Bruno Hämmerling, Oberwolfacher Hausmeister in der Festhalle, war mit der "Queen Mary" und närrischer Besetzung zu Gast beim Fastnachtsumzug in Offenburg. Foto: Haas

Originalität aus 1950er-Jahren durch Fotos wieder lebendig / Nach Umzug Fußball gespielt

Das Jubiläum "66 Jahre Narrenzunft Oberwolfach" mit den beiden zusätzlichen Geburtstagen von Schnitzpubern und Serregeistern hat die ganze vergangene Fasnet überstrahlt. Auch die kommende Saison kündigt sich wieder mit den Martinisitzungen an (siehe Info).

Oberwolfach. Aus gebotenem Anlass hat der SchwaBo daher im persönlichen Archiv alter Fotografien gekramt. Viele der Schwarz-weiß-Bilder und auch einige Farbfotos wecken die Erinnerung an die urige Zeit der "alte Oberwolfacher Fasnet" der 1950er- und 1960er-Jahre.

Damals amtierte der nachmalige Bürgermeister Willi Rauber als Narrenvater. Eines der Bilder zeigt ihn mit dem Lindenwirt auf der Treppe des Gasthauses. Vermutlich zu seiner Verabschiedung traten der Dirigent Christian Urspruch und die Musiker, mit unter anderem noch Josef Sum, Paul Schirmel und Josef Blumhofer, in närrischer Montur auf dem Lindenplatz auf.

Gleich im Anschluss werden am Fasnetssonntag die Kinder gekommen sein, um lautstark den Lindenwirt mit seiner Frau hochleben zu lassen. Der hat nicht nur Brezeln und "Gutsele" verschenkt, sondern die Kinder auch noch mit einem langen Schlauch einen Schluck Bier aus dem im Gastraum aufgestellten Fass ansaugen lassen.

Der Umzug ging talaufwärts und nahm bei der oberen Grünachbrücke den Weg über die schmale Straße des Ortsteils Grünach. Ohne die Schnitzpuber und die Serrengeister gab es damals als Oberwolfacher Fasnetsgruppen neben dem Narrenrat und den Musikern gerade mal die Hexen, die Kaffeetanten sowie die Wölfle. Anfangs trugen Letztere noch rote Strümpfe, gelbe Hosen und blaue Westen. Viele Einzelpersonen oder Gruppen hatten lustige Einfälle und sind einfach mitgelaufen oder mitgehopst.

"Queen Mary"-Schiff

Mit den Wagen hatten sich die Oberwolfacher auch damals schon teilweise an den Schnurrthemen orientiert. Eine gefürchtete Erfindung war der "Kotzkarre", auf dem die Zuschauer etappenweise festgebunden wurden, und spätestens nach 100 Metern Dauerdrehen sich kaum mehr zurückhalten konnten.

Neben alten Traktoren waren zum Ziehen der noch eher kleinen Wagen auch Lastwagen und Ochsen des Bendiktenbauerns im Einsatz. Mit einem Narrenschiff leistete Bruno Hämmerling, Hausmeister der Festhalle, seinen regelmäßigen Beitrag zum Umzug. Die "Queen Mary" wurde von mal zu mal größer und luxuriöser und schließlich sogar zum Fasnetsumzug in Offenburg eingeladen.

Musiker an Bord

Als Besatzung wurden vorwiegend Aktive der Oberwolfacher Musikkapelle requiriert. So hatten sie gleich noch närrische Musik an Bord. Meistens bewegte sich der Zug am Schluss zum Sportplatz, wo unter der Leitung von Pfarrer Anton Rapp irgend ein närrisches Fußballspiel stattfand. Manchmal kickten dabei auch Frauenmannschaften mit. Sogar der Pfarrherr selbst war mehrfach in unterschiedlicher Verkleidung als Kicker aktiv.

Lustige Waschweiber

An den vorausgehenden Sonntagen wurde wie auch heute noch geschnurrt. Anfangs waren lediglich die Waschweiber und Moritatensänger im Einsatz. Narrenpolizist Anton Feger ging über Jahre den Schnurranten voran. Die Waschweiber Frieda Frieda und Maria Groß, wohnhaft in der Kanzel in Wolfach, fischten einzelne Kleidungsstücke aus dem Zuber, um anschließend wortgewaltig über deren Besitzer her zu ziehen.

