Seit vier Jahren ist der Oberwolfacher Rathaus-Chef im Amt. 2023 steht die Bürgermeisterwahl an. Archivfoto: Steitz Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Oberwolfachs Bürgermeister zieht Halbzeitbilanz / Weitere Amtszeit ist nicht ausgeschlossen

Oberwolfach. Matthias Bauernfeind ist seit vier Jahren Bürgermeister der Gemeinde Oberwolfach. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten zieht er Halbzeitbilanz und blickt auf kommende Themen.

Herr Bauernfeind, Sie sind heute vier Jahre im Amt – wie sieht Ihre persönliche Zwischenbilanz aus?

Aus meiner Sicht ist der Beruf des Bürgermeisters nach wie vor einer der schönsten Berufe. Natürlich gibt es Schattenseiten. Vieles ist sehr zeitaufwendig und mein Tag ist auch nur begrenzt. Meine Familie muss aus zeitlicher Sicht oft zurückstecken. Wenn man im Ort wohnt, ist man rund um die Uhr erreichbar. Aber man ist auch schnell an den Plätzen, an denen man gebraucht wird. Mein besonderer Dank geht an dieser Stelle an meine Frau, die mich unterstützt und den Weg der neuen Heimat mitgegangen ist. Wir wohnen hier jetzt schon seit einiger Zeit, fühlen uns sehr wohl und unsere Töchter verwurzeln sich. In Oberwolfach ist die Welt noch in Ordnung und dafür müssen wir uns jeden Tag aufs Neue anstrengen.

Sind die drängenden Themen in Oberwolfach für Sie noch die gleichen wie vor vier Jahren?

Gleich zu Beginn war meine Amtszeit stark vom Thema Windkraft geprägt, dann kam die Flüchtlingswelle. Wir haben schweren Herzens die Schließung der Werkrealschule hinnehmen müssen. Es sind viele Themen, die von außen kommen und nicht von uns bestimmt werden. Es sind aber leider auch viele Baustellen da: Der Ausbau des Wolftal-Erlebnis-Radwegs, den wir hoffentlich noch dieses Jahr – wenn die Genehmigungsbehörden mitmachen – ausschreiben können. Die Sanierung der oberen Erzenbachstraße und, und, und. Wir sind auf dem Rathaus ein kleines Team und müssen die Projekte Stück für Stück im Rahmen unserer engen finanziellen Möglichkeiten abarbeiten.

Gibt es auch kritische Stimmen und wie gehen Sie damit um?

Der Beruf des Bürgermeister ist einer, in dem Sie es nie jedem recht machen können. Wenn Sie etwas für einen entscheiden ist es meistens zum (vermeintlichen) Nachteil für einen anderen. Ich stehe jedem, der mit einer Entscheidung unzufrieden ist, jederzeit für ein klärendes Gespräch zur Verfügung und ich bin froh darüber, dass dies immer wieder von den Bürgern genutzt wird. Wenn man persönlich ins Gespräch kommt, ist es viel besser, als wenn man am Stammtisch seinen Ärger Luft macht. Ich persönlich behaupte von mir, dass ich sehr kritikfähig bin und auch ein Einsehen habe, wenn mal etwas nicht optimal lief. Auch die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung sind nur Menschen. Ich stehe voll hinter meinem Team und bin immer wieder beeindruckt, was mit den Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, geleistet wird. Ich habe die letzten vier Jahre sicherlich auch schon meine Erfahrungen gemacht und würde sicherlich manches heute auch etwas anders angehen.

Was war in dieser Zeit die größte Herausforderung? Und was das schönste Erlebnis?

Ich kam als hochmotivierter Mensch und dann kam gleich mit der Windkraft ein Thema, das im Vorfeld gar nicht absehbar war. Das war nicht immer einfach und manchmal auch nicht mehr sachlich in der Diskussion. Was mir für den Start aber sehr geholfen hat, war meine Verwaltung, die Gemeinderäte und alle Bürger, die immer geschaut haben, dass ich gut in Sachverhalte reinkomme. Eine weitere große Herausforderung waren die Entscheidungen zum Pflegeheim St. Luitgard. Es gab die vergangenen Jahren so viele positive Begegnungen. Ich durfte zum Beispiel nun auch schon mehr als 50 Paare trauen.

Welche Herausforderungen stehen noch an?

Wir haben zahlreiche Aufgaben, die noch vor uns liegen, zum Beispiel, unsere Wasserversorgung zukunftsfähig zu gestalten. Die Nahwärmeversorgung, der Breitbandausbau, zahlreiche Straßensanierungen – langweilig wird uns sicherlich nicht.

Was wollen Sie in den kommenden vier Jahren noch erledigen?

Ich denke, außer Frage steht, dass wir nun bald den Weiterausbau des Wolftal-Erlebnis-Radwegs realisieren können. Den Tourismus werden wir im Gemeinderat sicherlich noch weiter thematisieren. Der ganzen Block der Familienfreundlichkeit unseres Orts über den Kindergarten bis zur Grundschule werden wir unter die Lupe nehmen. Ich bin auch sehr zuversichtlich, dass wir die kommenden Jahre, sofern unsere Haushaltsmittel es zulassen, noch die ein oder andere Straßensanierung angehen können. Gerade innerorts hängt zum Beispiel die Sanierung der Rosenstraße, Friedenstraße und des vorderen Frohnbachs an unserem Nahwärmeausbau. So greifen immer viele Rädchen in einander.

Und wie sieht es 2023 aus? Werden Sie wieder auf der Kandidatenliste für die Bürgermeisterwahl stehen?

Wir haben das Jahr 2019. Wir haben in Oberwolfach gebaut. Ich darf in diesem Jahr meinen 35. Geburtstag feiern, so Gott will. Schauen wir, was das Jahr 2023 bringt. Man sieht, wie lange es dauert, ein Projekt anzustoßen und voranzubringen, gerade im öffentlichen Bereich. Ich weiß, das ist für Viele, die aus der Privatwirtschaft kommen, unvorstellbar. Leider ist das im öffentlichen Bereich Gang und Gebe. Es ist einfach viel reguliert – manches sinnvoll, manches weniger sinnvoll. Demokratische Prozesse sind wahnsinnig zeitaufwendig. Und von daher kann ich prophezeien, dass es auch nach 2023 noch zahlreiche spannende Aufgaben gibt, an denen die Gemeinde arbeiten wird.

Das heißt, dass Sie auch eine zweite Amtsperiode in Erwägung ziehen?

Wie gesagt: Schauen wir mal, was die kommenden Jahre bringen. Die Aufgaben und Projekte werden uns nicht ausgehen und ich bin gerne Bürgermeister in Oberwolfach.   Die Fragen stellte Katharina Beule.

Matthias Bauernfeind hat 2015 als erster Kandidat seinen Hut in den Ring um die Nachfolge von Jürgen Nowak geworfen. Mit 53,9 Prozent der Stimmen setzte er sich gegen seine Konkurrenten durch. Der Diplom-Verwaltungswirt leitete zuvor als Geschäftsführer neun Kindergärten mit rund 135 Mitarbeitern. Das Studium zum Diplom-Verwaltungswirt hat er an der Fachhochschule Kehl absolviert.