Nichts spricht dagegen, die eleganten Tiere in ihrem Lebensraum zu beobachten – wie hier der Flug der Schwäne bei Ottenheim. Füttern sollte man die Vögel allerdings nicht. Foto: Sabine-Susann Singler (Leserfoto)

Tierrettung: Schwan vereendet an vergammelten Futter / Ichenheimer Organisation will Banner aufstellen

Neuried - Die Ichenheimer Tierretter schlagen nach jüngstem Vorfall Alarm: Ein Schwan ist an gefüttertem Brot verendet. Sie erhoffen sich, durch Hinweis-Banner am Rhein diese "Tierquälerei" eindämmen zu können.

Vögel sollten einfach in Ruhe gelassen werden

"Wir waren entsetzt und sind traurig, dass dieses Thema noch immer allgegenwärtig ist", sagt Monika Ehrlacher, stellvertretende Vorsitzender der Tierhilfs- und Rettungsorganisation in Ichenheim. Vor gut einer Woche hatten sie einen Anruf von der Polizei erhalten, ein Schwan säße Mitten auf der Straße in Diersheim bei Kehl und würde sich nicht rühren.

"Eine Mitarbeiterin ist rausgefahren – zum Glück war ich nicht dabei, ich wäre dort wahrscheinlich explodiert", sagt Ehrlacher und gibt die Erzählungen ihrer Helferin wieder. Bis zum Eintreffen der Tierretterin hätten sich um den Schwan etliche Menschen versammelt, die ihn immer wieder mit Brot fütterten. "Eine Sauerei", lässt Ehrlacher ihrem Ärger freien Lauf.

Nach ersten Untersuchungen auf dem Gnadenhof in Ichenheim schien es dem Schwan gut zu gehen – "er hatte gefressen und getrunken". Am dritten Tag wollten die Tierretter ihn deshalb wieder aussetzen – "dazu kam es leider nicht, wir fanden ihn morgens tot auf. Grund war das viele Brot." Dies stelle kein geeignetes Futter für Vögel dar.

"Vor allem die Fütterung im Wasser ist fatal, wird es nicht gleich gefressen, fängt es an zu schimmeln – kommt es daraufhin dann doch irgendwann in einen Vogelmagen, endet dies oft tödlich." Aus diesem Grund appelliert Ehrlacher nochmals an alle: "Die Vögel sollten einfach in Ruhe gelassen werden, es reicht doch, sich an ihrem Anblick zu erfreuen."

Hinzu komme, dass gerade Schwäne nicht gerade ungefährlich seien und oft unterschätzt würden. Sie selbst habe zwar noch nie ein aggressiven Vorfall erlebt, würde dies aber auch nicht wollen. "Ein Flügelschlag kann einem Menschen den Arm brechen", weiß die Expertin.

Auch sie müssten bei einer Rettungsaktion stets aufpassen und die richtigen Griffe anwenden, um sich und das Tier nicht zu verletzen. "So sollten doch gerade Eltern ihren Kindern ein Vorbild sein und den Tieren mit Achtung begegnen, stattdessen lassen sie ihre Schützlinge den wilden Tieren Brot entgegenschmeißen", sagt Ehrlacher.

Jungschwäne werden derzeit von ihren Eltertieren vertrieben

Warum der Schwan in Diersheim Mitten auf der Straße saß, könne sich Ehrlacher leicht erklären: "Es beginnt gerade die Brutzeit. Die Jungvögel, die ein Jahr im Familienverbund leben durften, werden nun von den Elterntieren verscheucht." Es sei keine Seltenheit, dass Spaziergänger derzeit "verwirrte" Jungvögel begegneten. "Immer wieder erhalten wir zur Zeit Anrufe, bei denen Menschen uns schildern, die Schwäne würden sich einfach nicht bewegen. Die Jungtiere brauchten einfach ihre Zeit", sagt Ehrlacher. "Verhungern werden sie jedenfalls nicht – und mit Brot hilft man diesen Tieren auch nicht. Im Gegenteil, das ist absolute Quälerei", macht die Tierretterin deutlich.

Um das Thema weiter unter die Menschen zu bringen, planen die Tierretter, Hinweis-Banner an beliebte Ausflugszielen am Rhein aufzustellen. "Das muss natürlich erst mit den Gemeinden geklärt werden. Aber ich bin mir sicher, dass wir dadurch den ein oder anderen Vogel retten könnten", sagt Ehrlacher.

"Damit das leidige Thema so viele Menschen erreicht, haben wir auch bei Facebook einen Post mit einem Bild hochgeladen", sagt Monika Ehrlacher, stellvertretende Vorsitzende der Ichenheimer Tierretter. Auf dem Foto sind zwei Enten zu sehen, drüber steht "Danke, dass du uns kein Brot fütterst".

Außerdem sind dort Fütterungsalternativen gelistet – Erbsen, Mais, Hafer oder auch gehackter Kopfsalat. "Falls es die Menschen doch packt, die Tiere umbedingt füttern zu müssen, sollten sie es doch zumindest mit dem geeigneten Futter tun", so Ehrlacher. Das Foto hat sich gelohnt: Mehr als 2100 Mal wurde es geteilt und mehr als 200 Likes hat es bekommen. "Immerhin ein wenig Reichweite, ich hoffe, dass wir dadurch den Vögeln zumindest ein Stück weit geholfen haben."