Niedrigwasser und hohe Temperaturen bedrohen die Ökologie vieler Ortenauer Gewässer – so auch im Michelbronnbächle in der Schuttertäler Gemeinde Wittelbach. Foto: Braun

Umweltschutz: Behörde verbietet Wasserentnahme, Niedrige Pegelstände, Tiere und Pflanzen in Gefahr

Ortenau - Das Landratsamt dreht Landwirten und Gärtnern das Wasser ab – im übertragenen Sinne: Aus Bächen und Flüssen darf es nicht mehr entnommen werden.

Pegelstände sind auf kritische Werte gesunken 

Der Hintergrund ist dramatisch, denn niedrige Pegelstände gefährden Tiere und Pflanzen. "Aufgrund der geringen Regenfälle sind die Pegelstände der Gewässer im Ortenaukreis schon jetzt im Frühjahr auf kritische Werte gesunken", erklärt Bernhard Vetter, Leiter des Amts für Wasserwirtschaft und Bodenschutz die Gründe für das Wasserentnahmeverbot. Nach den Wettervorhersagen sei weiterhin nicht mit größeren Niederschlagsmengen zu rechnen. Die Regenschauer der vergangenen Woche konnten kaum zu einer Entspannung der Niedrigwassersituation beitragen, sagt Vetter.

Laut der Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) lag der Pegel der Schutter in Lahr mit rund 21 Zentimetern am Montagmorgen unter dem mittleren Niedrigwasser der vergangenen Jahre (siehe Info). Den gleichen Status hatte die Kinzig bei Biberach mit einem Pegel von 54 Zentimetern. Beide Flüsse führten in Folge der Regenfälle vom Wochenende zunächst deutlich mehr Wasser, sanken jedoch schnell wieder ab. Für die Kinzig sagt die HVZ ein weiteres Absinken des Wasserstands für die nächsten zehn Tage voraus – falls kein Regen fällt.

Im Dürrejahr 2018 gilt das Verbot bis Dezember

Die Untere Wasserbehörde weist daher darauf hin, dass aus Bächen und Flüssen derzeit kein Wasser entnommen werden darf, um landwirtschaftliche Flächen oder Hausgärten zu beregnen, teilt das Landratsamt mit. "Bei dem momentan herrschenden Niedrigwasser dürfen auch die Inhaber von Wasserrechten diese nur im erlaubten Umfang ausüben." Die in den wasserrechtlichen Entscheidungen definierten Mindestwasserabgaben seien strikt einzuhalten.

Mit dem niedrigen Pegel geht ein weiteres Problem einher – die Wassertemperatur. Diese werde laut Vetter in den kommenden Wochen steigen. Die geringe Wasserführung und die steigenden Temperaturen belasten sowohl die Tiere als auch die Pflanzen im Gewässer. Gerade in Zeiten mit hohen Temperaturen ist es besonders wichtig, dass die Wasserläufe nicht völlig austrocknen. Führen die Fließgewässer nicht ausreichend Wasser, wird die Selbstreinigungskraft des Gewässers gemindert, vermehrter Algenwuchs und auch Schäden und Ausfälle für die Fischerei wären die Folge, erklärt die Behörde die Folgen der aktuellen Trockenheit.

Zur Erinnerung: Im extremen Trockenjahr 2018 war die Entnahme aus Oberflächengewässern erst ab Ende Juni tabu. Das Verbot dauerte jedoch bis in den Winter hinein an. Mitte Dezember gab die Behörde endlich Entwarnung. "Erst aufgrund der Regenfälle der letzten zwei Wochen konnten sich die Pegelstände der Gewässer im Ortenaukreis nun endlich auf einem mittleren Niveau stabilisieren", hieß es damals in einer Mitteilung. Im Folgejahr 2019 galt ein Entnahmeverbot ab Mitte Juli.

Verstöße können bis zu 100 000 Euro kosten

"Wir appellieren an die Verantwortung jedes Einzelnen, Wasserentnahmen aus Bächen und Flüssen derzeit zu unterlassen", erklärt Behördenleiter Vetter. Ab sofort werde sein Amt die Einhaltung der wasserrechtlichen Vorschriften verstärkt kontrollieren. Zuwiderhandlung kann extrem teuer werden: Verstöße können Bußgelder von bis zu 100 000 Euro nach sich ziehen, kündigt das Landratsamt an.

Eine Alternative zur Wasserentnahme aus Bächen und Flüssen kann die Grundwasserentnahme über Tiefbrunnen sein – zum Beispiel über die weit verbreiteten Schwengelpumpen. Dies sollte allerdings vorher mit der Gemeinde und der Unteren Wasserbehörde abgestimmt werden, erklärt das Landratsamt abschließend.

Aktuelle Pegel

Die aktuellen Pegelstände vieler Flüsse und Bäche in Baden-Württemberg sind im Internet auf den Seiten der Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) unter www.hvz.baden-wuerttemberg.de abrufbar. Dort finden sich auf einer interaktiven Karte auch die Wasserstände der Schutter in Wittelbach und Lahr, sowie der Kinzig bei Biberach.