Unternehmer und Inhaber Erwin Junker will für sein Nordracher Werk Änderungen bei den Arbeitszeiten. Foto: Archiv Foto: Lahrer Zeitung

Wirtschaft: Nordracher Maschinenbauer mit schlechter Auftragslage / "Gewaltige Änderungen" im Werk

Mit einem Brandbrief an die 500-köpfige Belegschaft schlägt der Nordracher Unternehmer Erwin Junker (89) in seinem Werk Alarm. Die Auftragslage der Firma entwickle sich schlecht, man müsse sich auf "extreme Änderungen einstellen".

Nordrach. Voriges Jahr an Weihnachten war bei der Erwin Junker Maschinenfabrik in Nordrach die Welt noch in Ordnung. Firmengründer und Inhaber Erwin Junker ließ die Belegschaft wissen, dass man im Vorjahr "gute Erfolge erzielt" habe und "ganz zufrieden sein" könne. Größere Aufträge unter anderem aus der Autoindustrie seien eingegangen, gar vom größten Einzelauftrag in der Firmengeschichte wurde bei der Feier geschwärmt.

Heute, neun Monate später, skizziert der Firmenchef ein ganz anderes Bild seines Unternehmens. Ein Aushang im Nordracher Werk an die Mitarbeiter gleicht einem Brandbrief, unterzeichnet am 11. September von Erwin Junker persönlich. Das Papier liegt unserer Redaktion vor.

Darin berichtet Junker exemplarisch von einer Maschinenlieferung, die zwar bestellt, aber vom Kunden nicht abgerufen werde. "Unsere Auftragseingänge sind seit fünf Monaten nur noch ungefähr ein Drittel von dem, was wir bräuchten", schreibt der Inhaber an seine Belegschaft. Er moniert, dass die Automobilbranche in Deutschland schlecht geredet werde. Junker verkauft viele seiner Spezialmaschinen in diese Branche. Schon zum Jahreswechsel hatte er davor gewarnt, dass der Autoindustrie "am Ende ein großer Knall" drohe.

Man müsse sich in Nordrach, so schreibt er, "auf massive Änderungen einstellen." Eine Betriebsregelung aus dem Jahr 2000 könne man "heute in dieser Form so nicht mehr bieten". Man müsse sich im Klaren sein: "Es wird eng." Was genau er damit meint, bleibt im Schreiben offen. Junker erwähnt allerdings die Personalkosten in Nordrach, die "das Dreifache im Vergleich zu Tschechien" betrügen. Dort hat Junkers Firmengruppe ebenfalls ein Werk.

Geschäftsführer Rochus Mayer verhandle laut Schreiben bereits mit dem Betriebsrat "über künftige Arbeitszeitregelungen". Das Unternehmen fordere feste Arbeitszeiten. "Es kann nicht jeder gehen und kommen, wie er will. Das wird nicht mehr möglich sein." Junker bittet die Mitarbeiter schließlich um "Verständnis dafür, dass wir gewaltige Änderungen haben in der nächsten Zeit".

Auf Nachfrage unserer Redaktion zu diesem Aushang und den Hintergründen blockt die Firma schon an der Telefonzentrale ab: "Keine Stellungnahme". Es gebe eine Order, dass sich das Unternehmen zu diesem Papier "nicht äußert", erklärt eine Mitarbeiterin freundlich. Zur Geschäftsleitung werde allerdings auch nicht weiterverbunden.

Verblüfft zeigt sich unterdessen die auch für Junker zuständige Gewerkschaft IG Metall in Offenburg. Vom Brandbrief des als durchaus resolut bekannten Unternehmers erfuhr sie durch die Recherchen dieser Zeitung. Vom Junker-Betriebsrat und den angekündigten Verhandlungen mit der Firmenleitung wegen der angekündigten Änderungen bei den Arbeitszeiten habe man in dieser Sache noch nichts gehört, sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, Ahmet Karademir, im Gespräch.

Erwin Junker gründete seine Firma 1962 in Nordrach. Aus kleinsten Anfängen schuf er ein Unternehmen mit heute rund 1500 Mitarbeitern an 14 Standorten. Die Unternehmen der Gruppe entwickeln, produzieren und vertreiben nach Firmenangaben hochpräzise Schleifmaschinen für die Metallbearbeitung sowie Filteranlagen für die Industrie.