Quelle: Unbekannt

Serie (5): Bürgermeisterkandidaten erklären, welche Projekte sie unabhängig von finanziellen Zwängen angehen würden

Neuried - Nur noch zwei Wochen, dann wählen die Neurieder Bürger ihren neuen Bürgermeister. Vier Kandidaten haben ihren Hut in den Ring geworfen: Tobias Uhrich, Raphael Jung, Torsten Mundenast und Jörg Reichenbach.

Die Lahrer Zeitung begleitet in Form einer Serie den Wahlkampf und bringt den Bürgern die Kandidaten ein Stück weit näher. Zunächst wurden die vier Bürgermeisterkandidaten vorgestellt und ihre Vorstellung von Stärken und Schwächen der Gemeinde erfragt.

In der fünften Folge der LZ-Bürgermeisterwahl-Serie geht es um die Frage: "Was würden Sie in der Gemeinde Neuried angehen, wenn Geld keine Rolle spielt?"

                                                               Jörg Reichenbach

»In meiner Kindheit hätte ich da wohl ein großes Fußballstadion gebaut. In der Jugendzeit vielleicht eine Diskothek oder ein Kino. Heute würde ich, wenn Geld keine Rolle spielen würde, die Gemeinde von den Schulden befreien. Ich würde auch die Betreuungsgebühren erlassen, so dass sich alle Eltern einen Kindergartenplatz oder einen Platz in der verlässlichen Grundschule oder im Hort leisten können. Die Schulen würde ich auf den modernsten Stand in Sachen Digitalisierung bringen und auch die Schulen und Kitas ausbauen, um langfristig ausreichend Platz für alle zu schaffen.

CO2-neutrale Gemeinde und altersgerechter Wohnraum 

Ich würde die Gemeinde CO2-neutral aufstellen, so dass wir unseren Kindern eine klimaneutrale Gemeinde hinterlassen können. Die Gebäude im Ortskern sanieren und Wohnraum schaffen, sodass die Substanz und das Ortsbild erhalten bleiben, wäre ein weiterer Wunsch, wenn Geld keine Rolle spielen würde. Ich würde altersgerechten Wohnraum schaffen und die Spielplätze zu Mehrgenerationenplätze erweitern. Ein Haus für Vereine, in dem auch die kleineren Vereine einen Platz für sich haben, wäre erstrebenswert. Die Gewerbesteuer erlassen, um eine Entlastung für die ansässigen Betriebe zu schaffen, würde ich ebenfalls.

Lokale Erzeuger mit Markt in jedem Ort unterstützen 

Dann könnte man noch einen Markt in jedem Ort für lokale Produkte installieren, denn wir haben hier ein vielfältiges Angebot an Erzeugern: Vom Senf über den Honig, den Käse, die Wurst, das Obst und Gemüse, und viele andere Dinge für den täglichen Bedarf, es ist alles vorhanden. In der jetzigen Zeit würde ich natürlich als aller erstes alle die unterstützen, die durch die Corona-Pandemie stark betroffen sind. Ich würde dafür sorgen, dass niemand um seine Existenz fürchten muss. Vielleicht wäre auch noch Platz für etwas Luxus wie ein Schwimmbad. Wenn Geld keine Rolle spielen würde, dann würde ich allen bedürftigen Menschen helfen, nicht nur den Neuriedern. Leider spielt Geld in unserer Gesellschaft eine viel zu große Rolle. Man will immer mehr davon. Viel zu oft steht das Geld vor dem Menschen. Aber man braucht es wie man aktuell sieht. Es ist ein Gut, mit dem man sorgfältig und zukunftsorientiert umgehen muss. Gesundheit, Glück und Zufriedenheit kann man nicht kaufen. Aber als Bürgermeister würde ich alles dafür tun, dass die Menschen in Neuried glücklich und zufrieden sein können.«

                                                              Thorsten Mundenast 

»Wenn Geld keine Rolle spielt, ist die Grundannahme meiner Überlegungen, dass sämtliche Schulden der Gemeinde bereits getilgt sind. Somit ist das Spielfeld für mögliche Ausgaben recht groß. Ich würde junge Familien entlasten und Bildung fördern mit einer kostenlosen Kinderbetreuung mit zweisprachigem Angebot, mit der Förderung von Tageseltern, mit dem Aus- und Neubau von Kinder- und Bildungseinrichtungen sowie der Ausstattung der Schulen mit zeitgemäßer Hardware.