Der Gipser-Zambo, der Blechner-Glutsch, der "Schlaule", der Uhl- und der Erdebur hatten immer etwas fasnetsträchtiges "vubochzget". Mit Musikus "Schittenhelm" alias Alfred Fritsch, waren auch immer einige Moritatensänger unterwegs. Willi Suhm war mit Matthias Schoch selbst als Schnurrant aktiv und als meisterhafter Plakatkünstler sehr begehrt. Schnurrstoff gab es in diesen Zeiten immer mehr als genug, denn Fernsehcomedy und -kabarett gab es noch nicht.

Oberwolfach verfügt also über eine lange Geschichte mit vielen bunten Facetten. Sie wird auch in der Gegenwart von Narrenmutter Martina I. mit ihrem engagierten Narrenrat, den Gruppen und Schnurranten zur Freude aller Generationen ungebrochen und immer mit neuem Elan fortgesetzt.

INFO

Närrische Termine am Samstag: Martinisitzungen und Hauptversammlungen im Wolftal

Die Narrenvereinigung Oberwolfach 1951 lädt am Samstag, 11. November, ab 20 Uhr zur Hauptversammlung ins Gasthaus Wolfsklause ein. Unter anderem blickt der Verein auf die Ergebnisse des Jubiläums 2017 und die bevorstehende Fasnet 2018. Die Narrenkapelle wird wie immer musikalisch auf die baldige närrische Zeit einstimmen. Da auch Neuwahlen des Vorstands anstehen, bittet der Vorstand um rege Teilnahme.

Die Freie Narrenzunft Wolfach lädt ebenfalls für den morgigen Samstag ein. Ab 20 Uhr treffen sich alle zur traditionellen Martinisitzung in der "Krone". Dabei geht es um einen abschließenden Rückblick auf die vergangene Fasnet, um den Bericht über die Beschlüsse des Großen Narrenrats (wir haben berichtet) und insbesondere um die Vorschau auf die kommende närrische Saison. Narrenrat und Festspielleiter Bernd Schillinger wird zum dazugehörenden Festspiel nähere Ausführungen machen. Über die Teilnahmebedingungen am Narrentreffen in Gengenbach wird Säckelmeister Hans Glunk berichten. Der vorläufige Fahrplan mit Teilnahme am Narrentreffen wird ebenfalls verlesen. Auch der Unterhaltung wird an diesem Abend Raum gegeben: Die Nussschalenhansel sind turnusgemäß für das Programm zuständig. Die Narrogeistbeschwörer werden sich zur festgelegten Zeit wieder Mühe geben, den Narrogeist in die "Buben und Mädchen" fahren zu lassen, damit sie für die Fasnet 2018 genug Schwung und Witz aufbringen. Die Organisatoren weisen auf den Wunsch hin, eine Kopfbedeckung wie das Narrenkäpple zu tragen. Der Rat würde sich freuen, eine große Besucherschar begrüßen zu dürfen. Ebenfalls am Samstag, 11. November, ab 19.30 Uhr wird auch die Martinisitzung der Narrenzunft Kirnbach abgehalten. Sie findet in der Gemeindehalle statt. Und die Narrenzunft Halbmeil trifft sich zur Hauptversammlung am Samstag, 11. November, ab 20 Uhr im Gasthaus Kreuz. Alle aktiven und passiven Mitglieder, Ehrenmitglieder, Ehrenräte sowie Vorstände der Halbmeiler Vereine eingeladen. Vor allem Neuwahlen stehen auf der Tagesordnung. Weitere Punkte sind der Kassenprüfbericht mit Entlastung der Säcklemeisterin, der Bericht des Narrenvaters, die Entlastung des Narrenrats, Verabschiedung sowie Anträge und Wünsche. Auch das Umzugsmotto und der Narrenfahrplan für 2018 werden bekannt gegeben. Die Versammlung wird von den Halbmeiler Halunken musikalisch umrahmt.