Bei der Amtseinführung von Pfarrer Josef Kuner (Dritter von links): Links vor ihm ist Amtsvorgänger Geistlicher Rat Josef Lang und ganz rechts Pfarrer Gottlieb Huber aus Wolfach zu sehen, vorn (jeweils mit Krawatte) die Stiftungsräte Schuhmachermeister Karl Bächle, "Kächerlehans" Johann Schmider und Zacherbauer Matthäus Feger.Repro: Haas Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Pfarrer Josef Kuner hilft den Oberwolfachern während und nach dem Zweiten Weltkrieg

Pfarrer Josef Kuner hat die Oberwolfacher zunächst als Pfarrverweser von 1941 bis 1943 und danach bis 1948 in der schweren Zeit des Kriegs und in den Notjahren danach begleitet. Er war ein Tröster für die Familien und Mutmacher für die Bevölkerung.

Oberwolfach. Zum Glück gibt es noch etliche schriftliche Zeugnisse seines Einsatzes für die Menschen im Tal. Auf seiner Schreibmaschine hat er viele seiner Predigten sorgfältig vorbereitet. Auch hat er wiederholt Rundbriefe verfasst, die er an die Soldaten im Feld oder in der Gefangenschaft verschickt hat, um ihnen in lebensbedrohender Situation Kraft zu geben oder die Zuversicht für die Zeit nach dem Krieg zu stärken.

Beim Studieren der vorhandenen Quellen kann man die vielen Gefallenen in den langen Listen der Kriegsopfer noch heute den einzelnen Familien in der Gemeinde zuordnen. Besonders schlimm hat es die Familie Bonath vom Bonathjörgenhof im Mitteltal getroffen. Auf einer Tafel, die noch lange im Haus aufbewahrt wurde, wurde der drei gefallenen und zwei vermissten Söhnen Gottfried, Wilhelm, Lorenz, Reinhard und Fridolin gedacht. Nur der Bruder Severin überlebte zusammen mit den Mädchen in der großen Familie.

Josef Kuner empfand sein Wirken in der Gemeinde als ein Fördern des Zusammenhalts in einer schlimm von Verlust und Tod heimgesuchten Schicksals- und Notgemeinschaft. Neben seinen vordersten Pflichten mit Gottesdiensten, Begräbnissen und Taufen war es ihm wichtig, den persönlichen Kontakt mit seinen Pfarrkindern zu pflegen. Insbesondere in den Jahren nach dem Krieg war er viel unterwegs, um die Menschen zu Hause bei der Arbeit und draußen auf den Höfen, auf den Wiesen und Feldern und auch bei der Waldarbeit aufzusuchen. Wiederholt ist er auf Bildern beim spektakulären Abbrennen der Reutfelder anzutreffen.

Als Fotofreund viele Bilder hinterlassen

Als Fotofreund, der auch die ersten Farbdias in der Gemeinde gemacht hat, hat er viele Zeugnisse seines Wirkens und seiner Rundgänge im Dorf und über die Fluren hinterlassen. Seine weitläufigen Wanderungen in den Gelbach und über den Leuschben hinüber in den Erzenbach und Rankach hat er auch oft unternommen, um Kranke zu besuchen und einsamen Notleidenden Mut zu machen. Wichtig war es ihm auch, alte Traditionen wie die Prozessionen und auch die Gottesdienste in der Johanneskapelle im Rankach weiter zu pflegen. Dies alles ist durch seine Lichtbilder dokumentiert.

Auch die junge Generation profitierte vom Engagement des Gemeindepfarrers zur Belebung des dörflichen Geschehens in den Nachkriegsjahren. Durch ein Gruppenfoto ist belegt, dass er mit den jungen Burschen wohl von der Kolpingfamilie einen Ausflug in das Kloster Alpirsbach unternommen hat.

Eine Kooperation bestand wahrscheinlich auch mit Werner Rohr, der in Wolfach und Oberwolfach Pfadfindergruppen ins Leben gerufen hatte. Auch dieser hat gerne fotografiert und Zeichner und Maler wertvolle Bilddokumente hinterlassen. Damit hat er wohl den Lebensunterhalt für sich und seine Frau gesichert, denn er bekam auch einige Aufträge von der Gemeinde.

Pfarrer Kuner war es offensichtlich wichtig, möglichst viele Impulse für ein Wiedererwachen des dörflichen Lebens nach den Kriegsjahren zu geben. Die Bevölkerung sollte nicht in eine fatalistische Lethargie verfallen. Vorbereitet hat Josef Kuner so auch die Luitgardspiele, die allerdings erst nach seiner Oberwolfacher Amtszeit im Sommer 1949 unter und mit Pfarrer Anton Rapp auf dem Lindenplatz zur Aufführung gelangten. Angestoßen hat er ferner den Bau der Steigfelsenkapelle an der Walke und den Bau der Marienkirche ebenfalls an der Walke, der 1955 zum erfolgreichen Abschluss geführt wurde. Nicht zuletzt hat er mit Hilfe der Schreiner- und Drechslergesellen Erich Keßler, Ernst Armbruster und Erhard Kaiser das schöne Krippenhaus in der Art eines Wolftäler Speichers für die Dorfkirche erstellen lassen.

Wiederbelebung des dörflichen Lebens

Öfters dürfte er auch dem aus dem Rankach gebürtigen Pfarrer Augustin Mayer (1897 bis 1962) bei dessen Heimaturlauben auf dem Mayerhof im Rankach begegnet sein. Dieser amtierte in Todtnauberg und war gesundheitlich arg angeschlagen, weil er als erklärter Gegner des Nationalsozialismus schwer unter den Drangsalen durch das SS-Regime hat leiden müssen.

Pfarrer Josef Kuner wurde 1904 in Furtwangen geboren. 1929 wurde er zum Priester geweiht. Von 1941 bis 1943 half er seinem Vorgänger in Oberwolfach, Josef Lang, als Pfarrverweser die große Gemeinde zu betreuen. Josef Lang war bis zu seinem Tod im Jahr 1949 als Geistlicher Rat stets helfender Beistand für Josef Kuner. Kuner war bis 1948 Gemeindepfarrer in Oberwolfach. Danach war er Pfarrkurat in Obereschach. Als er sich im Kloster Heiligenbronn bei Schramberg auf die neue Pfarrstelle in Erzingen vorbereitete, ist er im Alter von 50 Jahren plötzlich verstorben.