Die Haslacher Nikolausgruppe verzichtet auch in diesem Jahr wegen der Pandemie auf die Begrüßung vor dem Rathaus. Foto: Archiv Stadt Haslach

Zunächst hat es gut ausgesehen, aber am Ende haben die Verantwortlichen doch die coronabedingte Reißleine gezogen: Veranstaltungen zum Nikolaustag gibt es im Kinzigtal wieder nicht. Das bedauern nicht nur die Kinder.

Mit den Brauchtumsgruppen in Haslach und Steinach fehlt dieses Jahr mehr als der Nikolaus – die eigentümlichen Bräuche mit Klausenbigger und Biggeresel faszinieren jedes Jahr aufs Neue. In Wolfach wäre ein Nikolaus in diesem Jahr zum 48. Mal unter anderem beim Kuchenmarkt unterwegs gewesen. Alois Krafczyk (Haslach), Bernd Obert (Steinach) und Klaus Bea (Wolfach) berichten, was der Ausfall des Nikolaustags für sie bedeutet.

Vorbereitungen nehmen viel Zeit in Anspruch

Auf Anfrage unserer Zeitung betonen alle Drei, dass der Gesundheitsschutz für die Bevölkerung natürlich an oberster Stelle steht. Krafczyk und Obert hatten sich mit den Verwaltungen "ihrer" Gemeinden und miteinander eng abgestimmt: Zunächst, um Konzepte zu entwickeln, wie die Besuche der Gruppen vonstatten gehen konnten, schlussendlich dann bei der kompletten Absage des Brauchs. Damit bleibt es in den Gemeinden ein zweites Jahr in Folge still. Kein großer Empfang für Nikolaus, Biggeresel, Pelzmärtel und Engel in Haslach. Kein "quiek" und "brr" in den Steinacher Straßen. Kein Nikolausbesuch beim Kuchenmarkt – weil der bekanntlich auch ausfällt.

Bei allem Verständnis bedauern alle Drei den neuerlichen Ausfall. "Die Enttäuschung bei den Akteuren in der Haslacher Nikolausgruppe wog schwer", berichtet Krafczyk. Das ist auch aus Steinach zu vernehmen. Zumal die Vorbereitung des Brauchs viel Zeit in Anspruch nimmt. Zeit, die alle Akteure jedoch gerne investieren, um den Kindern eine Freude zu machen.

"Um die Kinder tut es mir am meisten leid", sagt Klaus Bea. "Sie haben sich sicher gefreut und durch Corona sind ihre Hoffnungen jetzt zerstört." Einige wenige Aufträge hat er zwar, bei denen er den Corona-Regeln entsprechend mit viel Abstand vorgehen wird. Aber insgesamt hätte er die Tradition gerne fortgeführt. In die Rolle des heiligen Nikolaus von Mythra zu schlüpfen, ist für Bea eine Berufung. Es sei viel mehr, als den modernen Weihnachtsmann darzustellen: "Ich will auch das weitertragen, was der Heilige vorgelebt hat", betont Bea. Das Geld, das er mit dieser Tätigkeit verdient, spendet er grundsätzlich an den Förderverein für krebskranke Kinder in Freiburg.

"Da fehlt etwas Gewichtiges im Jahreslauf der Kinder", findet auch Krafczyk. Er ist seit 34 Jahren Nikolausdarsteller in Haslach. Über die neuerliche Absage ist er "enttäuscht und traurig". Es fehle nicht nur die Begegnung unter den Darstellern, sondern natürlich die mit den Kindern und Familien.

Alle sind mit großer Begeisterung dabei

Als Brauchtumspfleger in Haslach ist Krafczyk aber nicht nur bei der Nikolausgruppe aktiv. "Es bleibt abzuwarten, welche Bräuche aufgrund der Pandemie letztlich Schaden nehmen oder gar verloren gehen", blickt er voraus. "Eines bedarf es aber unbedingt nicht mehr, einer weiteren Absage in 2022. Das wäre gefährlich."

Krafczyk und Obert geben an, dass sie – bei aller Enttäuschung in den jeweiligen Gruppen – sicher sind, dass diese trotz der zweijährigen Zwangspause zusammenbleiben werden. "Die Protagonisten sind mit großer Begeisterung dabei", sagt Obert. Auch Krafczyk ist sicher, dass der Nikolaus im kommenden Jahr wieder seine treuen Wegbegleiter hinter hat. Und Klaus Bea hofft, dass spätestens 2023 wieder alles seinen normalen Gang geht. Denn dann feiert er ein ganz besonderes Jubiläum: 50 Jahre als Nikolaus.

Wünsche für das kommende Jahr

"Wir als Haslacher Nikolausgruppe mit dem Biggeresel hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder Kinder, Familien und Senioren besuchen und damit vorweihnachtliche Stimmung verbreiten können, so wie es überlieferte Tradition ist. Gerade dem Nikolaus als Freund der Kinder ist dies ein Herzensanliegen", betont Alois Krafczyk. Für die Steinacher hält Bernd Obert es ähnlich: "Wir können nur hoffen." Und auch Klaus Bea hofft, dass er bald wieder als Nikolaus den Kindern eine Freude machen kann.