Die regionale Präventionsbeauftragte für den Raum Haslach und Kehl, Michaela Tisch (links), übergibt das PNO-Zertifikat an Lydia Seyffert, Leiterin der Wolftalschule. Fotos: Steitz Foto: Steitz

Präventionsnetzwerk: Wolftalschule erhält Zertifikat / Ziel: Sozialverhalten der Schüler verbessern

Oberwolfach - Die Wolftalschule hat im Kampf gegen die Respektlosigkeit nun bei ihren Schülern angesetzt. Dafür hat das Lehrerkollegium viel Zeit und Mühe investiert. Nun wurden sie alle mit Urkunden geehrt.

Die Wolftalschule ist die zweite Grundschule in der Region Haslach (siehe Info), die den eineinhalbjährigen Prozess der Schulentwicklung im Rahmen des Präventionsnetzwerks Ortenaukreis (PNO) erfolgreich umgesetzt hat. Sie hat die Gesundheitsförderung im pädagogischen Alltag der Schule verankert und sich auf die Schwerpunkte Resilienz und Gesundheit der Lehrkräfte fokussiert.

Michaela Tisch, Regionale Präventionsbeauftragte für den Raum Haslach und Kehl, übergab das PNO-Zertifikat am Montagnachmittag zunächst an Lydia Seyffert, Leiterin der Wolftalschule, die weiteren Dokumente an die involvierten Lehrer.

Insgesamt hatten zwölf von ihnen an der Organisationsentwicklung teilgenommen. Auslöser war Seyffert zufolge ein Vorfall, der ihr als Rektorin weitergeleitet wurde. Ein ehemaliger Grundschüler hatte eine erwachsene Person auf respektlose Weise beschimpft. Schon zuvor habe es ähnliche Beschwerden gegeben, die Seyffert erzählt wurden – und wenn es nur das achtlose Wegwerfen von Müll war. Es stellte sich heraus, dass dieses Verhalten bei den Schülern kein Einzelfall war und eine ganze Schülergeneration respektloser geworden war.

Zwar befänden sich die Oberwolfacher noch im "Paradies Wolftal" und in einer "heilen Welt", betonte Seyffert, aber die Frau mit dem fröhlichen Blick, die einige Zeit ihres Lebens in einer größeren Stadt verbracht hat, wollte vor dieser Tendenz nicht die Augen verschließen und den Blick auf zwischenmenschliche Verletzungen schärfen, das Mitgefühl der Schülern stärken. Denn auch hier gilt laut der Präventionsbeauftragten Tisch: Je früher angesetzt wird, desto besser.

Sechs Nachmittagstermine

Zunächst startete ein nicht verbindliches Projekt namens "Igor Igel" für manche Schulklassen. Dann stieg Seyffert mit ihrem Lehrer-Team in das PNO-Projekt ein: Sechs Einheiten nach dem regulären Unterricht und zwei Termine der begleitenden Prozessbegleitung beinhaltete dies. Die ersten Umsetzungen wurden mit geschulten Experten reflektiert.

Themen, die berühren

Das kostete Mut: Denn auch die Lehrer mussten am Nachmittag sensiblere Themen angehen, die sie auch seelisch berührten. Obwohl sie Unterrichtsvorbereitungen und weitere Aufgaben verschieben mussten, so ist sich Seyffert sicher, wird diese Erarbeitung auch eine tägliche Erleichterung für die Lehrkräfte bedeuten. Die Schüler haben nun das Fach "Prävention und Resilienzförderung in Grundschulen" (PRiGS), sind psychisch stabil und konzentrieren sich besser auf die Inhalte des Unterrichts. Diese erzielte, seelische Gesundheit raubt den Lehrern auch keine zusätzliche Energie mehr.

PNO ist ein gemeinsames Praxisforschungsprojekt des Landratsamts Ortenaukreis, des Amts für Soziale und Psychologische Dienste sowie des Zentrum für Kinder- und Jugendforschung (ZfKJ) an der Evangelischen Hochschule Freiburg. Letzteres hat sogar mit Fragebögen den Nutzen des Prozesses evaluiert.

Das Projekt, das sich die Förderung der körperlichen und seelischen Gesundheit sowie soziale Teilhabe von drei- bis zehnjährigen Kindern und ihren Familien zum Ziel gesetzt hat, wird sich nach Oktober 2018 verstetigen, gab Tisch bekannt. Seit November 2014 hat PNO 17 Entwicklungsprozesse an Schulen, 40 in Kitas und einen im Hort vorgenommen.

Mehr als 180 Einrichtungen haben sich an den weniger zeitintensiven, bedarfsorientierten Fortbildungen beteiligt. Der Kreistag hatte im Dezember 2017 beschlossen, die Personalstellen, die an das Landratsamt Ortenaukreis angegliedert sind, nach dem Ende des Förderzeitraums für zwei weitere Jahre bis Ende 2020, zur Verfügung zu stellen. Weil sich das Präventionsprojekt so bewährt hat, sind auch die Krankenkassen bereit, in die Finanzierung einzusteigen. PNO will seine Netzwerkarbeit künftig fortführen und Schulen direkte Ansprechpartner vermitteln.

Glückwünsche folgen

Die anwesende PNO-Prozessbegleiterin Gretel Maertins wünschte der Wolftalschule "Kraft und Freude für die weitere Umsetzung". Oberwolfachs Bürgermeister Matthias Bauernfeind freute sich, dass mit dem Kindergarten St. Josef zwei Bildungseinrichtungen vor Ort mitmachten. Die seelische Gesundheit sei nicht immer so im Blick und es brauche die Bereitschaft des Einzelnen sich dafür zu engagieren, hob er hervor.

INFO: Weitere begleitete Einrichtungen

 Als gesundheitsförderliche Einrichtungen zertifiziert sind: die Brandenkopfschule in Oberharmersbach (Juli 2017), die Wolftalschule (März 2018) und der Kindergarten St. Josef (September 2016), beide aus Oberwolfach

Nachweise erhalten werden: der katholische Kindergarten Don Bosco in Hornberg (April 2018) und der Kindergarten Sonnenblume in Oberharmersbach (Juni 2018).

Seit September 2017 steckt der Wolfacher Kindergarten St. Laurentius (Frühjahr 2018) im Prozess der Organisationsentwicklung zur gesundheitsförderlichen Einrichtung.