Reichlich Verkehr quält sich durch Kippenheim. Die grüne Landtagsabgeordnete Sandra Boser spricht sich deshalb für eine Entlastungsstraße aus. Grüne Kollegen von ihr aus dem Kreistag sehen das noch nicht so eindeutig. Foto: Decoux-Kone

LZ-Besuch: Grüne Landtagsabgeordnete spricht sich für Trasse zur Entlastung von Kippenheim aus

Die grüne Landtagsabgeordnete Sandra Boser spricht sich für den Bau einer neuen Umgehungsstraße von Ringsheim nach Lahr aus. Keine Entlastung für die B 3 zu bauen, wie andere Grüne im Kreis fordern, sei aus ihrer Sicht keine gute Lösung.

Lahr. Mit einer neuen Kreisstraße zwischen Ringsheim und Lahr soll die Bundesstraße 3 entlastet werden, vor allem das verkehrsgeplagte Kippenheim. Für diese neue Straße werden vom Landkreis mehrere Trassen geprüft, das hat der Kreistag Ende 2019 beschlossen. Untersucht wird auch, ob überhaupt eine neue Straße nötig ist, beziehungsweise, ob diese tatsächlich eine spürbare Entlastung bringen würde. Die Grünen-Fraktion im Kreistag ist sich in diesem Punkt nicht sicher und sieht das Neubauprojekt eher skeptisch.

Anders als ihre Parteikollegen positioniert sich nun die grüne Landtagsabgeordnete Sandra Boser. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärte sie, eine Umfahrungsstraße sei "grundsätzlich gut". Sie befürworte die Entscheidung des Kreistags, alle denkbaren Straßenvarianten zu prüfen. Jedoch am Ende möglicherweise gar keine Entlastungsstraße zu bauen, halte sie für keine gute Lösung.

Bürger sollen in Planung für die Umgehungsstraße eingebunden werden

"So lange wir keinen wirklich gut funktionierenden öffentlichen Nahverkehr als Ersatz für den Individualverkehr haben, müssen wir nach Lösungen für Kippenheim suchen. Mit der Flut an Fahrzeugen kann sich die Gemeinde innerörtlich sonst nicht gut entwickeln", findet sie. Für Sandra Boser ist jedoch auch entscheidend, die verschiedenen Planungen "mit den Bürgern zu besprechen". In diesem Punkt ist sie sich mit ihren grünen Kreistagskollegen einig. Im Gespräch mit unserer Redaktion, bei einem Besuch der Lahrer Zeitung, nahm die Abgeordnete auch Stellung zu anderen Themen:

B 415 unattraktiv machen: Für die verkehrsgeplagte Route der B 415 durch das Schuttertal pocht Boser darauf, diese "möglichst unattraktiv zu machen", etwa durch weitere Tempo-Begrenzungen.

Vorsicht bei Geothermie: Für Bohrungen die Nutzung von Tiefenwärme gebe es laut Boser in der Ortenau derzeit keine aktuellen Planungen. Da sollte man sehr vorsichtig sein: "Ein zweites Staufen will niemand." Gerade nach den jüngsten Vorfällen im Elsass sollte diese Technik "behutsam erforscht werden". Mehr Solaranlagen: Boser spricht sich für eine Ausweitung der Solaranlagen in der Region aus, beispielsweise entlang der Autobahn. Da gebe es noch jede Menge Potenzial. Auch auf Dächern von Mietshäusern sehe sie noch Möglichkeiten, um die Nutzung von erneuerbaren Energien auszuweiten.

Kaum neue Windräder: Bei der Windkraftnutzung in der Region sieht Boser nur wenige Möglichkeiten für zusätzliche Windräder. Die jetzt greifende 1000-Meter-Abstandsregelung zu Siedlungen erschwere die Installation von vielen denkbaren Anlagen auch in unserer Region, räumt die Abgeordnete ein. Die Ortenau sei in Sachen Windkraftanlagen allerdings schon vergleichsweise gut ausgestattet. Jetzt gehe es vor allem darum, alte Räder durch leistungsstärkere neue zu ersetzen, wie etwa in Ettenheim.

Gratis-Tickets für Schüler: Den ÖPNV will die Grüne attraktiver machen. Ein Gratis-Ticket für Schüler und Studenten im Ortenaukreis habe gute Chancen, im Wahlprogramm der Grünen 2021 zu stehen. Parallel dazu sollte der Landkreis aber sein Nahverkehrskonzept weiterentwickeln.

Offene Klima-Debatte: Boser sieht den Klimaschutz auf Landesebene "auf einem guten Weg". Mit verschiedenen Maßnahmen der grün-schwarzen Regierung würde der Klimaschutz verbessert. Die Angeordnete fordert dazu auf, dieses derzeit heiß gehandelte Thema "offen zu diskutieren". Eine Lagerbildung in Pro und Contra Klimaschutz sei wenig hilfreich. Man müsse das Verständnis breit in die Bevölkerung hineintragen, wünscht sich die Politikerin.

 Ruhe um den Wolf: Die Rückkehr des Wolfes in die Ortenau hatte voriges Jahr für erheblichen Wirbel im Kinzigtal gesorgt, als ein Tier in Kirnbach bei Wolfach Schafe gerissen hatte. Zwischenzeitlich sei aber wieder Ruhe eingekehrt. Auch, so Boser, weil das Land mittlerweile die Kosten für Schutzzäune gegen die Wölfe mittrage.

In der Ortenau sei die Lehrerversorgung aktuell gut, alle Stellen seien besetzt, "allerdings sind wir auf Kante genäht, was Vertretungsstellen und Krankheitswellen angeht", räumt Boser ein. Das Land habe jetzt 1100 neue Lehrerstellen für ganz Baden-Württemberg bewilligt.