Liubov Nosova freut sich über den Preis des Zonta-Clubs Offenburg/Ortenau. Foto: Lahrer Zeitung

Förderpreise an Studierende der Hochschule Offenburg sind vergeben / Herrenknecht stiftet zum ersten Mal

Offenburg (red/sad). Bei der Preisverleihung der Hochschule Offenburg haben 17 Unternehmen, Institutionen, Vereine und Verbände die herausragenden Studienleistungen von 28 Absolventen und Studierenden gewürdigt. Insgesamt beläuft sich die Fördersumme auf rund 28 000 Euro.

Bei der Jubiläumsfeier der Hochschule Offenburg hatte es Martin Herrenknecht angekündigt: Der Vorstandsvorsitzende der Schwanauer Herrenknecht AG, der auch Ehrenbürger der Hochschule Offenburg ist, wollte einen Preis für besondere Leistungen im Bereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik stiften. Gesagt, getan: Am Freitagabend erhielten gleich zwei Studenten jeweils 2500 Euro (siehe Infokasten). "Für mich ist es sehr überraschend, wie viele Preisträger hier heute Abend ausgezeichnet werden und ich bin stolz darauf, dass wir hier in der Region eine so erfolgreiche Hochschule haben", sagte Herrenknecht.

Die Eins vor dem Komma war die Regel, soziales oder hochschulpolitisches Engagement war in allen Lebensläufen zu finden: "Ich finde es prima, dass Sie als besonders starke und leistungsfähige Menschen auch die Schwächeren nicht vergessen", lobte etwa der Offenburger Stadtrat Bertold Thoma (SPD), als er den Förderpreis der Stadt Offenburg überreichte.

Respekt und Hochachtung vor den Leistungen und Lebensläufen der jungen Studierenden war in allen Ansprachen zu vernehmen. Werner Reif von der IHK Südlicher Oberrhein bezeichnete die Hochschule gar als "Kaderschmiede für die Region".

Der Zonta-Club unterstützt nicht mehr nur in klassischen Mint-Fächern

Viele der Preisträger haben längst eine Arbeitsstelle gefunden, manche studieren im Master weiter oder promovieren. Carolin Lutz etwa, Absolventin des Masterstudiengangs "Energy Conversion and Management" schreibt derzeit an der Universität Heidelberg ihre Doktorarbeit und freute sich über 1000 Euro der Firma Meiko. "Wenn ein Unternehmen solche Absolventen für sich gewinnen kann, darf es wirklich stolz sein", ergänzte Arnold Sachs von der Thales Group.

Zonta, ein weltweiter Zusammenschluss berufstätiger Frauen, die die Situation von Frauen in rechtlicher, wirtschaftlicher, politischer und beruflicher Hinsicht verbessern wollen, vergab am vergangenen Freitag gleich sechs Preise, darunter auch das "Jane M. Klausman Women in Business Scholarship". In diesem Jahr konnten sich zum ersten Mal junge Frauen, die in Betriebswirtschaft oder verwandten Studiengängen wie Logistik und Handel oder Medien und Informationswesen mit dem Schwerpunkt Unternehmenskommunikation eingeschrieben sind, für diesen Preis bewerben: So erhielt Logistik-und-Handel-Studentin Lena Dworschak für ihre herausragenden Leistungen im Studium 1000 Euro aus den Händen von Präsidentin Elke Gorissen. Bisher unterstützte der Zonta-Club Offenburg/Ortenau Studentinnen nur in den traditionell männlich dominierten Fachrichtungen Maschinenbau und Verfahrenstechnik sowie Elektrotechnik und Informationstechnik.

Liubov Nosova ist neben Herrenknecht-Preisträger Pablo Buritica aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá die Preisträgerin, deren Heimatstadt am weitesten von Offenburg entfernt liegt. Sie kommt aus der fünftgrößten russischen Stadt Nizhny Novgorod, dem ehemaligen Gorki. Größer können die Unterschiede nicht sein: Dort die 450 Kilometer östlich von Moskau gelegene Millionen-Metropole, mit einer riesigen Technischen Universität, hier das idyllische Offenburg mit 4500 Studierenden und überschaubarer Professorenschaft. Aber Liubov Nosova hat sich ganz bewusst für einen Master in Offenburg entschieden, es war ihre erste Wahl – noch vor München und Oldenburg.

