Der Blick von Fuß des Kesselbergs nach Süden in Richtung Oberwolfacher Mitteltal und des Ortsteils Kirche: Die Gemeinde gehört nun dank seiner Wolftalkooperation auch der touristischen Nationalparkregion an. Foto: Haas

Oberwolfach nun Teil der Tourismusregion. Gremium beschließt erste 10.000 Euro. Mit Kommentar

Oberwolfach - Nach vielen Gesprächen hat es endlich geklappt: Auch die Gemeinde Oberwolfach gehört nun durch ihre Wolftalkooperation zur großen Nationalparkregion Schwarzwald. Die ersten 10 000 Euro sind bewilligt worden.

Einstimmig hat der Gemeinderat Oberwolfach am Dienstag in seiner Sitzung entschieden, 2018 diesen fünfstelligen Betrag dem neuen touristischen Dachverband überplanmäßig zur Verfügung zu stellen.

"Diese 10 000 Euro sind der erste Schritt, dass wir offiziell kommunizieren, dass wir mitmachen", kommentierte Bürgermeister Matthias Bauernfeind. "Ein großer Verband ist einfach schlagkräftiger", unterstrich er.

Die Nationalparkregion werde sich künftig noch positiver entwickeln. Gastgeberverzeichnisse und gemeinsame Messeauftritte seien geplant und auch die Rechtsform wird sich vermutlich im Laufe des Jahres gründen, teilte der Bürgermeister mit.

Rechtsform offen

Wie diese genau aussieht, ist noch offen. Laut Bauernfeind wird es keine Anstalt öffentlichen Rechts und auch kein Verein, aber vielleicht eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Dann müsste die Gemeinde Eigenkapital einbringen.

Das Ratsgremium hatte bereits mehrfach sein Interesse bekundet, Mitglied der Nationalparkregion zu werden. Daher hatte sich die Gemeinde schon vor einigen Jahren im Verein der Schwarzwaldhochstraße engagiert. 2016 sprach sie sich dafür aus, nicht dem neuen Tourismusverband im Kinzigtal beizutreten (wir haben berichtet), sondern ihre Wolftalkooperation mit Bad Rippoldsau-Schapbach zu vertiefen.

Nun hat der Nationalparkrat einstimmig beschlossen, die Kooperation mit Durbach und Bad Peterstal-Griesbach aufzunehmen. Dieses Cluster aus vier Kommunen soll künftig mit 16 Prozent an den Ausgaben beteiligt sein. Dies sind 40 000 Euro für das laufende Jahr.

Synergie mit Radweg

Rätin Erna Armbruster (FW) befand, dass das "Ziel erreicht" sei. Ohne Geld ginge natürlich nichts, wusste sie, betonte aber: "Der Nationalpark strahlt ja um sich. Das Land will es und wenn es uns hilft, dann gern."

Roland Haas (FW) merkte an: "Dann hoffe ich auch, dass es mit dem Wolftal-Erlebnisradweg (wir berichteten) demnächst flutscht." Auch der Nahverkehr das Wolftal hinauf gehöre dazu, gab Haas zu bedenken. Martin Welle (CDU) fragte, wie die Umsetzung aussieht. "Bis da alles anläuft, gehen Sie davon aus, dass es zwei oder drei Jahre dauert", erwiderte Bauernfeind. Es werde weiterhin Messen geben, wobei jede Gemeinde einen Stand besitzt, wenn der Nationalpark nicht vor Ort sei. Generell holt jedoch die Dachorganisation die Gäste her und zeigt ihnen, was in Oberwolfach unternommen werden kann.

Mehr als zwei Millionen Übernachtungen (siehe Info) seien der kleinste gemeinsame Nenner der Naturparkregion, bekannte Bauernfeind. Trotz unterschiedlicher Interessen gebe es aber "eine Koalition der Willigen", hob der Bürgermeister hervor. "Das ist schon ein Gewicht und eine Hausnummer, die wahrgenommen wird. Wir sind das Tor der Nationalparkregion dieser Seite", bekräftigte Bauernfeind.

Mitzahlen als Pflicht

Ratsmitglied Dietmar Baur (FW) sagte: "Jetzt können wir jubeln. Wir haben erreicht, was wir wollten." Baur appellierte, beim "Mitduschen" solle sich die Gemeinde nicht scheuen, "nass" zur werden. "Dann müssen wir die Kohle auf den Tisch legen", meinte Baur.

Martin Rebbe (FW) bezeichnete die Nationalparkregion als einen "großen Player". "Wenn wir da drin sind, müssen wir was zahlen", so Rebbe. Martin Dieterle (FW) unterstrich, es gehe jetzt darum, eine gewisse Wertschöpfung zu generieren und forderte: "Dass das ›Tor des Nationalparks‹ am Ortseingang deutlich gekennzeichnet" werde.

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Oberwolfach:  2017 konnte die Gemeinde insgesamt 61 044 Übernachtungen bei 15 016 Ankünften verzeichnen.

Gesamtgebiet: Mit mehr als 2,5 Millionen Übernachtungen auf Grundlage des statistischen Landesamts ist die Nationalparkregion eine der großen Tourismusverbünde in Baden-Württemberg.

  Weitere Chancen: Gastgeber sowie kleinere Vereine, die sich im Rahmen des Nationalparks engagieren möchten, müssen selbst tätig werden und in Gremien mitmachen.

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Melanie Steitz

Der Wagemut des Oberwol- facher Gemeinderats hat sich ausgezahlt. Mit der Aufnahme in die Nationalparkregion Schwarzwald kann sich die Kommune bestimmt sehr gut weiter entwickeln. Touristisch gesehen spielt das kleine Oberwolfach fortan in der Liga der "großen Player". Das gesamte Nationalparkgebiet verfügt über 2,5 Millionen Übernachtungen pro Jahr. Was sind da schon 10 000 Euro "Startgeld", wenn die eigenen Übernachtungszahlen bald von der kräftigen Werbung des neuen Verbunds profitieren werden? Obwohl es aufgrund der geografischen Nähe immer noch schade ist, dass sich die Oberwolfacher 2016 gegen die Teilnahme am hiesigen Verein Schwarzwald Tourismus Kinzigtal (STK) zugunsten der Wolftalkooperation entschieden haben, der aktuelle Erfolg gibt ihnen recht. Mit seinem neuen Votum, Oberwolfach aufzunehmen, bescheinigt der Nationalparkrat den heimischen Akteuren indirekt ihren visionären politischen Instinkt.