Tennisprofi Boris Becker fühlt sich von Oliver Pocher übel hinters Licht geführt. Sein Gengenbacher Anwalt Samy Hammad hat am Mittwoch in Offenburg Klage gegen einen Fernsehbeitrag des Kominikers eingelegt. Foto: Hoppe

Rechtsstreit: Tennis-Legende Boris Becker verklagt Komiker Oliver Pocher wegen Filmbeitrags im November

Offenburg - Komiker Oliver Pocher ist bekannt dafür, Promi-Kollegen aufs Korn zu nehmen. Tennis-Legende Boris Becker hat davon jetzt die Nase voll: Er verklagt Pocher wegen eines Fernsehbeitrags, der auch online zu sehen ist – vor dem Offenburger Landgericht.

Ein Filmbeitrag ist Gegenstand des Streit

Stein des Anstoßes ist ein Filmbeitrag, der im November in der RTL-Pochershow »Gefährlich – ehrlich« ausgestrahlt wurde. Im Stile von »Versteckte Kamera« führte der Komiker den ehemaligen Profisportler darin hinters Licht. Ein Team Pochers reiste dafür extra nach London und gab vor, einen Preis für Beckers Modelinie verleihen zu wollen.

Angeblich hatte den »Fashion Brand Award« ein Verlag aus Österreich ausgelobt. Der überrumpelte Becker nahm die Auszeichnung dankend entgegen – wohl nichts ahnend, dass es diesen gar nicht wirklich gab. Das böse Erwachen folgte erst bei der Ausstrahlung der Sequenz im November. Becker will nun durchsetzen, dass der Beitrag nicht mehr gesendet und aus dem Internet gelöscht werden soll.

Klage in Offenburg eingereicht 

Doch wie kommt der Promi-Streit nun ausgerechnet vor das Offenburger Landgericht? Das liegt wiederum an Becker-Anwalt Sammy Hammad. Er hat die Klageschrift am Mittwoch eingereicht. Seinen Kanzleisitz hat Hammad in Offenburg.

»Wenn ein strittiger Beitrag im Fernsehen gezeigt wird, dann kann man das überall empfangen – dementsprechend kann man auch überall Klage einreichen«, erklärt der Gengenbacher Jurist im Gespräch mit unserer Zeitung. Die meisten Anwälte würden solche Fälle im Zweifel nach Hamburg tragen, warum genau könne er selbst nicht sagen. »Aber ich habe großes Vertrauen in die Justiz in meiner Heimat«, betont er. Die kurzen Wege mögen auch eine Rolle spielen.

Einverständnis angeblich durch Täuschung erlangt 

»Wir klagen rein und ausschließlich darauf, dass Herr Pocher die Bilder verwendete, ohne die Rechte gehabt zu haben«, erläutert der Anwalt. Der Vorwurf: »Der Dreh aus London war nicht autorisiert.« Das Einverständnis sei nur durch Täuschung erlangt worden.

»Die Zustimmung ist daher nicht verwendbar«, erklärt Hammad. Das Pocher-Team habe einen enormen Aufwand betrieben, um Becker sowie dessen Management glaubhaft zu täuschen. »Kein Außenstehender konnte erkennen, dass es sich um ein Schauspiel handelt, um Boris Becker zu blamieren«, betont Hammad.

Gerichtstermin für Frühsommer erwartet

Vor der Kamera werden aber ja regelmäßig Prominente sowie Normal-Bürger hinters Licht geführt – oft zur Unterhaltung eines Millionenpublikums. Das sei richtig, so Hammad, jeder Beteiligte müsse aber aufgeklärt und nach den Bildrechten gefragt werden. Das sei bei Pochers Show nicht der Fall gewesen.

Für den Anwalt ist der Fall eindeutig: Als Becker von der Täuschung erfuhr, sei er unverzüglich gegen die Verwendung des Filmmaterials vorgegangen. Doch Pocher zeigte sich wenig beeindruckt: Der Komiker habe auf Instagram das Abmahnschreiben des Becker-Anwalts Hammad gar veröffentlicht und sich ich über die vermeintlich fehlenden Rechtsgrundlagen ausgelassen.

»Er beleidigte mich und stellte meine juristische Kompetenz mit falschen Behauptungen in Frage«, sagt der Rechtsanwalt. Eine außergerichtliche Einigung habe nicht funktioniert, daher nun die Klage. Nun müsse das Gericht abwägen, ob das Recht auf Satire oder die zeitgeschichtliche Bedeutung den Beitrag decke, so Anwalt Hammad.

Er selbst hat eine klare Meinung: Pocher habe Becker in der Sequenz so beleidigt, dass sie keinen zeitgeschichtlichen Charakter besitze. Hammad rechnet mit einem mündlichen Termin spätestens im Frühsommer. Ob Pocher oder Becker gar nach Offenburg kommen, könne er nicht sagen. »Das Gericht entscheidet, ob sie persönlich geladen werden.«

Pocher und Becker: Dauerfehde?

Oliver Pocher und Boris Becker liefern sich  bereits seit Jahren eine Dauerfehde – immer wieder ist diese Thema in den Medien. Den Ursprung der Antipathie war womöglich die Liebe: Ex-Tennisprofi Becker war einige Monate mit Alessandra Meyer-Wölden verlobt, bevor sie einige Zeit später den Komiker Pocher heiratete.

Gemeinsam bekamen sie schließlich drei Kinder. Der mehrfache Wimbledon-Sieger lebt mittlerweile in London und hat derzeit mit seinem Insolvenzverfahren zu kämpfen. Zusätzlich sei aber auch ein Strafverfahren gegen ihn anhängig, zitiert ihn die Deutsche Presseagentur. Ihm werde vorgeworfen, Fehler in seinem Insolvenzverfahren gemacht zu haben. Er sei aber »guter Dinge«.