"Für mich waren vor allem die Studieninhalte entscheidend. Ich wollte mich auf regenerative Energien spezialisieren. Das ist eine gute Ergänzung zu meinem bisherigen Studium, das den Schwerpunkt Elektrische Energieversorgung hatte", sagt die 22-Jährige. Über die Seite des Deutschen Akademischen Austauschdiensts war sie im Internet auf Offenburg gestoßen. Der Studiengang Energy Conversion und Management hatte sie von den angebotenen internationalen Masterstudiengängen am meisten überzeugt.

Aber noch aus einem anderen Grund zog es sie in den Ortenaukreis: "Ich bin keine große Partygängerin und das Leben in einer Kleinstadt ist wesentlich entspannter als in einer Metropole wie Nizhny Novgorod. Dort braucht man Ewigkeiten, um von einem Ort zum anderen zu kommen", erklärt die junge Russin, die jetzt begeistert die Busse nach Schutterwald nutzt, wo sie zur Untermiete wohnt. "Hier gibt es Fahrpläne, auf die man sich verlassen kann. Ganz im Gegensatz zu Russland: Da steht man manchmal fünf Minuten, manchmal eine halbe Stunde und man weiß nie, wann der nächste Bus kommt."

Sowohl in Russland als auch in Offenburg studieren wenige Frauen Elektrotechnik

Überrascht haben die junge Russin vor allem die Studienbedingungen. Im Vergleich zu den Hochschulen in Russland findet sie die Gebäude hier äußerst modern und die Einrichtung funktional.

Und dabei kennt Liubov Nosova nur die ältesten Gebäude auf dem Campus Offenburg, sie hatte bisher noch keine Gelegenheit, das neue E-Gebäude zu besichtigen. Begeistert ist auch von den so genannten "Moodle-Kursen", die es ermöglichen, sich Lerninhalte auch online anzueignen. "Solche Möglichkeiten gab es an der Technischen Universität von Nizhny Novgorod nicht."

Keinen Unterschied gibt es allerdings bei der Frauenquote in der Elektrotechnik: In Russland saßen in den Seminaren, die sie besucht hat, wie in Deutschland höchstens zehn Prozent Frauen. Und hier wie dort haben manche Professoren ihre Vorurteile gegenüber Studentinnen der sogenannten Mint-Fächer. "Wir hatten einen Professor, der machte sich lustig, wenn wir Frauen eine Formel nicht verstanden haben. Er meinte, Formeln seien halt kein Suppenrezept. Das hat uns ziemlich wütend gemacht, aber auch angespornt. Am Ende haben wir es ihm bewiesen: Wir Frauen hatten die weitaus besseren Abschlüsse als die Männer in unserem Studiengang", sagt sie selbstbewusst.

INFO

Preisträger und -stifer

> Edeka Südwest: Sascha Niro (Elzach)

> E-Werk Mittelbaden: Jonas Schönauer (Regensburg), Jens Bohnen (Hausach)

> Etol-Werk Eberhard Tripp: Christiane Reich (Gutach)

> Felix-Tradt-Preis: Christian Gebele (Bad Rippoldsau-Schapbach)

> Herrenknecht AG: Pablo Buritica (Bogotá/Bremerhaven), Kai Kammerer (Offenburg);

> IHK Südlicher Oberrhein: Mario Frietsch (Bühl);

> Meiko Maschinenbau: Carolin Lutz (Speyer)

> Parker Hannifin: Philipp Ringwald (Bad Krozingen)

> Sparkasse Gengenbach: David Börsig (Kappelrodeck-Waldulm)

> Sparkasse Offenburg/Ortenau: Jennifer Sissi Kandziora (Offenburg), Manuel Sedlak (Freiburg)

> Stadt Offenburg: Frauke Schmid (Haslach), Yves Riehle (Offenburg)

> Thales Group: Matthias Ehret (Stutensee), Johannes Köbele (Offenburg)

> VDI-Bezirksverein Schwarzwald: Joachim Eccardt (Weisweil)

> Verein der Freunde und Förderer der Hochschule Offenburg: Johannes Kässinger (Herbolzheim)

> Volksbank Lahr: Dennis Wöhrlin (Durbach)

> Volksbank Offenburg: Sarah Mitzel (Baden-Baden), Sascha Herr (Herbolzheim)

> Zonta-Club Offenburg/Ortenau: Natalie Becker (Offenburg), Corinna Brenner (Appenweier), Jennifer Brucker (Mühlenbach), Liubov Nosova (Nizhny Novgorod/Schutterwald), Anja Ringwald (Hofstetten),

> Jane M. Klausman Women in Business Scholarship: Lena Dworschak (München)