Porträt: Hedwig Kessler schmückt seit 60 Jahren Fronleichnamsaltar / Ginster gesucht
Seit 60 Jahren schmückt Hedwig Kessler den Fronleichnamsaltar zu Füßen von St. Bartholomäus unter der Dorflinde. Helfende Hände unterstützen die 83-Jährige bei ihrem Vorhaben.
Oberwolfach . Die Tage vor dem Fronleichnamsfest sind für Hedwig Kessler die ereignisreichste Zeit im Jahr – und das schon seit 60 Jahren. Immer wieder aufs Neue lässt die Oberwolfacherin ihrer Fantasie und Kreativität freien Lauf, um den Blumenteppich auf dem Kirchplatz farbenprächtig zu gestalten.
Schon vor zehn Jahren erwägte sie, in Anbetracht der enormen Herausforderung und den nicht minder großen Erwartungen an ihre Schaffenskraft, aufzuhören. Aber noch immer ist die inzwischen 83-Jährige dabei voll in ihrem Element und so lange sie das Schmücken noch so meistert, führt sie es auch fort.
Große Fülle : In ihrem großen Gemüse- und Blumengarten blüht es üppig: tiefblaue Kornblumen, verschieden farbige Lupinen, Alpenastern, Schwerlilien, Goldlack, Glockenblumen, Nelken und Pfingstrosen gibt es dort im Übermaß. Trotz dieser Fülle gibt es immer wieder Engpässe: Für den diesjährigen Blumenteppich fehlt Kessler noch ein aufhellendes Gelb. Der von der 83-Jährigen hierfür heiß begehrte Ginster ist vielerorts schon verblüht, nur in höher gelegener Region nicht – Hilfe ist daher gesucht.
Schon seit Wochen wandern ihre geschulten Späheraugen erwartungsvoll und gezielt vorhersehend über Hausgärten und Wiesen bei den fast täglichen Radfahrten nach Wolfach. In den vergangenen Tagen vor dem Fest hatte sie vorsorglich Behältnisse im Gepäckträger verstaut, um ihre seltenen Funde vom Gewann Matten mit nach Hause zu bringen. Damit diese nicht welken, werden sie sofort kühl im Keller gelagert.
Oft fotografiert: Was sich auch an Wetterproblemen kurzfristig zusammenbrauen mag, die Oberwolfacher können sich sicher sein, dass die 83-Jährige im 60. Anlauf wieder ausreichend vielfarbige Blütenblätter findet, um einen schmuckvollen Altar unter der Dorflinde zu kreieren. Neben dem "Teppich" sind es immer wieder die prächtigen Blumensträuße, die mit Bewunderung bestaunt und unendlich oft fotografiert werden.
Das Wesentliche : Trotz aller Gegebenheiten geht es Kessler nur um eins: dem Herrgott für die herrliche Natur und das üppige Wachstum in den Gärten, auf den Fluren und Wiesen von Herzen zu danken und Segen für ein gutes Erntejahr zu erbitten.
Die 83-Jährige weiß es zu schätzen, dass andere Gruppierungen und Vereine, wie die Kolping, helfen. Sie bemühen sich, den Prozessionsweg und mit drei weiteren Blumenteppichen den Bereich des Kirchbergs zu schmücken, um die Flurprozession am morgigen Donnerstag (siehe Info) für alle Teilnehmer zu einem Erlebnis werden zu lassen.
