"Puder" Grabsch entdeckte mit Tanja und Corina Harter eine Ähnlichkeit von "Steini" mit dem neuen Dorfpfarrer. Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Vier Gruppen bieten gelungene Mischung aus deftiger Schnurre und hintersinniger Satire

Eine Mischung aus traditioneller deftiger Schnurre sowie fein- und hintersinniger Satire ist dem Publikum jetzt geboten worden. Der Andrang in den Oberwolfacher Lokalen war groß.

Oberwolfach. Die Narrenkapelle erwies sich einmal mehr als stimmungsgewaltiger Türöffner für die vier Schnurrgruppen, die ein kurzweiliges dreistündiges Non-Stop-Programm servierten.

Sir Winzig von den Narrenmusikern animierte die erwartungsvollen Schnurrgäste zum Mitsingen der bekannten Fasnets- und Stimmungslieder. Damit ein Jeder mithalten konnte, hatte man gleich noch ausreichend Textblätter mitgebracht.

"Puder" Peter Grabsch eröffnete die Tournee zusammen mit Mutter und Tochter Tanja und Corina Harter. Die Routine der Gruppe zeigte sich in den sowohl geschliffenen wie gestenreich vorgetragenen und perfekt gesanglich umgesetzten Geschichten. Diese rankten sich facettenreich um die aus dem Altersheim zurückbeförderten Berliner des "Leischdebeck", einem unter mysteriösen Umständen im Mitteltal gelandeten Damenfahrrad und den neuen Pfarrer "Rümmele-Steini", wobei man den restlos überzeugenden bildhaften Beweis nicht schuldig blieb. Das Fazit des Dreigestirns: "Lieber Steini, die Wahl fällt uns nicht schwer, du gibsch schon wegen deiner Ähnlichkeit, die idealen Ersatzpfarrer her!"

Als "schwäbisch-portugiesische Intergrationsbürokraten" hatten sich Thomas Hafen und Marco im Blick auf den großen Auftritt so richtig fein in Schale geworfen. "Eingewandert, zugezogen, reingeschmeckt", so umschrieben sie ihre Daseinsproblematik im "Tal der Waschechten". Indes stellten sie in überzeugender Einsicht, denn doch mit voller Zufriedenheit und auch Dankbarkeit fest, dass ihnen die Integration voll gelungen ist, und stellte so auch für künftig Anfragende – wenn auch nur im subtilen Flüsterton – fest: "Komm zur Walke ins Vereinshaus mit dem vertrauten Klang vom Kirchenchor: Halleluja!" Diese Feststellung untermalten sie feinfühlend mit der Melodie von Elvis Presleys: "In the Ghetto."

Gestaunt haben die Neu-Schnurranten über die Rasanz im neuen Baugebiet: "Ein Blümlein, das grad noch auf der Wiese stand, von einer Herde Doppelgaragen überrannt!" Beeindruckend war auch Vorsorge bei den Oberwolfachern: "Die Straße wurde schon gekehrt, da war sie noch nicht einmal geteert!" Auch der majestätische Sitz der Herren von Wolva, Schlössle genannt, hätten sie sich zur Not als Domizil vorstellen können: "Freistehende Immobilie, total schick, großzügiger Freisitz und mit Talblick! Ferner historisches Ambiente, architektonisch facettenreich, vielleicht nur leicht sanierungsbedürftig im Dachbereich!".

Wie ein Orkan kam wort- und stimmgewaltig die deftige Schnurr-Alternative mit "Pfipfis" Roland Rothfuß, "Kaib" Gerhard Schmider, Thomas Wild und Musikus Martin Schmieder hereingestürmt: "Wir sind wieder hier, waren nie wirklich weg, jetzt hen ihr de Dreck!" Sie ermunterten die Lokalgeäste zum aktiven Teilnehmen am öffentlichen Leben: "Mit dem Zuehorche sind wir auch nit daccor, sell mache wir schon bi unsere Fraue ’s ganz Johr!" Beim Blick auf das pulsierende Dorfleben nahmen sie den Taxi-Heizmann und die Mitteltäler Hühnerbatterie ins Visier. Dennoch rangen sie sich zu einem Webespruch durch: "Höre na ihr Bio-Esser, des isch nit nur nah und gut, sondern näher und auch besser!"

Fantasievoll wurden die Namen der Gemeinderäte unter die Lupe genommen und bezüglich des Gerangels um die Windräder auf dem Gütschkopf wurde unisono festgestellt: "Nach der gentechnischen Prüfung vom a Henneschiss sage mit de Windkraft dort obe ade und auch tschüss!".

Umfänglich widmeten sich die musikalisch perfekt auftretenden TKO-Aktiven Thomas Rauber und Julian Bonath von den "Dorphs", "Wolle" Wolfgang Dieterle, Daniel Schmid sowie dem liebenswürdigen Gast-Bassist Hannes Sauer aus dem Frankenland ("Soll e eini nemme, dass er au blibbt!") um die "Loschor-Milchhol-Tour" von Andy Müller vom Burggraben bis ins Mitteltal- und mit fremdem Fahrrad wieder zurück: "Sein Fahrrad het e extra Gang, dass er bsonders langsam fahre kann!"

Was ihm da so alles ins Auge stach, war den Schnurranten eine willkommene Gelegenheit, so einiges aufs Korn zu nehmen, angefangen vom Falkenhorst im Mitteltal bis hinunter zur säulenträchtigen Akropolis am Wolfufer.

Über die vollumfänglich stimmige Schnurrade war selbst "Zangers Andy" als "Schnurr-Opfer" so angetan, dass er die fidele Gruppe zum gemeinsamen "Schnäpsle" an der Theke einlud.