Beim Tag ohne Strom haben die Kinder von "St. Josef", zum Beispiel Leonie und Kerim, am Vormittag 20 Minuten lang abgespült. Projektleiterin Katja Schrempp (von rechts) und Leiterin Simone Schmider möchten Umweltbewusstsein vermitteln. Foto: Steitz

Kindergarten St. Josef beteiligt sich an Wettbewerb. Bundesministerium für Umwelt fördert

Oberwolfach - "Ein Tag ohne Strom": Das ist für viele Menschen unvorstellbar. Der Kindergarten St. Josef hat es am Freitag ausprobiert. Die Einrichtung nahm damit an einem bundesweiten Wettbewerb des "Klima-Kita-Netzwerks" teil. Die Aktion dient dem aktiven Umweltschutz.

Der unkonventionelle "Tag ohne Strom" sorgte bereits am frühen Morgen, gegen 6 Uhr, für eine witzige Panne: Zwei Erzieherinnen fanden fast nicht das Schlüsselloch der Eingangstür in dieser Dunkelheit.

Zuvor hatte Bauhofleiter Martin Klausmann für die Aktion extra die Lichtaußenanlage abgeschaltet. Auch die Heizung wurde auf ein Minimum heruntergefahren. Computer, Telefon, Kopierer blieben bis auf eine Ausnahme aus.

Das Seniorenheim St. Luitgard lieferte fürs "St. Josef"-Bistro kaltes Essen an. Das Dessert aus Joghurt mit Marmelade und Obst wurde in Eigenregie ohne elektrische Küchengeräte zubereitet. Im Ruheraum blieben die Blubbersäule und Schlummerlichter aus. Und die Kinder spülten jeweils zu dritt alle 20 Minuten Geschirr ab.

In den Gruppenzimmern wurden morgens Gläser mit Kerzen aufgestellt und auch beim Eingang gab es morgens Laternen, um den Weg bis zur Garderobe auszuleuchten. Insofern war es schon auch ein wenig abenteuerlich, wie Leiterin Simone Schmider betonte. Den ersten Vater, der sein Kind vorbeibrachte, habe das "St. Josef"-Personal zuerst gar nicht erkannt, weil es so dunkel war.

All diese Ideen hatte die siebenköpfige Energie-Projektgruppe zuvor gesammelt und wurden mit Leiterin Schmider abgesprochen. Die Vier- bis Fünfjährigen entwickelten darüber hinaus auch weitere Gedanken über die Umwelt, verstanden aber auch die Grenzen (siehe Info). Projektleiterin Katja Schrempp erzählt begeistert: "Ein Mädchen hat sogar über die Luftreinigung von Bäumen erzählt."

"Wir machen viele Projekte zur Umwelt, aber es ist keine Eintagsfliege", so Schmider, die an dem Morgen sogar auf ihren Kaffee verzichtet hatte. In der Einrichtung gibt es bereits Aufkleber auf den Lichtschaltern, die aufs Stromsparen hinweisen. Der Kindergarten belegte beim Umweltpreis 2016 der Erzdiözese Freiburg den vierten Platz.

Diesmal wurde die Einrichtung vom Projekt Klima-Kita-Netzwerk persönlich angeschrieben, ob sie mitmachen wolle. "Tolle Preise und Fortbildungsangebote" stehen in Aussicht. Die Kinder hoffen auf einen Pokal oder eine Medaille. Schmider und ihr Team müssen dafür genau dokumentieren, wie der "Tag ohne Strom" verbracht wurde.

Für Leonie und Kerim war es eine ganz neue Erfahrung: Die beiden haben noch nie abgespült. Erstes Fazit: Es macht Spaß.

Info: Die Ausnahmen

Trotz der Aktion gibt es vier kleinere Ausnahmen, bei denen Strom eingesetzt wird:

> Den Computer darf nur Kindergartenleiterin Simone Schmider jeweils einmal morgens und abends anschalten, um Nachrichten zu lesen.

 > Ganz wichtige Anrufe werden im Büro von 7.30 bis 8 Uhr und von 11.30 bis 12 Uhr angenommen. Normalerweise erfolgt das durchgängig von 6 bis 18 Uhr.

 > Die Krippe nimmt zudem nicht daran teil, weil das zu gefährlich wäre (ohne Heizung und Licht).

> Das Aquarium kann nicht ohne Strom sein, weil sonst die Fische ohne Pumpe und Licht sterben würden.