Das Gelände, dass die Oberkircher Winzer bewirtschaften, umfasst hauptsächlich südliche Hang- und Steillagen. Archivfoto: Oberkircher Winzer Quelle: Unbekannt

Weinbau: 63 Millionen Liter Ertrag in 2021 erwartet

Oberkirch/Baden - Die badischen Winzergenossenschaften haben in Oberkirch auf ein herausforderndes Jahr zurückgeblickt. Mit 63 Millionen Litern wird die Lesemenge deutlich geringer ausfallen als 2020 – die Betriebe erwarten jedoch Weine guter Qualität.

"Wir erwarten alles in allem sehr gute Weine aber deutlich geringere Mengen als im langjährigen Schnitt", berichtet Roman Glaser, der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), in den Räumen der Oberkircher Winzer in Oberkirch. Die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie sind derweil immer noch an den Absatz- und Umsatzzahlen abzulesen, heißt es in einer Mitteilung des BWGV.

"Während es im Norden des Anbaugebiets Baden kaum Frostschäden gibt, verzeichnen manche Lagen in der Mitte und im Süden des Anbaugebietes frostbedingte Ausfälle von 20 bis 80 Prozent", berichtete BWGV-Generalbevollmächtigter Ansgar Horsthemke. Gerade die Ortenau habe ungewohnt heftige Frostschäden, die neben kalten Temperaturen insbesondere durch Schneeregen vor der Frostnacht verursacht wurden, erlitten.

Drum blicken die Verantwortlichen der Oberkircher Winzer, die Gastgeber-Genossenschaft der diesjährigen Wein-Pressekonferenz, auch mit gemischten Gefühlen auf die Weinlese 2021. "Die Qualitäten sind zwar gut, aber bei den Mengen liegen wir sehr deutlich unter dem Vorjahr und den Werten einer normalen Lese", berichtet Geschäftsführer Markus Ell. "2021 erleben wir ein absolutes Ausnahmejahr. Die ansonsten frostsicheren Steillagen wurden im April von hier noch nicht gekannten Schäden heimgesucht", berichtet er. "Auf den in Oberkirch vorherrschenden südlich exponierten Hanglagen mit den leicht erwärmbaren Granitböden war die Vegetation schon etwas weiter fortgeschritten als in anderen Regionen, so dass der Kälteeinbruch nach Ostern viele im Aufbruch befindlichen Knospen erfrieren ließ." Gerade die Hauptsorte Spätburgunder sei davon stark betroffen.

Eine Ernteschätzung gestalte sich schwierig, da sich das Schadensausmaß unterscheide. "Wir erwarten eine Lesemenge von 50 bis 65 Prozent eines Normaljahres, was die kleinste Ernte der vergangenen vier Jahrzehnte darstellen würde", sagt Ell. In normalen Jahren lesen die Oberkircher zusammen mit den Winzern der Hex vom Dasenstein gut sieben Millionen Kilogramm Trauben.

Ähnlich wie den Oberkircher Winzern geht es ihren Genossenschaften überall in Baden: Nach derzeitigen Schätzungen dürfte die Lesemenge der 70 Winzergenossenschaften bei 63 Millionen Litern liegen, informiert der BWGV. Im Vorjahr haben die badischen Genossenschaften noch 85,4 Millionen Liter in die Keller eingebracht. Der Ertrag 2021 könnte bei 62 Hektolitern je Hektar Rebfläche liegen (2020: 83,6), was rund 25 Prozent weniger als im Vorjahr wären.

Der Absatz der Winzergenossenschaften verringerte sich im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,7 Millionen auf 42,7 Millionen Liter Wein und Sekt. Der Umsatz ging im gleichen Zeitraum um 2,8 Millionen Euro auf 121,2 Millionen Euro zurück. Hauptgrund dieser Entwicklung waren die zum Teil massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie. Genossenschaften, die vor allem den Lebensmittel-Einzelhandel beliefern, hatten kaum oder gar nicht mit Rückgängen zu kämpfen, Betriebe, die auf die Gastronomie ausgerichtet sind, wurden dagegen teilweise hart getroffen. Da weiterhin viele Veranstaltungen und Feste wegen Corona ausfallen, dürfte auch das zweite Halbjahr von Corona geprägt sein.

Im Wirtschaftsjahr 2020/2021 hatten die Oberkircher Winzer rund fünf Millionen Liter Wein und Sekt verkauft und damit einen Umsatz von 18,6 Millionen Euro (2019/2020: 17,7 Millionen Euro) erzielt. Wie bei vielen Betrieben machte sich auch hier die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen bemerkbar.

Die 1951 gegründeten Oberkircher Winzer sind 2018 mit dem Winzerkeller Hex vom Dasenstein (gegründet 1934 in Kappelrodeck) fusioniert. Zusammen bewirtschaften 400 Familien eine Ertragsrebfläche von 672 Hektar – vor allem Granitverwitterungsböden und Steillagen. Damit ist die Genossenschaft der drittgrößte Weinerzeuger Badens. Insgesamt zählt sie 755 Mitglieder.