Informierten über den Welt-Aids-Tag (von links): Ullrich Böttinger, Rebecca Bruder und Jürgen Schwarz Foto: Jäger Foto: Lahrer Zeitung

Welt-Aids-Tag: 395 Menschen ließen sich überprüfen / Zähe Vorbehalte trotz medizinischer Fortschritte

Vorurteile und unbegründete Ansteckungsängste können Menschen mit HIV und an Aids Erkrankte isolieren. Oft fürchten Betroffene die gesellschaftliche Ausgrenzung mehr als die gesundheitlichen Folgen. Der Welt-Aids-Tag setzt auf Aufklärung

Offenburg. Auch in diesem Jahr steht der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember daher unter dem Motto "Streich die Vorurteile!". Vertreter des Landratsamts Ortenaukreis und des Vereins Aids-Hilfe Offenburg/Ortenaukreis informierten am Dienstag über Aktionen, Angebote und Zahlen zum Thema Aids.

"Der Welt-Aids-Tag hat zum Ziel, HIV verstärkt in der Öffentlichkeit zu thematisieren und die Menschen zu sensibilisieren. Die Krankheit lässt sich heutzutage mit modernen Medikamenten in Schach halten. Diffuse Ängste vor Ansteckung bauen sich jedoch leider langsamer ab als der medizinische Fortschritt voranschreitet", sagte Ullrich Böttinger, Leiter der Beratungsstelle für sexuell übertragbare Krankheiten beim Landratsamt Ortenaukreis. Die meisten HIV-Infizierten hätten mit Behandlung eine ganz normale Lebenserwartung und könnten ihr Leben gestalten wie andere Menschen auch. "Während der Therapie ist HIV nicht ansteckend. Und wenn die Krankheit frühzeitig erkannt wird, ist ihr Ausbruch vermeidbar ", erklärte Jürgen Schwarz von der Aids-Hilfe Offenburg/Ortenaukreis.

  Testangebote für HIV: Zur Prävention gehört auch das Angebot eines auf Wunsch anonymen Tests. Bei der Beratungsstelle des Landratsamtes in der Lange Straße 51 in Offenburg ist dieser Test kostenlos und kann auf weitere sexuell übertragbare Krankheiten ausgeweitet werden. "Jeden Donnerstag von 8.30 bis 12 Uhr und von 13 bis 18 Uhr ist dies ohne vorherige Anmeldung möglich", so Rebecca Bruder von der Beratungsstelle.

 Nachfrage steigt: Das Angebot werde immer öfter angenommen. "Das liegt vermutlich auch daran, dass in den sozialen Medien informiert und geworben wird. Das spricht gerade die Zielgruppe der jungen Menschen an, sich hier Gewissheit – und Sicherheit – zu verschaffen", so Böttinger. 452 Ratsuchende zählte die Beratungsstelle von Januar bis Oktober. Nach den vertraulichen Gesprächen, die immer zunächst eine Risikoeinschätzung der sexuellen Kontakte beinhalten, wurde 395 Mal getestet. "Die Tests waren zum Glück alle negativ", berichtete Bruder. HIV-Tests bietet auch die Aids-Hilfe in der Malergasse 1 in Offenburg an jedem zweiten Mittwoch im Monat zwischen 18 und 20 Uhr zum Selbstkostenpreis an.

Einer empirischen Schätzung des Robert-Koch-Instituts zufolge liegt die Zahl der HIV-infizierten Menschen, die Ende 2017 in Deutschland ohne HIV-Diagnose leben, bei zirka 11 400. Für Baden-Württemberg geht die Schätzung des Instituts von rund 1000 aus. Die meisten Betroffenen leben allerdings jahrelang mit HIV, ohne von der Infektion zu wissen.