Setzen sich für Integration ein (von links): Landrat Frank Scherer, Werner Decker und Manfred Roth vom Vinzentius-Verein Oppenau, Heimleiterin Ulrike Roth vom Haus Bethanien in Gengenbach mit einer Mitarbeiterin sowie Rita Böcherer von der Sparkasse Offenburg. Foto: Armbruster

Integrationspreis geht nach Oppenau und Gengenbach

Offenburg - 989 Menschen aus 64 Nationen haben in der Ortenau in den vergangenen beiden Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten. Der Kreis begrüßte die Neu-Bürger am Mittwoch mit einem Fest in Offenburg.

Stellvertretend für die Menschen im Saal – darunter auch ehemalige Flüchtlinge – erzählte Tala Kafaja ihre Geschichte: "Ich bin als Flüchtling geboren und aufgewachsen", berichtete die 21-Jährige in fließendem Deutsch. Zur Welt gekommen ist sie in Syrien, wohin ihre Eltern bereits geflüchtet waren. Sich selbst bezeichnete sie als Palästinenserin. Aufgewachsen als Staatenlose, habe sie das Gefühl gehabt "einfach zu nichts dazuzugehören". Reisen zu können oder auch nur etwas zu besitzen, seien für sie lange nur Träume gewesen.

Im Alter von zwölf, dreizehn Jahren ist Kafaja schließlich aus Syrien geflohen. In Deutschland war sie am Mittwoch seit präzise sechs Jahren, drei Monaten und sechs Tagen – seit dem 11. Juni auch als Staatsbürgerin. Dass sie damit auch das Recht erhalten hat, bei der Bundestagswahl ihre Stimme abzugeben, ist ihr besonders wichtig. "Das, was immer gefehlt hat, ist jetzt da – gehört zu werden", erklärt sie.

Mittlerweile studiert die junge Frau Soziale Arbeit in Freiburg und macht aktuell ein Praktikum im Ortenauer Jugendamt. "Danke Deutschland, dass du mir alle Türen geöffnet hast", schloss sie ihren Redebeitrag.

Teil der Kultur werden

Zuvor hatte Landrat Frank Scherer Tala Kafaja und alle Neu-Bürger im Ortenaukreis offiziell willkommen geheißen. "Ich wünsche mir, dass Sie ein Teil unserer Kultur werden", erklärte er. Das heiße jedoch nicht, die eigenen Wurzeln aufzugeben. Im Gegenteil: Er hoffe darauf, dass die Ortenauer Neu-Bürger die Gesamtkultur gerade durch ihre Verschiedenheit mitprägen werden. Denn eine gelungene Integration sei ein Gewinn für beide Seiten, so Scherer. Zudem sei die Bundesrepublik auch auf die Neu-Bürger angewiesen. "Ohne Zuwanderung wäre Deutschland nicht das, was es heute ist", erklärt Scherer. Hinsichtlich des aktuellen Fachkräftemangels brauche es auch weiterhin Einwanderung.

Im Rahmen der Feier verliehen das Landratsamt und die Sparkasse Offenburg/Ortenau den bereits zum achten Mal ausgelobte Ortenauer Integrationspreis. Der Fokus lag dieses Jahr auf Arbeitgebern aus dem Pflegebereich, die sich im besonderen Maße um ihre zugewanderten Mitarbeiter verdient gemacht haben. Gleich zwei Arbeitgeber schafften es auf den ersten Platz: Der Vincentius-Verein Oppenau und das Haus Bethanien in Gengenbach. Beide unterstützten ihre Mitarbeiter bei der Wohnungssuche, Sprachkursen, der Kinderbetreuung und mehr, hieß es in der Begründung. Insgesamt gab es Preisgelder in Höhe von 3000 Euro – gestiftet durch die Sparkasse – zu gewinnen.

Die Ortenauer Neu-Bürger der vergangenen zwei Jahre stammen aus 64 verschiedenen Nationen. Die meisten haben ihre Wurzeln in der Türkei (61 Menschen), Rumänien (50), Kosovo (30), Großbritannien (Brexit/29), Irak (23), Polen (23), Frankreich (16), Syrien (16), Thailand (14) und Russland (13). Die Zahl der Einbürgerungen ist trotz der Corona-Pandemie kontinuierlich gestiegen, von 407 Menschen 2018 über 486 im Jahr 2019 und 503 im Jahr 2020, teilt der Kreis mit.