Auf der Suche nach Empfang: Wer in Lahr derzeit mit seinem Smartphone im O2-Netz telefonieren oder surfen will, braucht Geduld und eine gute Portion Glück. Foto: Bender

Mobilfunk: Viele Kunden drohen wegen andauernder Störungen mit Kündigung

Lahr - Die Probleme im Lahrer O2-Netz gehen weiter. Der Betreiber sagt, ihm seien die Hände gebunden und bittet um Geduld. Doch die haben viele Kunden mittlerweile verloren und drohen mit Kündigung. Auch andere Anbieter sind betroffen.

"Wenn ich Glück habe, kann ich mal zwei Minuten durchgängig telefonieren." – "Die Probleme dauern jetzt schon seit April, das kann doch nicht sein." – "Ich schaue mir das auch nicht mehr lange an. Ich bezahle 60 Euro für etwas, das ich seit mehreren Wochen nicht 100 Prozent nutzen kann? Niemals." Diskussionen unter Lahrern mit Kommentaren wie diesen finden sich im Internet zuhauf. Auch zahlreiche Leser haben sich an unsere Redaktion gewandt und berichtet: O2 bekommt sein Funkloch in der Stadt einfach nicht gestopft.

"Wir haben großes Verständnis für den Unmut und können versichern, dass uns die Unannehmlichkeiten selbst richtig weh tun", sagte Unternehmenssprecher Jörg Borm am Donnerstag auf LZ-Nachfrage. "Momentan können wir leider aber nicht mehr machen, als uns zu entschuldigen und unsere Kunden um noch etwas Geduld zu bitten."

Seit Wochen kämpfen Smartphone-Nutzer mit O2-Vertrag in Lahr mit schlechtem Empfang: Apps und Internetseiten laden nicht beziehungsweise langsam, Telefonate kommen nicht zustande oder brechen mittendrin ab. Angefangen hat die Störung Mitte April. Damals teilte der Mobilfunkanbieter mit, am Funkturm in der Lotzbeckstraße würden neue Antennen installiert, was zunächst zu kurzfristigen Beeinträchtigungen führen, danach jedoch für stabilere und schnellere Verbindungen sorgen sollte. Tat es – für etwa eine Woche. Dann waren die Leitungen wieder (halb-)tot. Als Grund für die neuerlichen Probleme nannte O2 damals Dacharbeiten auf einem Hochhaus in der Schwarzwaldstraße, genauer: einen Autokran, der eine dort installierte Antenne blockierte.

Ende Juni soll es wieder funktionieren

Um die Störung zu umgehen, leiteten Techniker das Signal, das vom Lahrer Westen über die Stadtmitte bis Richtung Schuttertal gesendet wird, über eine andere Funkstation. "Das hat zwar grundsätzlich geklappt", berichtet Borm, "allerdings zeigte sich, dass die Kapazitäten bei dieser provisorischen Lösung nicht ausreichen, die Anlagen überlastet sind." Bildlich gesprochen: "Es ist wie eine sechsspurige Autobahn, bei der nur drei Fahrstreifen frei sind."

Viele Kunden haben die Nase mittlerweile voll, ziehen einen Betreiberwechsel in Erwägung oder haben ihn bereits vollzogen. Das Problem: Neben O2 gibt es mit der Telekom und Vodafone in Deutschland nur zwei weitere große Mobilfunkbetreiber mit eigenem Netz. Die anderen, oft günstigeren Anbieter nutzen eines dieser drei Netze – der Großteil das von O2. So etwa 1 & 1, Blau.de, Fonic, Tchibo oder Aldi-Talk. Heißt: Ein Wechsel würde in Lahr aktuell in den meisten Fällen keine Besserung bringen. Und: Die Zahl der Handynutzer, die die Probleme zu spüren bekommen, ist bereits heute groß. Genaue Zahlen konnte Borm schon im April nicht nennen, es dürften aber "einige Tausend" sein. Zu den Lahrern, die im O2-Netz unterwegs sind, kommen jeden Tag ungezählte Pendler hinzu.

Bis Ende Juni sollen die Dacharbeiten fertig sein, hat der Bauherr in der Schwarzwaldstraße laut Borm versprochen. "Wir hoffen, dass der Termin gehalten wird. Leider liegt es nicht in unserer Hand."

Wo gibt es Störungen?

O2 hat unter  www.o2online.de/netz/netzstoerung einen sogenannten Live-Check eingerichtet, der anzeigt, wo es Störungen  im Mobilnetz gibt. Dazu genügt  meist die Eingabe der Postleitzahl. Wer die Empfangsbeeinträchtigungen genauer lokalisieren will, kann auch noch die Straße hinzufügen. Der Check wird nach Unternehmensangaben halbstündlich aktualisiert. Wer 77933 in das Suchfeld eingibt, liest in letzter Zeit zumeist: »In diesem Bereich kann es Probleme beim Telefonieren und Surfen geben. Wir arbeiten daran und bitten um Ihr Verständnis.«