Der Fall des Kindesmissbrauchs wird am Landgericht Offenburg verhandelt. Foto: Listner

Prozess: Mutmaßlicher sexueller Missbrauch eines jungen Mädchens wird vor Landgericht verhandelt

Offenburg - Ein 41-jähriger Facharbeiter steht seit Donnerstag vor dem Landgericht Offenburg. Die Anklage wirft ihm schweren sexuellen Missbrauch von Kindern sowie vorsätzliche Körperverletzung mit schwerer Vergewaltigung vor.

In Jeans, übergroßem hellblauem T-Shirt mit Comic-Emblem, Sweat-Jacke und Turnschuhen gekleidet, erscheint der Angeklagte vor dem Landgericht Offenburg. Sein Blick ist wachsam und sein Auftreten ein wenig schüchtern. Seine Körpersprache zeigt, dass er nicht so genau einschätzen kann, was ihn hier erwartet.

Mutter des Opfers sagt vor Gericht aus

Bei der Eröffnung der Verhandlung durch die Jugendschutzkammer des Offenburger Landgerichts, die von zwei Richtern und zwei Schöffen begleitet wird, beantwortet er die Fragen des vorsitzenden Richters mit fester Stimme. Seine Gefühlslage ist nicht zu erkennen. Dabei liegen schwere Vorwürfe gegen ihn vor. Dem 41-Jährigen wird vorgehalten, 2011 und 2012 ein Mädchen aus seiner Nachbarschaft in zwei Fällen vergewaltigt und sexuell missbraucht zu haben. Als das damals höchstens zwölfjährige Kind sich gegen seinen Zugriff wehrte, habe er es gefesselt, so die Anklage. Trotz starker Gegenwehr des Mädchens habe er nicht von ihr abgelassen.

Der mutmaßliche Täter sei zum damaligen Zeitpunkt über einen Zeitraum von zehn Jahren ein enger Freund der Familie gewesen, erläuterte die Mutter des Opfers. Sie beschrieb ihn als hilfsbereit, freundlich und zuverlässig. Es sei, nach ihren Angaben, nicht zu beobachten gewesen, dass er sich besonders gern in der Nähe von Kindern aufgehalten habe. Unter dem Vorwand, dem späteren Opfer den Umgang mit dem Computer beizubringen, habe er sich immer wieder Zeit allein mit dem Kind verschafft.

Das Mädchen habe sich wiederholt gegen die Übergriffe ihres Angreifers gewehrt, der sie jedoch immer wieder festgehalten und missbraucht haben soll. Dabei habe er auch ihre Schmerzen wissentlich in Kauf genommen. Deshalb wurde in Lauf der Verfahrensaufnahme die Anklageschrift um den Tatbestand der vorsätzlichen Körperverletzung mit schwerer Vergewaltigung ergänzt. Die junge Frau leide bis heute unter den Folgen des sexuellen Missbrauchs und sei psychisch schwer geschädigt, so der Richter.

Angeklagter will zunächst schweigen

Zu Beginn der Verhandlung schwieg der Angeklagte. Der Richter appellierte an ihn, der jungen Frau die Belastung einer Befragung vor Gericht zu ersparen, mit dem Hinweis, dass dies das Strafmaß mildern könne. Denn ein Freispruch sei bei der momentanen Beweislast nicht abzusehen. Nach einer etwa einstündigen Rücksprache mit seinem Anwalt und bei seiner Aussage unter Ausschluss der Öffentlichkeit zeigte sich der Angeklagte nach Angaben des Richters größtenteils geständig.

Für die Prozessbeobachter waren die Beschreibungen der Tathergänge schwer mitanzuhören. Betroffenheit zeichnete sich in den Gesichtern der Besucher im Zuschauerbereich ab. Der Angeklagte wirkte bei der Anhörung im ersten Moment unscheinbar, freundlich, hilfsbereit – und doch soll er, laut Anklage, schwerwiegende Straftaten begangen haben, unter denen das Opfer möglicherweise sein Leben lang leiden wird.

Info: Nächster Termin

Das Verfahren ist auf zwei Verhandlungstage angesetzt. Der weitere Termin ist am Donnerstag, dem 24. Januar. Verhandelt wird jeweils ab 8.30 Uhr im Landgericht Offenburg.