Jan Gines Alvarez und Nicolai Hoch haben einen Hilfskonvoi für die notleidenden Menschen in der Ukraine ins Leben gerufen. Foto: Köhler

Der Krieg in der Ukraine bewegt die Lahrer – und sie wollen helfen. Die Studenten Jan Gines Alvarez und Nicolai Hoch haben einen Hilfskonvoi ins Leben gerufen. Auch wenn die Resonanz bereits groß sei, benötigen sie weitere Waren und Fahrer.

Lahr - Die Szenerie gleicht einem Umschlagplatz. Medikamente, Hygieneartikel, Tierfutter, Kerzen, Batterien, Schlafsäcke, Decken... beinahe im Minutentakt bringen Lahrer gepackte Pakete oder einzelne Waren auf das Gelände der Firma Zermet für den Transport ins Kriegsgebiet. Bei dem Unternehmen packen fleißige Helfer an und sortieren die Hilfsgüter nach Kategorien. Am Freitag soll ein Konvoi die Sachen von Lahr aus in der Ukraine fahren.

Organisiert wird der Ablauf von den beiden Lahrer Studenten Jan Gines Alvarez und Nicolai Hoch. "Wir hatten stark das Bedürfnis, etwas zu tun", erklärt Alvarez die Motivation für die Hilfsaktion. "Die Bilder aus der Ukraine sind fremd und surreal. Wir haben uns überlegt: Was haben wir für Möglichkeiten? Wie können wir unseren Beitrag leisten?" – das Ergebnis war der Start eines Hilfskonvois.

"Es sind zwei Hilfsaktionen, die zusammengelaufen sind", erläutert Hoch weiter. Nachdem klar war, dass die beiden Freunde etwas unternehmen wollen, habe Hoch Kontakt zu Pirmin Styrnol aufgenommen, den er über seine Band kennt. Der Lahrer, der in Stuttgart beim SWR arbeitet, pflegt durch seine ukrainische Freundin Kontakte in das Land. "Pirmin hat die Verbindung in die Ukraine. Er hat die Infos, was die Leute brauchen und kann sicherstellen, dass die Hilfsgüter auch da ankommen, wo sie benötigt werden", erklärt Hoch. Beim Besuch unserer Redaktion war Strynol gerade auf dem Weg zurück nach Lahr, um selbst vor Ort auf dem Gelände der Firma seiner Eltern mitanpacken zu können.

Viel Unterstützung dank der Sozialen Medien

Dass sich bereits so viele Menschen zum Helfen bereit erklärt hatten, wurde durch die Verbreitung in den Sozialen Medien erreicht. "Innerhalb von zwei Stunden haben sich bereits 150 Leute auf Instagram gemeldet", erklärt Hoch. Styrnol hatte zuvor bereits in der Facebook-Gruppe "Du bist aus Lahr, wenn..." auf Anfragen, wie man helfen kann, geantwortet, dass eine Aktion geplant sei.

Die große Hilfsbereitschaft, die Alvarez und Hoch seit Beginn der Aktion erfahren, überwältigt die beiden. Nicht nur werden Waren für den Transport in die Ukraine abgegeben, manche kommen auch vorbei, um die Helfer selbst zum Beispiel mit Kuchen zu versorgen. Doch es seien noch lange nicht genug Helfer. "Wir brauchen vor allem noch Fahrzeuge", berichtet Hoch, "Sprinter oder Transporter".

Am Freitag, so ist der Plan der beiden Studenten, soll es losgehen. Gemeinsam mit Styrnol wollen sie den Ablauf des Transports regeln und auch die Verteilung der Hilfsgüter vor Ort organisieren. In Zweierteams wolle man sich dann auf den Weg in die Ukraine machen. "Je mehr, desto besser", ruft Alvarez die Lahrer zum Helfen auf.

Der 34-Jährige ist sich zudem sicher, dass die Hilfsaktion nicht nur die Menschen in der Ukraine unterstützt, sondern auch den Lahrern eine Anlaufstelle bieten kann, um ihre Emotionen zu verarbeiten. "Wir sind auch eine Plattform für Leute, die genauso fühlen", sagt Alvarez. Hoch ergänzt, dass er bei einer Sprachnachricht, die er bekommen hat, zu Tränen gerührt wurde. Ein Mann hätte sich bei ihm gemeldet und ihn darum gebeten, einen Brief für seinen Onkel, von dem er seit einigen Tagen nichts gehört hat, mit in die Ukraine zu nehmen.

Auch Apotheke hilft

Ansonsten beschränkt sich der Transport auf praktische Waren, die die Menschen gerade dringend brauchen. "Nur wenn wir Platz haben, kommt vielleicht das eine oder andere Stofftier hinzu", sagt Hoch. "Die Leute denken aber wirklich an alles", schildert Alvarez. So brächten sie auch Produkte wie Damenbinden vorbei und verpackten diese bereits, was den Helfern viel Arbeit erspare.

Der Hilfsaufruf der jungen Menschen hat sich bereits in der Stadt herumgesprochen. Über die sozialen Netzwerke ist auch die Apotheke am Storchenturm auf die Aktion aufmerksam geworden. Elfi Zimmermann und Annette Ising haben daraufhin Medikamente im Wert von rund 1500 Euro zusammengestellt, die sie in die Ukraine schicken wollen. "Unsere Chefin, die gerade im Urlaub ist, war total begeistert, dass wir das machen wollen", berichtet Zimmermann. Der Großteil werde von der Apotheke finanziert, etwa 100 Euro kommen aus der Mitarbeiter-Kasse. Die Trinkgeld-Schweinchen an den Kassen sowie das in der Teststation machen jetzt darauf aufmerksam, dass das eingenommene Geld in die Ukraine geht.

Die Waren für den Transport in die Ukraine werden auf dem Gelände der Firma Zermet, Vogesenstraße 4, entgegengenommen. Benötigt werden Hilfsgüter in den Kategorien Medizin, Nahrung, Kleidung und Ausrüstung. Wer sich als Helfer in Lahr engagieren möchte, kann sich per E-Mail an hilfe.lahr.hilft@gmail.com melden. Wer sich als Fahrer für den Konvoi zur Verfügung stellen will, meldet sich unter fahrt.lahr.hilft@gmail.com. Zudem rufen Hoch und Alvarez dazu auf, den Beitrag auf Instagram unter nicolai.hoch zu teilen. Dort stehen auch weitere Infos zu den benötigten Gütern.