Jahrelang hat Renate Delakowitz im Kindergarten St. Elisabeth in Oberschopfheim gearbeitet. Ihr Konfessionswechsel führte nun zur Kündigung. Foto: Bohnert-Seidel

Kirche: Eltern und Bürger setzen sich für Renate Delakowitz ein, Kündigungsgrund ist Konfessionswechsel

Oberschopfheim - Die Kirchengemeinde Friesenheim muss die Entscheidung aus der Erzdiözese umsetzen: Renate Delakowitz, Erzieherin in der Kindertagesstätte St. Elisabeth, muss gehen. Eltern und Bürger setzen sich nun mit einer Online-Petition für sie ein. Die Erzieherin Renate Delakowitz hatte von der römisch-katholischen Kirche zur alt-katholischen Kirchengemeinde Offenburg gewechselt, was für den Träger der Kita St. Elisabeth Grund war, ihr zu kündigen (wir berichteten). Ob das die Elternschaft, Kirchenmitglieder, Kollegen oder die Bevölkerung verstehen, bleibe zweitrangig. Für die Erzdiözese sei die Situation klar, wie Pressesprecher Michael Hertl gegenüber der Lahrer Zeitung bemerkte: "Wenn jemand, wie im Fall von Frau Delakowitz, aus der römisch-katholischen Kirche austritt, ist die Loyalitätsvoraussetzung gegenüber dem Arbeitgeber nicht mehr erfüllt." Ihre Kündigung wird zum 30. September 2020 rechtskräftig. Damit will sich die Elternschaft in Oberschopfheim nicht zufrieden geben. "Für Eltern, die ihre Kinder in Toleranz und Respekt gegenüber dem Nächsten erziehen und begleiten, ist diese harte Linie der Kirche nicht nachvollziehbar. Diese kategorische Härte können und wollen wir nicht tolerieren", erklärt Mutter Steffi Kimmig aus Oberschopfheim. Aktuell läuft eine Online-Petition, die mit einer entsprechenden Anzahl von Unterschriften die harte Haltung der Erzdiözese zur Umkehr lenken soll. Im Elternbrief, adressiert an Erzbischof Stefan Burger, formuliert der Elternbeirat: "Der Elternbeirat der Kindertagesstätte St. Elisabeth in Oberschopfheim bittet inständig darum, die Kündigung von Renate Delakowitz noch einmal zu überdenken."

Aufregung ging bis in den Gemeinderat

Aus der Katholischen Kirchengemeinde Friesenheim meldet sich gegenüber der Lahrer Zeitung Kirchenmusiker Martin Groß zu Wort: "Ich bin empört über diesen unbarmherzigen Akt der Intoleranz, der außerdem einen massiven Verstoß gegen den Geist des Grundgesetzes darstellt, der die Glaubensfreiheit verankert. Davon einmal abgesehen, dass µdie Kündigung ein schlimmer Verstoß gegen die Nächstenliebe darstellt. Ich werde nicht locker lassen, gegen diese Form der Unfreiheit vorzugehen. Dieser Akt ist die eigentliche Schädigung der römisch-katholischen Kirche." Was hier passiert, vollziehe sich in unchristlicher Weise gegen die Lehre Jesu. Dass sich die langjährige und erfahrene Erzieherin als profunde Fachfrau bezüglich Religionspädagogik erwiesen hat, werde ebenfalls zur Nebensache.

Die Aufregung zog sich vergangene Woche bis in den Ortschaftsrat in die politische Welt, wo ein Mitbürger sich über das "unschöne Vorkommnis" in der Kindertagesstätte äußerte. "Das passt nicht in unsere heutige Welt", erklärte ein echauffierter Oberschopfheimer. Ortsvorsteher Michael Jäckle verwies in seinem Kommentar auf den Träger, die Katholische Kirchengemeinde Friesenheim. Das sei Sache der Erzdiözese und nicht der politischen Gemeinde.

Benjamin Buchert aus Friesenheim hat am Montag, 26. Juli, die Online-Petition "Rücknahme der Kündigung einer Erzieherin" gestartet. Derzeit haben 37 ihre Unterstützung zugesagt. Zu finden ist sie unter www.openpetition.de/petition/online/ruecknahme-der-kuendigung-einer-erzieherin.