Eine mit der mutierten virusvariante infizierte Person ist auf der Covid-Station des Klinikums am Ebertplatz in Offenburg behandelt worden. Dort werden nun sicherheitshalber alle Patienten und Mitarbeiter per PCR-Test auf den Erreger untersucht. Foto: Braun (Archiv)

Gesundheit: Labor identifiziert fünf Fälle im Kreis / Ein Betroffener war Covid-Patient in Offenburger Klinik

Offenburg - Im Ortenaukreis sind aktuell fünf Fälle von mutierten Coronaviren nachgewiesen worden. Darunter ist auch ein ehemaliger Patient der Covid-Station des Offenburger Klinikums am Ebertplatz. Alle Betroffenen befinden sich nun in Quarantäne.

Bei einem Corona-Patient, der auf der Covid-Station im Ortenau-Klinikum am Ebertplatz behandelt worden war, wurde eine ansteckendere Corona-Mutation nachgewiesen. In Zusammenhang mit diesem Fall konnten bislang zwei weitere Infektionen mit der Mutation bestätigt werden, teilt das Landratsamt am Donnerstag mit.

Bei diesen handele es sich um enge Kontaktpersonen und nicht um Klinik-Mitarbeiter, versichert Kai Hockenjos, Pressesprecher des Landratsamts, gegenüber unserer Zeitung. Darüber hinaus wurden zwei weitere Personen außerhalb des Klinikums positiv auf eine mutierte Virusvariante getestet. Unsere Redaktion hat die Antworten auf die drängendsten Fragen dazu zusammengefasst:

Um welche Virusvariante handelt es sich?

Um welche Virusvariante es sich genau handelt, ist noch unklar. Bei den fünf dem Gesundheitsamt des Ortenaukreises bestätigten Fällen wurde die Mutation "N501Y" nachgewiesen, die zu den Virusvarianten "B.1.1.7" (Großbritannien), "B.1.351" (Südafrika) und "B.1.1.28" (Brasilien) zählt.

Sind die Mutationen gefährlicher?

Die Virusmutation, die vor allem in Großbritannien und Irland bereits sehr verbreitet ist, ist Experten zufolge leichter übertragbar als die ursprüngliche Form von Sars-CoV-2. Der Krankheitsverlauf selbst scheint bisher aber ähnlich sein.

Wie ist der Status der Betroffenen?

Der Infektionsfall im Klinikum ist zwischenzeitlich entlassen worden, da keine stationäre Behandlung mehr nötig gewesen sei, teilt das Landratsamt mit. Die Person befinde sich nun in Quarantäne. Bei den zwei weiteren, davon unabhängigen, Fällen konnte das Gesundheitsamt des Ortenaukreises ebenfalls die engen Kontaktpersonen ermitteln. In allen Fällen befinden sich diese nun in Quarantäne.

Wie versucht der Kreis die Mutation zu bekämpfen?

Bei allen Kontaktpersonen wurden PCR-Abstriche veranlasst, um das Risiko einer Weiterverbreitung durch Virusträger ohne offenkundige Symptome zu minimieren, so das Landratsamt. "Ergeben sich daraus weitere positive Fälle, werden entsprechende weiterführende Laboruntersuchungen veranlasst, bei der das Erbmaterial des Virus genau untersucht wird, um Mutationen zu entdecken", so Hockenjos. Es sei nicht auszuschließen, dass auch bei weiteren Proben Mutationen nachgewiesen werden.

Woher stammen die fünf Fälle?

Das bleibt geheim. "Dazu, woher die Infizierten kommen, sagen wir nichts", erklärt Pressesprecher Hockenjos auf Nachfrage.

Wann wurden die Fälle entdeckt?

Den Nachweis für die Infektionsfälle mit der Virus-Mutante hat das Gesundheitsamt am Mittwochnachmittag respektive Donnerstagvormittag erhalten. So die Auskunft des Landratsamts auf Nachfrage unserer Zeitung.

Wie reagiert das Klinikum?

Auf der betroffenen Covid-Station werden keine neuen Patienten aufgenommen. Sie sei generell vom normalen Klinikbetrieb isoliert und dürfe nur unter besonderen Schutzmaßnahmen betreten werden, erläutert das Landratsamt.

Auch werden derzeit keine Patienten entlassen oder auf andere Stationen verlegt. Bei allen wird ein neuer PCR-Abstrich vorgenommen, um eventuell weitere Mutationen erkennen zu können. Nicht mehr behandlungspflichtige Patienten werden erst entlassen, wenn keine weiteren Mutationen festgestellt worden sind. Das gesamte ärztliche und pflegerische Personal der Station wird neben den Routinetests erneut getestet.

Die Klinik am Ebertplatz ist weiter geöffnet?

Der weitere Klinikbetrieb in Offenburg ist von den Maßnahmen nicht betroffen. Die Klinik nimmt unter den bekannten Corona-Bedingungen weiterhin Patienten auf. "Insbesondere die Notfallversorgung ist sichergestellt. Auch werden schwangere Frauen in der Geburtshilfe aufgenommen und betreut", berichtet Hockenjos.

Sind weitere Kliniken betroffen?

An den weiteren Häusern des Klinikverbunds wurden bisher keine Fälle von Corona-Mutationen nachgewiesen. In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt überwache das Klinikum die Situation engmaschig, heißt es vom Landratsamt.

Wie wurden die Mutation überhaupt entdeckt?

Die Fälle wurden im Zusammenhang mit der "Corona-Virus-Surveillance"-Verordnung des Bundesministeriums für Gesundheit ermittelt. Labore untersuchen bundesweit positive Proben auf ihre RNA-Sequenz, um einen besseren Überblick über die in Deutschland zirkulierenden Varianten des Virus zu bekommen.

Wie geht es nun weiter?

Weitere Entscheidungen seien abhängig von den Ergebnissen der laufenden Untersuchungen. Außerhalb der Kliniken sind keine weiteren Maßnahmen geplant. "Den Lockdown können wir ja nicht verschärfen", so Hockenjos.

Nicht die Ersten

Bereits Ende des vergangenen Jahres ist es im Ortenaukreis zu Infektionen mit einem mutierten Coronavirus gekommen. Betroffen war zunächst ein Paar. Die Frau hatte sich offensichtlich bei ihrem Partner angesteckt, der im Dezember nach einer Geschäftsreise in Großbritannien erkrankt war. Später kam es zu einem dritten Fall, dabei handelte es sich wohl um einen Angehörigen des Paares.