Auf den drei Sichtwänden des Trafohäuschens in Oberwolfach hat der Künstler Markus Ronge (links) die Arbeit unter Tage vom frühen Mittelalter über das vorherige Jahrhundert bis zur Gegenwart dargestellt. Foto: Haas

Kreativität: Oberwolfacher Tradition dient als Vorbild / Motive geben Einblick in Geschichte

Den Bergbau auch bildlich nach Oberwolfach bringen: Das hat Künstler Markus Ronge getan. Er hat die Trafostation an der Alte Straße mit Motiven aus der Bergbaugeschichte lebendig gestaltet.

Oberwolfach. Zweifach rangiert der Ferienort Oberwolfach im mittleren Schwarzwald an der Weltspitze: einmal mit der regelmäßigen Präsenz der weltbesten Mathematiker im Mathematischen Forschungsinstitut (MFO) mit der umfangreichen Fachbibliothek und zum anderen mit der außergewöhnlichen Vielfalt an Mineralien aus der Grube Clara und der Dauerausstellung einiger Prachtexemplare im MiMa. Oberwolfachit, Rankachit, Benauit und Clarait sind hier in Oberwolfach bekanntlich entdeckt und in Anlehnung an Orts- und Gewannbezeichnungen im Bereich des Fundortes benannt worden.

Mit der Fassadengestaltung der Trafostation an der Straßenkreuzung Alte Straße/Am Kirchberg unmittelbar an der von der Landstraße abgewandten Südostecke des Bergbau-Mineralien-Themenparks ist nun ein Kleinod entstanden, auf dem mit hervorragender Graffitikunst auf 16 Quadratmetern ein Spalt breit das Tor in das erzreiche Berginnere und zugleich in die Jahrhunderte alte Bergbautradition geöffnet wird.

Region hat eine "einzigartige Historie"

Der künstlerische Leiter des Potsdamer Unternehmens "Artefx", Markus Ronge, war sofort hellauf begeistert, als vom Überlandwerk Mittelbaden die Anregung für die Fassadengestaltung in Oberwolfach auf ihn zukam. Nicht nur die gute Schwarzwaldluft und das schöne Fleckchen in der Mitte des Schwarzwalddorfs haben in ihm sogleich die Begeisterung geweckt, sondern auch die einzigartige Historie der Region, die es künstlerisch umzusetzen galt.

Anthea Götz hat als Leiterin der Unternehmenskommunikation beim Elektrizitätswerk Mittelbaden den Kontakt mit Bürgermeister Matthias Bauernfeind aufgenommen und sogleich reichhaltiges Bild- und Infomaterial zur ganz besonderen Bergbaugeschichte erhalten, das sie an Markus Ronge weitergab.

Der Künstler entwickelte daraus sogleich die bildhafte Umsetzung der Ideen, nachdem er sich zuerst einmal fachlich und mit historischem Tiefblick in die Thematik hinein versetzt hat. Das Hineinfügen in die vorgegebenen Maße und Gegebenheiten schien dem versierten professionellen Fassadengestalter dann keine Probleme mehr zu bereiten.

Anthea Götz erinnerte daran, dass das Überlandwerk Mittelbaden vor sechs Jahren damit begonnen habe, die Transformatorenstationen in der Ortenau schrittweise umzugestalten. Diese haben an sich die nüchterne Aufgabe, lediglich den sicheren Netzbetrieb und den Transport der Elektrizität sicherzustellen. Das hindere jedoch keinesfalls daran, Praktisches und Nützliches nicht auch mit ästhetisch Schönem in Verbindung zu bringen. Dass dies sich nun so passend im Bereich des Themenparks einfügt, freute auch Bauernfeind. Er war voll des Lobes für dieses Engagement des Stromlieferanten und verwies nochmals auf die historische Bedeutung des Bergbaus nicht nur für Oberwolfach, sondern auch für die ganze Region.

Künstler macht sein Hobby zum Beruf

Ronge berichtete kurz über sein Betätigungsfeld, das sich aus seiner brandenburgischen Heimat nun deutschlandweit ausbreitet. Bei seiner flotten Arbeitsweise hatten die Betrachter, die sich allmählich in größerer Zahl an der Straßenkreuzung ansammelten, kein Problem damit, ihm mit voller Überzeugung abzunehmen, dass es für ihn einen beständigen Glücksfall bedeute, sein Hobby als Beruf ausüben zu können.

Die Blütezeit des Bergbaus war laut dem Flyer "Bergbau im Kinzigtal" im 18. Jahrhundert. Das Bergrecht im Kinzigtal lag damals beim Haus Fürstenberg. Die Minenarbeiter waren unter Tage vor allem auf der Suche nach Silber- und Kupfererzen, aber auch Eisenerzen. Seit dem Jahr 1898 bis heute wird in der Grube Clara in Oberwolfach Schwerspat abgebaut. Das Bergwerk wird von der Firma Sachtleben Bergbau betrieben und ist heute das einzige aktive Erzbergwerk im Schwarzwald. Laut der Broschüre ist die dazugehörige Mineralienhalde in Wolfach mit rund 420 unterschiedlichen Gesteinen eine der beiden mineralienreichsten Gruben der Welt.