Neben dem Respekt vor der Herausforderung hört man – trotz aller Anstrengungen, die auf ihn warten – in seiner Stimme auch Vorfreude und sportlichen Ehrgeiz heraus. Denn er wäre der erste, der den Westweg in unter 48 Stunden zu Fuß bezwingen würde.

Weg führt ihn auch über den Feldberg

Die Idee kam ihm – wie sollte es in diesen Tagen anders sein – aufgrund des Coronavirus. "Ich war schon voll im Training, weil ich auf Hawaii eigentlich Altersklassen-Weltmeister werden wollte. Durch Corona dachte ich mir aber schon, dass ich das vergessen kann", erzählt Scheiderbauer. Also suchte er sich eine neue Herausforderung, damit das viele Training nicht umsonst war. Er kam auf den Westweg, der von Pforzheim durch den Schwarzwald bis nach Basel führt. Auf den 285 Kilometern sind mehrere Berge zu erklimmen, darunter die Hornisgrinde und der Feldberg.

Nachdem er die Idee gehabt hatte, ging das Überlegen los. "Meine Partnerin war erst mal skeptisch", erzählt er lachend. Im Training habe er daher dann mal zwei Halbmarathons an einem Tag absolviert, ein paar Tage später dann zwei Marathons. Am Ende stand fest: "Das probierst’ jetzt einfach mal."

Die Aktion ist zudem kein reiner Selbstzweck, Scheiderbauer sammelt mit dem Projekt Geld für den guten Zweck. Auf seiner Homepage bittet Scheiderbauer um Spenden für den Förderverein für krebskranke Kinder Freiburg. "Das Medieninteresse und die Spendenbereitschaft ist riesig", freut sich der Ironman. Als Ziel nennt er 10 000 Euro. "Das wäre schon cool." Ein Großspender habe bereits 1000 Euro überwiesen. "Und er hat mir geschrieben, wenn ich es unter 48 Stunden schaffe, spendet er noch mal 1000 Euro", erzählt Scheiderbauer, der dadurch einen weiteren Anreiz hat.

Die ersten 20 Stunden sind entscheidend

Die Entscheidung, ob er es in der Zeit schafft, wird dabei wohl schon am ersten Tag fallen. Der Marschplan, den er auf seiner Homepage veröffentlicht hat, sieht vor, dass er nach rund 20 Stunden bereits 183 Kilometer absolviert hat. Dann will er sich etwa drei Stunden ausruhen und die letzten 100 Kilometer angehen. "Der zweite Tag ist konservativ gerechnet. Wenn ich den ersten Tag wie geplant schaffe, ist das Ding eigentlich safe", glaubt Scheiderbauer, der während des gesamten Laufs jeweils von ein bis zwei ortskundigen Läufern – natürlich unter Wahrung des Sicherheitsabstands – begleitet wird. Diese werden vor allem als Streckenführer und Motivatoren gebraucht.

Denn: "Es kann gut sein, dass ich mich nach 100 Kilometern frage, was ich mir da angetan habe", sagt Scheiderbauer. Das kennt er bereits von seinen Ironman-Starts. "Da denke ich mir auch immer nach 30 Kilometern vom Marathon, dass das mein letzter Ironman war", sagt er lachend. Im Ziel sind diese Gedanken aber verschwunden. Vielleicht also startet mit dem Westweg-Lauf am Donnerstag eine neue Tradition für den Offenburger Ironman.

Der Start ist am Donnerstag, 21. Mai, um fünf Uhr in Pforzheim. Auf seiner Homepage bietet Scheiderbauer ein Live-Tracking des Laufs an. Dort gibt es auch Streckeninfos sowie das Spendenkonto des Fördervereins für krebskranke Kinder.

Weitere Informationen: www.scheiderbauer-sports.de/westweg