Die Ortenau ist europaweit die Region mit der höchsten Bienendichte. Dass es so ist, liegt allein an der Arbeit der Imker. Ohne deren Engagement wäre die Honigbiene – wie die meisten Insekten auch – stark gefährdet. Foto: Hans-Jörg Vögele Foto: Lahrer Zeitung

Natur: Badischer Imkerverband sieht Entwicklung bei Bienenvölkern mit Sorge

In keiner anderen Region Europas ist die Bienendichte größer als in der Ortenau. Seit zehn Jahren steigt die Zahl der Bienenvölker. Doch das ist kein Zeichen für eine intakte Natur. Ohne Hobby-Imker sähe es hier deutlich grauer aus.

Ortenau. Auf den ersten Blick ist es eine positive Meldung, die das Land Baden-Württemberg verkündet: Niemals gab es im Land mehr Bienenvölker als heute. Auch die Zahl der Imker ist kontinuierlich gestiegen. "Der Ortenaukreis ist der bienendichteste Landkreis Europas", sagt auch Klaus Schmieder.

In Europa gibt es keine wildlebenden Honigbienen mehr

Allerdings ist dieses Prädikat nicht natürlicher Art, sondern menschengemacht, schränkt er ein. "Nur dadurch, dass sich die Imker um die Nachzucht von Bienen kümmern, ist der Rückgang der Honigbienen bisher erfolgreich vermieden worden", sagt der Präsident des Landesverbands Badischer Imker, der seinen Sitz in Fischerbach hat.

"Wir haben im Ortenaukreis 1540 Imker mit gut 15 000 Bienenvölkern. Dazu kommen noch Wanderimker mit teilweise bis zu 7000 Bienenvölkern", berichtet der 67-Jährige. Im Landkreis mit seinem vergleichsweise warmen Rheingraben überwintert daher jährlich die gleiche Anzahl an Bienenvölkern. Allein einer der größten Imkerbetriebe Deutschlands transportiere jeden Herbst an die 2000 Völker in den Südwesten.

Die guten klimatischen Bedingungen sorgen in den warmen Monaten sogar für ein bisschen Gedränge: "Es gibt in der Vorbergzone und im Rheinauenwald Gebiete, wo die Bienendichte sogar zu hoch ist", hat Schmieder festgestellt.

Grund zur Freude hat Schmieder, der selbst 60 Bienenvölker sein eigen nennt, jedoch nicht. Denn ohne das Engagement der vielen Imker im Land stünde es schlecht um die Honigbiene. Der Rückgang von Insekten allgemein sei in den vergangenen 20 Jahren auf nahezu 75  Prozent zu beziffern. Und: "Jährlich sterben etwa 20 bis 30  Prozent der Bienenvölker." Warum? "Intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Emissionen vom Verkehr, der Luftfahrt, der Industrie, durch Heizungen, und auch die Einflüsse von Schädlingen sind dafür ursächlich", führt der Verbandspräsident aus.

Unter den schlechten Umweltbedingungen leiden alle Insekten

"Anders als bei der Honigbiene sind bei Hummeln, Wespen, Hornissen und den 540 Wildbienenarten – die meist solitär leben – keine Nachzuchten möglich." Denn bei der Honigbiene lassen sich aus einem Volk fast beliebig viele Königinnen züchten, die Basis neuer Bienenvölker sein können. Ohne das Zutun des Menschen wäre die Lage bei den Honigbienen daher "viel dramatischer".

Schmieder ist da eindeutig in seiner Bewertung: "Die Lage ist sehr ernst." Denn unter den lebensbedrohenden Bedingungen und dem Nahrungsmangel leiden alle Insekten. "Arten werden dezimiert oder verschwinden sogar ganz", warnt der 67-Jährige eindringlich

Honigbienen liefern nicht nur Honig, sondern sichern die flächendeckende Bestäubung von Obst und Kulturpflanzen.

Der Anteil an der Bestäubung liegt in der Ortenau bei weit über 80 Prozent. Hierzulande werden vor allem "Kärntner Biene" und "Buckfastbiene" gehalten, und zwar fast ausschließlich von Hobby-Imkern. Von denen hat im Schnitt jeder acht Völker. Im Ortenaukreis sind von den 1540 Imkern gerade einmal vier Berufsimker, weist der Landesverband aus. Er betreibt zwei Imkerschulen, eine ist in Zell-Unterentersbach..

Weitere Informationen: www.badische-imker.de