Der Nahverkehr ist immer wieder ein Thema im Kinzigtal. Zuletzt hatte es Unmut gegeben, als viele Züge wegen Personalmangels ausfielen. Foto: Fischer

Um den öffentlichen Personennahverkehr, Schülerbeförderung und vor allem die Taktung der einzelnen Verbindungen im Kinzigtal ist diskutiert worden.

Mittleres Kinzigtal - Die Corona-Krise hat den Austausch zunächst etwas gebremst. Die erste Versammlung der Mitglieder des Mittelzentrums Haslach-Hausach-Wolfach seit Beginn der Krise diente zu Gesprächen über drängende Themen in der Region. Mit Stefanie Dörfler, Leiterin des Amts für Straßenverkehr und ÖPNV im Landratsamt, informierte eine Fachreferentin. Das Konzept, ein Thema mit einem Fachvortrag zu vertiefen, soll in den kommenden Sitzungen beibehalten werden.

Nahverkehr: Der öffentliche Personennahverkehr, Schülerbeförderung und vor allem die Taktung der einzelnen Verbindungen sind seit Jahren immer wieder Reibungspunkte in der Region. Amtsleiterin Stefanie Dörfler informierte über den aktuellen Sachstand und die Gesamtsituation im Kreis. Um die entsprechenden Angebote bereitstellen zu können, gibt es einen Nahverkehrsplan, der alle fünf Jahre fortgeschrieben wird – obwohl auch dort aktuell eine corona-bedingte Verzögerung vorliegt. Ebenfalls aus Pandemiegründen hat der Sektor große Einbrüche bei den Fahrgastzahlen hinnehmen müssen.

Die Mobilitätsgarantie der Kretschmann-Landesregierung mit dem anvisierten Halbstundentakt steckte seitens der Amtsleiterin viel Kritik ein: Unklare Finanzierung oder die hohe Taktung von potenziell leeren Bussen seien einige der Probleme. Und die Kosten werden im Zweifelsfall enorm für den Kreis sein – auch, weil mit hohen Defiziten gerechnet wird. Das kritisierte Hornbergs Bürgermeister Siegfried Scheffold als "politisch unseriös": Man dürfe nicht zuerst ein Versprechen abgeben und damit bereits suggerieren, dass es schon irgendwie finanziert werde. Das stieß auf Zustimmung im Gremium, ebenso wie die Kritik, dass es nicht zielführend für den Klimaschutz sei, würden noch mehr leere Busse durchs Tal fahren. Nach Auskunft Dörflers hat der Kreis sich um ein Pilotprojekt beworben, um einen "Mobilitätspass" einzurichten.

Schülerbeförderung: Im Rahmen des Nahverkehrs ist auch die Schülerbeförderung ein großes Thema. Dörfler fasste zusammen, dass sie auf die fehlenden Kapazitäten bei der Ortenau-S-Bahn und der Schwarzwaldbahn keinen Einfluss habe. Ab 2023 sollen neue Züge eingesetzt werden, die die Kapazitäten erhöhen. Aktuell würden die Beschwerden wegen Überfüllung, Verspätungen oder anderer Probleme weitergegeben – "es ist sehr frustrierend", so Dörfler.

Ein Knackpunkt sei jedoch auch das Verhalten der Schüler und Eltern. Nahverkehrsverbindungen, die ein wenig früher fahren, würden nicht genutzt. Dazu käme, dass es für mögliche Zusatzverbindungen keine Fahrer gebe. Auch die Schulen seien äußerst unflexibel und kaum bereit, Schulzeiten zu verlegen, um sich besser mit dem Angebot zu vernetzen.

Hausachs Bürgermeister Wolfgang Hermann machte auf die Problematik aufmerksam, dass immer weniger Anbieter auf dem Markt seien, die Schülerbeförderung überhaupt im Portfolio hätten. "Da sind wir auch ratlos", sagte Dörfler und warb abermals darum, den ÖPNV mit zu nutzen. Das, so Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert, sei wünschenswert.

Bahnhalte: Gutachs Bürgermeister Siegfried Eckert hakte wegen des möglichen Bahnhalts in der Bollenhutgemeinde nach. Für die Schiene sei der Kreis zwar nicht verantwortlich, aber eine bauliche Machbarkeitsstudie sei beauftragt. Immerhin könne durch das Schaffen von Fakten politischer Druck aufgebaut werden, so Dörfler. Eine ähnliche Frage hatte Kordula Kovac (Wolfach): "Haben wir als Gemeinderat und die Verwaltung genug getan, um den Bahnhalt in Kirnbach zu bekommen?" Auch hier sei es jetzt möglich, das Thema politisch zu spielen, so Dörfler.

Weitere Themen: Die Vertreter des Mittelzentrums tauschten sich am Montagabend unter anderem noch über die Verzögerung beim Bau der B 33-Umfahrung Haslach, Hochwasserschutz und interkommunale Gewerbeflächen aus. Wir berichten noch.