Beim deutsch-franzöischen Gebrauchtwagenhandel stimmt die reale Laufleistung des Autos bei der Hälfte der Angebote nicht mit dem Tachostand überein. Foto: Berg

Betrug praktisch nicht nachzuweisen. Handel in der Ortenau noch stärker betroffen.

Ortenau - Jeder dritte Gebrauchtwagen wird mit manipuliertem Tacho und damit teurer verkauft. Diesen Betrug zu entlarven, ist im deutsch-französischen Handel in der Ortenau praktisch unmöglich, meinen Experten.

Bei 30 bis 50 Prozent der Gebrauchtwagen in Europa, die grenzüberschreitend verkauft werden, wurde der Kilometerzähler manipuliert. Die Zahlen gibt ein Bericht des Europäischen Parlaments an. Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz (ZEV) fordert in Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) und der französischen Automobile Club Association (ACA) effektive Abhilfe. Immerhin: Der geschätzte Schaden für die Käufer beläuft sich auf jährlich sieben Milliarden Euro. Die Trickser bedienen sich modernster Technik und ändern teilweise sogar die Kilometerstände in den Steuergeräten.

"Wenn man das unterbinden möchte, müssten sich alle Werkstätten, also auch die freien Werkstätten, der zentralen Datenbank anschließen", meint Uwe Ringwald, Obermeister der Kfz-Innung Ortenau. Das Prinzip: Fahrzeugrelevante Daten bei der Hauptuntersuchung und beim Service werden in den Vertragwerkstätten routinemäßig zentral gespeichert. Mit diesen Informationen entstehe eine glaubwürdige und überprüfbare Fahrzeughistorie. Der Vergleich der Daten aus der Datenbank und der Fahrzeugelektronik hilft dabei, Manipulationen aufzudecken. Deutsche und französischen Händler vergleichen solche Daten jedoch nicht. Um effektiv gegen Tachobetrug vorzugehen, müsse auf europäischer Ebene gehandelt werden, meint Uwe Ringwald.

Auch das ZEV setzt sich für eine europaweite Lösung ein. Ein Vorbild liefere der belgische "Car-Pass", also eine grenzüberschreitende und zentrale Erfassung für den Austausch von Kilometerdaten. Der ADAC und der ACA hingegen verfolgen einen technischen Ansatz. Demnach sollen zum Beispiel Hardware-Lösungen Tachomanipulationen schwieriger und kostspieliger machen. Schließlich sei es wichtig, Verbraucher für die Problematik zu sensibilisieren.

"Um wirklich etwas zu bewirken, müssen wir den verschiedenen Lösungsansätzen gleichzeitig nachgehen", so Christian Tiriou, Projektleiter des ZEV. "Ein Wundermittel gibt es im Moment nicht."

Das kann helfen

Besonders bei älteren Gebrauchtwagen wird getrickst: Ein Indiz: Der Tacho zeigt gerade mal 20 000 Kilometer. Doch das Lenkrad ist abgenutzt, die Sitze sind eingesessen und die Pedalauflagen verschlissen. Unter der Motorhaube kann ein Aufkleber über den nächsten Ölwechsel informieren. Die Zahl sollte zum Kilometerstand passen.