Repro- Foto: Blick vor genau 70 Jahren auf den Ortsteil Kirche in OberwolfachRepro: Haas

Historie: Wie der Oberwolfacher Ortsteil Kirche vor 70 Jahren aussah / Ländliches Dorf mit vielen Obstbäumen und Grünflächen

Ein Grüngürtel mit Feldern und Obstbäumen um den Ortskern mit Gasthäusern, Pfarrhaus und Kirche: So sah der Oberwolfacher Ortsteil Kirche noch vor 70 Jahren aus. Eine Fotografie von damals dokumentiert die alten Zeiten.

Oberwolfach. Eine alte Fotografie zeigt eine hochinteressante Luftaufnahme des Oberwolfacher Ortsteils Kirche. Offensichtlich stammt das Foto aus dem Sommer 1951 und ist vom vorderen Frohnbach her aufgenommen worden.

Sportplatz wird damals schon viel genutzt

Die genaue Datierung ist aus mehreren Gründen möglich. Das nördliche Gemeindehaus in der Schulstraße (die Schule gab es hier damals noch gar nicht) ist schon fertig und das südliche steht gerade als Rohbau. Die Metzgerei an der Wolftalstraße, die lange Jahre unter dem Namen Paul Himmelsbach und nun unter Jürgen Müller geführt wurde, gibt es auch noch nicht.

Allerdings gibt es schon den Sportplatz, damals noch ein Rasenplatz, jedoch mit schon "bludde" oder "säre" Bereichen vor den beiden Toren. Oft spielte man "englisch" (nur auf ein Tor), sodass der Rasen im Strafraum besonders stark beansprucht und schließlich gänzlich ruiniert wurde.

Der Platz lag damals noch gänzlich in der Natur zwischen dem Hofgumpen und angrenzenden Feldern. In den Spielpausen erfrischte man sich mit einem Sprung in die Wolf oder schüttelte die saftigen "Metzgeräpfel" (Grafensteiner) von den Bäumen, die zum Pfarrgut gehörten.

Südlich grenzte der Sportplatz an das Häuschen, das damals im Untergeschoss den Kindergarten beherbergte. Im Obergeschoss wohnten Monika und Emil Feger, sie eine freundliche Gastgeberin für Kinder und Jugendliche, die zum Einkaufspreis ein Sinalco oder süßen Sprudel einschenkte. Er, der "rote Emil" war eher griesgrämig und hat mit einem krummen Fahrradspeichen die Zigarettenkippen ausgepult und den Tabak in einem Zigarrenkistchen gesammelt. Hinterher hat er damit seine Pfeife gestopft.

Eines Tages tummelten sich unter seinem Fenster einheimische Zuschauer lautstark und handgreiflich im harten Gefecht geben die Biberacher Fußballrivalen.

Dorfkern ist 1951 noch wenig bebaut

Als sich die Spieler gegenseitig am Schlawittchen packten, hat er den Fan-Streit dadurch beendet, dass er einen Krug voll kaltes Wasser über die beiden Kontrahenten herunterschüttete. Die waren sich hinterher schnell einig im erzürnten Aufbegehren gegen den grinsenden "Attentäter" über ihnen.

Das Bild aus vergangenen Zeiten zeigt schließlich auch die noch großen Freiflächen oben am Elmle und im Burggraben. Ein ländliches Dorf also vor siebzig Jahren und einen von einem Grüngürtel mit vielen Obstbäumen umrahmten, noch wenig bebauten Dorfkern.

Schließlich noch ein weiterer eindeutiger Hinweis auf das Jahr 1951: In der Nacht vom Pfingstsonntag auf den Pfingstmontag war in diesem Jahr der Kirchenbauernhof niedergebrannt.

Alarm wurde damals noch per Glockengeläut und mit "Alarmblasen" auf dem Sozius eines Motorrads während einer hektischen Fahrt durchs Dorf gegeben.

Freifläche durch Brand auf Kirchenbauernhof

Auf dem Foto erkennt man die durch das Brandunglück hinter dem "Posthörnle" und dem ebenfalls heute nicht mehr stehenden Wohnhaus des Schuhgeschäftes Adolf Rauber entstandene Freifläche. Gegenüber auf Grünach war es von den lodernden Flammen so heiß, dass man Bange hatte, weil kurz zuvor die Schindeln frisch gestrichen worden waren.

Der Schaden nach dem Brand auf dem Kirchenbauernhof im Jahr 1951 war immens, weil Getreide und Heu auf dem Dachboden gelagert waren. Der Feuerwehr gelang es, die nahe stehenden Gebäude zu schützen, der Hof aber brannte bis auf die Grundmauern nieder. Mehrere Familien verloren ihr Zuhause. Die Ursache für das Feuer blieb ungeklärt. Hinterher wurde an der Stelle ein Wohnhaus gebaut.