In vier Arbeitsgruppen diskutierten Bürger und Experten Lösungsansätze für die Herausforderungen, vor denen der Ländliche Raum in Sachen Ärzteversorgung steht. Moderiert werden die Gespräche vom Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart. Foto: Kleinberger Foto: Lahrer Zeitung

Versorgung: Bürgerbeteiligung zur Ärzteversorgung startet mit wenigen Teilnehmern, aber vielen Ideen

Der Ortenaukreis nimmt die ärztliche Versorgung in den Blick. In sechs "Strukturgesprächen" soll ermittelt werden, welche Wünsche und Ideen die Bürger haben. Das erste fand am Freitag in Haslach statt.

Ortenau. "Wo drückt der Schuh?" – diese Frage wurde am Freitagabend im Haslacher Pfarrheim rege diskutiert, auch wenn das Thema nur gut 30 Gäste aus dem gesamten Kinzigtal angelockt hatte. Seitens des Landratsamts (LRA) Ortenaukreis wird der Bürgerbeteiligungsprozess von Evelyn Bressau, Leiterin der Arbeitsgruppe "Sicherstellung der ambulanten medizinischen Versorgung im Ortenaukreis (sektorenübergreifende Versorgung)" und Janine Feicke, Leiterin der Geschäftsstelle der Kommunalen Gesundheitskonferenz, begleitet.

Bressau erläuterte zunächst, dass mit den regionalen Strukturgesprächen aktuell eine Bestandsaufnahme zur medizinischen Versorgung und möglichen Lösungen des drohenden Ärztemangels vollzogen wird. Erste Ergebnisse werden zum Jahresende erwartet.

Eine Bürgerbefragung im Kinzigtal zeigte, dass aktuell vor allem lange Wartezeiten, die Verfügbarkeit von Hebammen, Erreichbarkeit der Ärzte und die Notfallversorgung in den Seitentälern Themen sind.

Ein großes Problem hat die Arbeitsgruppe bereits festgestellt: Derzeit sind die Ebenen der ambulanten und der stationären Versorgung scharf getrennt, eine Vernetzung fehlt. Diese herzustellen, sei gar nicht so einfach, wurde im Laufe des Abends deutlich – allein, dass es zwei völlig verschiedene Abrechnungssysteme gibt, verhindere aktuell eine flexiblere Verzahnung der Angebote. Bressau betonte, dass Ansätze, die derzeit aufgrund der Gesetzeslage nicht möglich sind, nötigenfalls "hocheskaliert werden".

In vier Gruppen, deren Teilnehmer nach jeweils 20 Minuten wechselten, wurden die großen Themen, die den Kreis derzeit beschäftigen, diskutiert. Auch wenn die Teilnehmerzahl recht gering erschien: Heraus kamen recht viele Probleme und kreative Lösungsansätze. Bressau und Feicke waren am Ende zufrieden mit dem Ergebnis.

Große Sorgen machen sich die Kinzigtäler hinsichtlich der Notfallversorgung: "Werde ich rechtzeitig erreicht, wenn etwas passiert ist?" war eine drängende Frage in der Arbeitsgruppe. Ein Vorschlag: Den Standort Biberach weiter stärken. Auch wurde angeregt, das Angebot im Tag um eine gynäkologische Notfallpraxis zu ergänzen. Zudem stellte sich heraus, dass vielen Bürgern offenbar nicht klar ist, wann sie einen Notarzt brauchen und wann nicht. Bressau nahm die Anregung, in dieser Hinsicht besser aufzuklären, gern auf. Auch, dass die Notfallnummer des ärztlichen Bereitschaftdienst 116 117 offenbar kaum bekannt ist, nahm sie auf und will Abhilfe schaffen.

Dass beim ersten regionalen Strukturgespräch bereits viele konkrete Ansätze entwickelt wurden, freute Bressau und Feicke sichtlich. Sie werde für sich mitnehmen, dass es wichtig sei, "den Patienten mündig zu machen", sagte Feicke. Die Aufklärung in dieser Hinsicht solle verstärkt werden. Viele der Anregungen könnten nicht ohne Weiteres umgesetzt werden, aber sie versprach, diese an die zuständigen Stellen "zu eskalieren".

Die Strukturgespräche sind von 18 bis 21 Uhr angesetzt.

Achertal: Mittwoch, 10. Juli, Festsaal der Illenau, Achern

Hanauerland: Mittwoch, 17. September, Tulla-Realschule, Kehl

Offenburg: Donnerstag, 18. September, Landratsamt, Großer Sitzungssaal – Beginn um 18.30 Uhr

Altkreis Lahr: Mittwoch, 25. September, Städtisches Gymnasium, Ettenheim

Oberkirch: Donnerstag, 26. September, Erwin-Braun Stadthalle, Oberkirch