So unbeschwert wie auf diesem Bild aus dem Jahr 2018 wäre der Schwimmbad-Sommer 2020 nicht geworden. Der Gemeinderat hat beschlossen, das Oberharmersbacher Freibad in diesem Jahr nicht zu öffnen. Foto: Tourist-Info

Gemeinderat entscheidet sich gegen Badespaß: Aufwand und Kosten sind zu groß.

Oberharmersbach - Das Oberharmersbacher Schwimmbad bleibt dieses Jahr geschlossen. Diese Entscheid hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung gefällt – mit einem denkbar knappen Ergebnis.

Sechs zu sechs stand es nach der Abstimmung. Bei Stimmengleichheit gibt am Ende die Stimme des Bürgermeisters den Ausschlag – und der sprach sich dafür aus, das Schwimmbad in diesem Jahr geschlossen zu lassen. Bürgermeister Richard Weith hofft, dass die Rahmenbedingungen im kommenden Jahr wieder normaler sind und dass eine Öffnung dann mit weniger Regelwerk möglich ist.

Am Tag wären maximal 360 Badegäste möglich gewesen

Um möglichst vielen Badegästen den Zutritt zu ermöglichen, hätte man einen Drei-Schicht-Betrieb installiert, mit dem maximal 360 Personen hätten versorgt werden können. An normalen Badetagen in den vergangenen Jahren besuchten mehr als 700 Gäste das Freibad Oberharmersbach.

Eine weitere Herausforderung wäre der zusätzliche Personalbedarf gewesen. Schätzungen waren davon ausgegangen, dass mindestens zwei Vollzeitkräfte benötigt werden – an sieben Tagen pro Woche.

Nicht weniger gewichtig war die Einschätzung, dass bei einer Öffnung von einem erhöhten Besucheraufkommen auszugehen ist. Nicht grundlos befürchtete man Unmut von ankommenden Badegästen, wenn das Bad schon voll ist.

Die Saison wäre im Vergleich zu einem normalen Jahr um vier Wochen verkürzt gewesen. Das Minus, das das Schwimmbad Jahr für Jahr einfährt (rund 152 000 Euro) ist im Haushalt mit eingeplant. Jetzt wären weitere Kosten auf die Gemeinde zugekommen, die das Defizit wohl um 30 000 bis 50 000 Euro zusätzlich hätten ansteigen lassen. Zieht man entstehende Fixkosten ab, beträgt der Unterschied zwischen "Öffnen" und "Schließen" 80 000 bis 100 000 Euro.

Sebastian Brucher (FW) wollte von Bademeisterin Sybille Golla wissen, wie ihre Einschätzung der Lage ist. Sie sah es machbar – mit Einschränkungen und vermindertem Badespaß. Allerdings fand Brucher auch, dass 120 Besucher pro Schicht nicht viel sind und man an die Gerechtigkeit denken müsse. Auch für die Einhaltung der Regeln zu sorgen wäre in seinen Augen nicht einfach. Nichtsdestotrotz vertrat der die Position, dass man das Bad, wenn es irgendwie machbar ist, öffnen sollte.

Für Andreas Kasper (FW) blieb der Badespaß auf der Strecke. "50 000 Euro mehr dafür zu investieren, dass man den Spaß nicht hat, ist verantwortungslos."

Sonja Wurth (Bürgerliste) sah die ganze Sache aus einem anderen Blickwinkel. Sie war sich bewusst, dass die Öffnung eine "finanzielle Katastrophe" sei, sprach sich aber dennoch klar dafür aus, das Bad zu öffnen. Sie ging davon aus, dass wahrscheinlich nicht so viele Besucher wie erwartet kommen werden – ähnlich wie in der Gastronomie.

Auf der anderen Seite wiegt die soziale Verantwortung schwer

"Das Schwimmbad hat für Oberharmersbach sozialen und gesundheitlichen Charakter", machte sie klar. "Wir müssen an die Bürger, die Kinder und an die Feriengäste denken, appellierte sie, was zu großem Applaus aus dem Zuschauerraum führte.

Hubert Müller (CDU) analysierte, dass die Kinder schon lange daheim bleiben müssen. Er fand, dass man es einfach mal probieren sollte – mit ehrenamtlichen Helfern als Unterstützung. Für ihn war die soziale Verpflichtung wichtig.

Als letzter ergriff Bürgermeister Richard Weith das Wort. Er erklärte, dass er im Interesse des Gemeinwohls und als Arbeitgeber nicht für die Öffnung stimmen wird, auch wenn diese Position unpopulär ist. "Die Lage lässt meines Erachtens keine andere Lösung zu," bedauerte er.