Zahlreiche Wohnmobile parken am Rhein bei Ichenheim. Das ärgert die Einheimischen und die Naturschützer. Foto: Lehmann

Schilder am Rhein bei Ichenheim werden ignoriert /Gemeinde feilt an Lösung

Ausgangssperre, Verbotsschilder und Naturschutz: Viele Menschen setzen sich über all dies hinweg und stellen sich mit ihren Wohnmobilen dort hin, wo sie es für sinnvoll erachten. In Ichenheim am Rhein sorgt dies nun für zahlreiche Beschwerden.

Ichenheim - Dass ein großer Wohnmobil-Stellplatz im Neurieder Ortsteil Altenheim entstehen wird, das ist bekannt. Geht man aber einmal am Rhein bei Ichenheim spazieren, könnte man meinen, dort gebe es bereits einen Stellplatz. Zahlreiche Wohnmobile und umgebaute Kleintransporter mit Nummernschildern aus ganz Deutschland stehen dort – oft für einige Tage.

Gleich an mehreren Punkten stören sich die Einheimischen: "Ganz abgesehen davon, dass wir derzeit zu einer Ausgangssperre angehalten sind, hinterlassen viele der Camper leider oftmals ihren kompletten Abfall bei ihrem Aufbruch", sagt eine Ichenheimerin gegenüber der Lahrer Zeitung. Aber auch, dass die Gemeinde nichts dagegen tun würde, lasse die Gemüter der Ichenheimer erhitzen.

Ortsverwaltung nimmt sich dem Problem an

"Die Beschwerden bezüglich der Wohnmobile am Rhein kommen auch bei uns auf der Ortsverwaltung an", sagt Ichenheims Ortsvorsteher Helmut Roth auf Nachfrage unserer Zeitung. Er verweist auf die "ordentliche Beschilderung" vom Wasser- und Schifffahrtsamt, die besagt, dass dort von 22 bis 6 Uhr nicht geparkt werden dürfe – geschweige denn übernachtet.

"Das Ordnungsamt der Gemeinde Neuried war am Wochenende mehrmals vor Ort und hat sich die Sache angeschaut", sagt Roth. Am Montagmorgen habe es in der Verwaltung darüber hinaus bereits ein Gespräch gegeben, wie in Zukunft mit der Situation am Rhein umgegangen werde – dazu gab es aber noch keine weiteren Auskünfte.

Die Anschuldigung, dass die Gemeinde überhaupt nichts tun würde, weist Neurieds Hauptamtsleiterin Simone Labiche mit Nachdruck zurück. "Ich persönlich bin am Samstag dort gewesen und habe mir die Situation vor Ort angesehen", sagt sie im Gespräch mit der Lahrer Zeitung. Es sei jedoch ein wenig Nachsicht gefragt.

Wer einmal in die nahe Vergangenheit zurückblickt, dem falle auf, dass sich die Gemeinde Neuried mit einigen Ausnahmezuständen auseinanderzusetzen hatte – vom verstorbenen Bürgermeister Jochen Fischer, über die Corona-Krise bis hin zur Geflügelpest. "Aber die Bürger können versichert sein, dass sich bezüglich der Situation am Rhein in Ichenheim etwas ändern wird, so schnell wie möglich", betont Labiche.

"Sowohl in Ichenheim als auch in Meißenheim gibt es eine Rampe, die auch Sportbootfahrer nutzen dürfen", sagt Bruno Burkart, stellvertretender Fachgebietsleiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Oberrhein. So habe man dort auch dementsprechend Parkplätze ausgewiesen. Dass diese über den Zweck hinaus genutzt würden, darin sehe das Amt erst einmal kein Problem.

"Sollten die Parkplätze allerdings missbräuchlich verwendet werden, sind wir natürlich gerne bereit, gemeinsam mit der Gemeinde Neuried nach Lösungen zu suchen", sagt Burkart. Bislang seien die Wohnmobile beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt aber nicht negativ aufgefallen.

Naturschutz

Alarm schlägt auch die BUND-Ortsgruppe Neuried. "Generell ist Campen oder Zelten in Naturschutzgebieten verboten – in Ichenheim betrifft dies die Gebiete ›Salmengrund‹ und ›Sauschollen‹", sagt Siegfried Schaub. Die dort gesetzlich geschützte Natur werde durch die Wohnmobile – durch Lärm, Licht, Abgase und Müll – enorm gestört.

In diesem Gebiet leben und brüten Vogelarten, deren Bestand in Baden-Württemberg vom Erlöschen bedroht sind, darunter Bekassine, Krickente, Knäkente, Kornweihe und Raubwürger. "Die Arten werden in ihrer biologischen Funktionalität gestört und die Fortpflanzung wird eingestellt."

Insgesamt sollte die dort einzigartige Natur erhalten und respektiert werden. "Das Campen hat dort keine Berechtigung, daran sollten sich alle halten", so Schaub.