Konzentriert probte die Trachtenkapelle Oberwolfach mit Christian Pöndl (rechts). Foto: Haas Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Trachtenkapelle Oberwolfach gibt Einblick in Probenarbeit / Weiteres Schnupperangebot am Mittwoch

Zum "Schnuppern" hat die Trachtenkapelle Oberwolfach (TKO) kürzlich in den Proberaum in der Festhalle eingeladen. Die Besucherzahl bei der offenen Probe war sehr überschaubar.

Oberwolfach. Trotzdem herrschte beim Vorsitzenden Markus Schätzle, der die vierte offizielle Probe an der Seite des neuen Dirigenten Christian Pöndl mit einigen sehr persönlichen Grußworten eröffnete, große Freude: Ein ehemaliger Aktiver hatte unter den Übenden Platz genommen. Offensichtlich will er nach einigen Jahren Familien-Auszeit den "Restart" der Musiker bewusst zur Rückkehr in den vertrauten Kreis ehemaliger Kameraden nutzen.

Leichte Neuausrichtung unter Dirigent Christian Pöndl

Genau an solche Rückkehrer denkt der Vorstand der TKO, wie Schätzle im Gespräch mit dem Schwabo unterstrich. Für alle, die nach mehr oder minder langer Pause aus verschiedenen Gründen wieder ein Instrument in die Hand nehmen, sei der Dirigentenwechsel ein idealer Anlass zur Rückkehr in die Kapelle. Unter den besonderen Akzenten von Pöndl mit einer gewissen, aber alles andere als revolutionären Neuausrichtung im Repertoire könnte ein Wiedereinstieg für Ehemalige gewiss leichter fallen. Gedacht ist dabei aber auch an Musiker, die neu in die Gemeinde zogen – wie im Falle von Bürgermeister Matthias Bauernfeind, der natürlich mit Blick auf seinen übervollen Terminkalender bei aller Liebe zur Blasmusik und seiner Trompete – zumindest vorerst – gezwungen ist, andere Prioritäten zu setzen.

Mit zwei bekannten Stücken stiegen die Musiker in die Probe ein, zu der kaum ein leerer Stuhl auszumachen war. Ein Schlagzeuger kam als einziger mit einer Viertelstunde Verspätung angehetzt. So unauffällig wie möglich schlich er an seinen Platz. Mit der konzertanten "Odilia" zuerst und danach mit "Michael" von Jacob de Haan und Robert W. Smith startete das Orchester in die gut zweistündige Probe.

"Odilia" ist eine schnelle und fröhliche Ode an das französische Dorf Baume-les-Dames im Jura, eine von Schwarzwäldern geliebte Urlaubsregion. Zur Einleitung in die Komposition inspirierte einfühlsam die mittelalterliche Tanzmusik.

Konzentriert und geduldig spielen die TKO- Mitglieder

Der nachfolgende gediegene Satz in Moll steigert sich auch in der Probe zu einem dramatischen Höhepunkt. Danach folgt eine ruhige Passage. Schließlich kehrt das mittelalterliche Motiv aus der Einleitung wieder, diesmal in einer Gospelversion. Da können und konnten sich alle Register impulsiv einbringen.

Von Dirigent Pöndl wurden die Passagen nummernweise vorgegeben und korrigiert, was die Musiker geduldig und mit Konzentration annahmen. Vom Dirigenten wurden sie mit einem zufriedenen Lächeln belohnt: "Ihr seht, wir kriegen das miteinander hin!"

"Sanft wie rohe Eier" in Sprache wie in Gestik fasste der neue musikalische Leiter die Musiker auch bei Zwischenübungen registerweise an. Gewiss will er die ihm anvertrauten Musiker nicht gleich mit Ungeduld vergraulen, denn er dürfte wissen, durch welche hohe Schule ein jeder in der TKO durch den jahrelangen Schliff von Vorgänger Roman Schilli gegangen ist.

Auffallend natürlich ist auch die leicht "schwäbelnde" Ansprache von Pöndl. Viel Geduld hört der außenstehende Zuhörer aus der Ansprache heraus und eben auch den Respekt vor der bereits in Erfahrung gebrachten perfekten Schule der Höchstklasse, welches das Oberwolfacher Blasorchester nach dem kurzen Atemholen zeigt.

Ein frischer Wind weht durch den Übungsraum des Orchesters

Deutlich sichtbar krempelte Pöndl beim ersten öffentlichen Auftritt die Ärmel hoch. Dies steht ein wenig im Gegensatz zum freundlichen und dann doch auch wieder verbindlich-nachdrücklichen Tonfall. Zumindest andeutungsweise will der neue musikalische Leiter zeigen, dass ein durchaus frischer Wind den Probenraum der TKO in den kommenden Monaten zumindest sanft durchlüften dürfte.

Nichts anderes werden die Oberwolfacher Musiker wohl erwartet haben. Und dies ist gewiss auch ganz im Sinne des hoch verdienten und von allen mit großem Respekt vor wenigen Monaten verabschiedeten Ehrendirigenten Roman Schilli.

Die Trachtenkapelle Oberwolfach lädt erneut zur offenen "Schnupperprobe" am kommenden Mittwoch, 17. April, ein. Beginn ist um 20 Uhr im Proberaum an der Ostseite der Festhalle.