Mit Polizei-Autos und -motorrädern wurden die Innenminister durch Nonnenweier eskortiert. Die Anwohner am Straßenrand staunten über den ungewöhnlichen Konvoi. Foto: Köhler

Eskorte: Polizei bringt Top-Politiker zum Yachtclub an den Rhein

Nonnenweier - Ein ungewöhnliches Polizeiaufkommen versetzte die Anwohner in Nonnenweier am Donnerstagmittag in Erstaunen. Der Grund für den Blaulichteinsatz: Die Innenminister, die zurzeit in Rust tagen, machten einen Ausflug an den Rhein zum Yachtclub.

Die Nonnenweirer staunten nicht schlecht, als am Donnerstagmittag gegen 14 Uhr zahlreiche Polizeiautos und -motorräder durch den Ort fuhren. Ein Hubschrauber schwebte über dem Ort, aus Allmannsweier kommend war die Straße kurzzeitig gesperrt, Fahrzeuge mussten umkehren. Warum dieser Aufwand? Die Innenminister der Länder, die seit Mittwoch im Europa-Park zu ihrer Frühjahrskonferenz beisammen sind, machten einen Ausflug an den Rhein zum Yachtclub Lahr, um sich ein Bild von der deutsch-französischen Wasserschutzpolizei zu machen – und wurden entsprechend eskortiert.

Bewohner halten die Sicherheitsmaßnahmen für unangemessen

Die Öffentlichkeit sollte von diesem Vorhaben im Vorfeld nichts mitbekommen, entsprechend überrascht waren die Anwohner über die Vielzahl an Blaulichtern auf den Straßen. Selbst die Mittagshitze von knapp über 30 Grad hielt sie nicht davon ab, sich die Eskorte am Straßenrand anzuschauen. "Das ist die Regierung, oder?", vermutete eine Passantin, die den Berichterstatter der Lahrer Zeitung ansprach in der Hoffnung, mehr Informationen zu erhalten. Sie blieb nicht die einzige: "Wissen Sie, was hier los ist?", fragte eine Fahrradfahrerin.

Vom Hof der Grundschule blickten einige neugierige Kinder auf die Straße – sie dürften mehr vom Blaulicht und der Polizei als von den Ministern angezogen worden sein. "Was für ein Aufwand mit dem Hubschrauber und den ganzen Fahrzeugen", ließ ein weiterer Anwohner verlauten. Dass die Sicherheitsmaßnahmen als unangemessen betrachtet wurden, wurde auch deutlich: "Wären sie einfach so druchgefahren, hätten wir gar nichts gemerkt", sagte eine Anwohnerin.

Die kurzzeitige Sperre ohne für die Verkehrsteilnehmer ersichtlichen Anlass führte zu Verwirrungen. Minutenlang standen einige Autofahrer vor dem Polizeiwagen, bis sie schließlich umkehrten. Offensichtlich ortskundige Anwohner nutzten Umwege über die Seitenstraßen. Gegen 14.10 Uhr war die Straße schließlich frei und der Verkehr Richtung Rhein konnte wieder fließen. Entlang der Strecke waren immer wieder Polizisten stationiert.

Polizei sperrte Bereich um Yachtclub für Spaziergänger ab

Wer über die Grenze nach Frankreich wollte, konnte ohne Einschränkungen weiterfahren, Besucher waren am Yachtclub jedoch nicht erwünscht. Die Polizei kontrollierte sorgsam, dass niemand Unbefugtes in die Nähe kam. Bereits einige Hundert Meter entfernt waren zwei Polizisten auf dem Deich postiert, die den Zutritt für Spaziergänger verweigerten.

Die 16 Innenminister der Länder und Bundesinnenminister Horst Seehofer treffen sich in diesen Tagen in Rust zu ihrer Frühjahrskonferenz. Die Politiker besichtigten am zweiten Tag Polizeiboote, die in gemischter Besatzung auf dem Rhein für Sicherheit sorgen. Der Konferenz-Vorsitzende, Baden-Württembergs Innenressortchef Thomas Strobl (CDU), betonte die sicherheitspolitische Bedeutung des Eurodistrikts Straßburg/Ortenau an der Grenze zu Frankreich. Offene Grenzen seien eine Einladung an Verbrecher und Kriminelle, sagte der CDU-Politiker.