Viele Schwarzenbrücher verfolgten die Beratung des Gemeinderats im Rathaus: Ein Bürger (Fünfter von links) bezog auch exemplarisch Stellung. Foto: Haas Foto: Schwarzwälder Bote

Digitalisierung: Rat votiert für schnelleres Internet und Telefonie auf Schwarzenbruch / Baustart 2019 denkbar

Es wäre ein Pilotprojekt: Glasfaser auf dem Schwarzenbruch. Nur wenige Seitentäler sind so abgelegen. Der Gemeinderat hat nun den Startschuss für schnelles Internet und Telefonie gegeben (siehe Info).

Oberwolfach . "Ihre Aufmerksamkeit kann mit dem Wert 100 000 Euro beziffert werden", so Thomas Kind, Vorsitzender des Abwasservereins Schwarzenbruch, im Hinblick auf die am Dienstagabend im Rathaus versammelten Gemeinderatsmitglieder. Kind stellte das geplante Projekt "Glasfaseranbindung" vor.

Der Verein hat sich vor fünf Jahren gegründet und weist bereits den Erfolg mit der für die Gemeinde kostenneutralen Anbindung der Schwarzenbrücher an die Pflanzenkläranlage vor. 16 verstreut liegende Anwesen in schwieriger Topografie und Geologie wurden dabei angeschlossen.

Die Gemeinde müsse lediglich den Auftrag an die Gesellschaft "Breitband Ortenau" erteilen, Glasfaser zu verlegen. 1880 Meter vorhandene Leerrohre auf dem Schwarzenbruch sollten unbedingt genutzt werden, appellierte Kind. Alle seien bis zu den Häusern verlegt. Demnach ist nur ein relativ geringer Aufwand für den Glasfaseranschluss notwendig.

Da der Schwarzenbruch die schlechteste Telekommunikationsversorgung im Wolftal hat, besteht in hohem Maße schneller Handlungsbedarf. Dies sei auch vor dem Hintergrund der noch wenig abgerufenen Fördermittel sinnvoll.

Eine Besprechung mit Bürgermeister Matthias Bauernfeind und Peter Lassahn, dem Geschäftsführer der Verwaltungsgesellschaft "Breitband Ortenau", hat es laut Kind am 15. Mai 2018 gegeben. Dabei seien die detaillierte Planung, Tiefbau- und Verlegearbeiten, mehrere zu bauende Schächte sowie 2600 Meter Neuverlegung angesprochen worden.

Viel Erfahrung, Ortskenntnisse und Fachkompetenz

Die Teilnehmergemeinschaft verfügt über Erfahrung, Ortskenntnisse und hat in ihren Reihen eigene Fachkompetenzen. Mit der gewählten Trasse sind mehrere Netzzugänge möglich, ebenso die Erweiterung zum Battengott und zum hinteren Rankach. Die angegebenen Beträge von 260 000 Euro schrecken zunächst ab, jedoch nur auf ersten Blick, ohne Kenntnisse der Fördermöglichkeiten.

"Wir haben seit Mai detailliert geplant und dies der Gemeindeverwaltung vorgelegt. Wir sind keine Hasardeure und keine Fantasten", betonte Kind. Die größten Sparfaktoren: Jedes Anwesen ist angebunden. Ein zentraler Verteilerpunkt ist bei der Pflanzenkläranlage. Dort befindet sich auch ein Betriebsgebäude mit Stromanschluss.

Ohne die Initiative der Schwarzenbrücher entstünden der Gemeinde Kosten in Höhe von 100 000 Euro. Bei einer engen Abstimmung mit dem Projektleiter, einem koordinierten Vorgehen und vor allem einem hohen Maß an Eigeninitiative der Bürger und dem Einbeziehen von deren Ortskenntnis sei davon auszugehen, dass dieser Teil des Ortsnetzes für die Gemeinde extrem kostengünstig, wenn nicht sogar neutral wie bei der Kläranlage, umgesetzt werden kann.

Großes Einsparpotenzial resultiert aus der Eigenleistung, vor allem bei den Tiefbauarbeiten. 16 Anwesen, 26 Gebäude mit 65 Wohneinheiten, acht Landwirtschaftsgehöfte/Ferienwohnungen, vier Gewerbefirmen und drei Gastronomiebetriebe würden erreicht – die Grube Clara samt Einrichtungen ebenfalls.

Diese Kalkulation hält Kind für zuverlässig, denn es wurde mit spitzem Stift gerechnet. Alle nur denkbaren Unwägbarkeiten sind berücksichtigt. Und je mehr verlegt werde, umso überproportionaler steige die Fördersumme für Tiefbauarbeiten – ganz wie der Gesetzgeber beabsichtigt.

"Wir sind sicher, dass das Projekt unter den genannten Bedingungen gelingen kann. Geben Sie uns durch ihre Zustimmung die Chance, wir werden den Nachweis erbringen", bat Kind. Die Bewohner würden die Erfahrungen des Pilotprojekts auch mit anderen Interessierten teilen.

In der Ratsaussprache wurden Fragen zur Abschreibung aufgeworfen, die noch genau geklärt werden müssen. Martin Dieterle (FW) sprach Probleme bezüglich der Abschreibung an, besonders, um nachfolgenden Projekten der Gemeinde gerecht zu werden. Erna Armbruster (FW) wollte einen erneuten, gesonderten Aussprachtermin mit den Schwarzenbrüchern. Bürgermeister Matthias Bauernfeind lehnte dies aber aus zeitlichen Gründen ab.

Wenn der Förderantrag noch in diesem Herbst gestellt wird, ist ein möglicher Start der Arbeiten Bauernfeind zufolge im Frühjahr 2019 denkbar.

 Der Abstimmung mit folgendem Wortlaut folgten alle Gemeinderäte bis auf Martin Rebbe (FW): Es wird beschlossen, die Gesellschaft "Breitband Ortenau" damit zu beauftragen, für den Netzausbau auf dem Schwarzenbruch einen Förderantrag zu stellen und die Ausschreibung zu organisieren. Die Vergabe der Arbeiten soll dann im Gemeinderat erfolgen.

 Nicht anwesend war: Gemeinderätin (FW) Monika Luxem-Fritsch.