Anreize für energiesparende Häuser und mehr Grün

Hinsichtlich des Ziels der Klimaneutralität bis 2035 und der Dorfentwicklung würde ich den Ausbau der PV-Dachflächen fördern wollen und Anreizprogramme für energetische Gebäudesanierung und Flächenentsiegelung schaffen. Ich würde mehr Grünflächen in den Dörfern schaffen, um die Temperatur innerorts zu senken, den Geothermie-Standort zurückkaufen, damit dort etwas Gutes entsteht und Baulücken und unbewohnte Häuser im Innenbereich zur Dorfentwicklung durch die Gemeinde ankaufen.

Zur Verbesserung der Mobilität würde ich Mobilitätsstationen beziehungsweise Carsharing einrichten und einen Pendlerparkplatz im Gewerbepark Basic bauen lassen. Dort soll es dann auch einen Shuttletransfer und eine E-Bike-Station geben. Außerdem würde es kostenlose ÖPNV-Tickets für alle und verbesserte Fahrpläne geben. Ich würde die fünf Teilorte durch schnellen Internet in der ganzen Gemeinde weiter zu einem smarten Netzwerk verbinden. Außerdem würde ich eine »Neurieder-Ideenschmiede« ins Leben rufen, in der alle ihre Ideen, Projekte und Themen der Gemeinde einbringen und daran mitwirken können.

Landwirte mit mehr Bodenfläche unterstützen

Die Landwirtschaft würde ich durch die Rücknahme der Kiesabbaurechte an dem neu geplanten Standort in Altenheim unterstützen – die Fläche würde wieder der landwirtschaftlichen Produktion zugesprochen. Außerdem würde es Zuschüsse für nachhaltiges Wirtschaften wie das Anlegen von Blühflächen oder Lärchenfenstern geben. Auch fördern würde ich die regionale Vermarktungsstrukturen. Ich würde Begegnungsstätten für Alt und Jung schaffen und einen Zuschuss für »betreutes Seniorenwohnen zu Hause« erteilen. Außerdem würde die Nachbarschaftshilfe gefördert, damit alte Menschen so lange wie möglich daheimbleiben können.«

                                                             Raphael Jung 

»Geld ist ja bekanntlich nicht unendlich vorhanden. Also muss man normalerweise mit dem wirtschaften, was man hat. Aber ich finde es schon interessant, einmal zu überlegen, was ich als Bürgermeister von Neuried täte, wenn Geld keine Rolle spielen würde.

Feuerwehr mit modernen Geräten unterstützen 

Zunächst einmal würde ich für die Zeit nach der Corona-Pandemie ein großes Fest mit allem Drum und Dran für alle Neurieder ansetzen, das täte uns als Gemeinde nach all den Strapazen mit Homeschooling, Homeoffice und Kontaktbeschränkungen wirklich sehr gut! Dann käme die Feuerwehr an die Reihe. Ich würde für die rasche Anschaffung von modernem Gerät, die Modernisierung der Gerätehäuser und die Überholung von Tiefbrunnen und Hydranten sorgen.

Daneben wäre mir wichtig, dass jeder Verein eine ordentliche, zeitgemäße Unterkunft bekäme, sodass Überbelegungen der Vergangenheit angehörten. Nach der Abschaffung der Kindergartengebühren würde ich gewährleisten, dass jedes Kind in dem Ortsteil in den Kindergarten gehen könnte, wo es wohnt  – kurze Beine, kurze Wege –, auch wenn dafür Neubauten nötig wären. Auch für Schulen und deren Standorte würde ich ein Modernisierungskonzept angehen!

Seniorentaxis für mobile Rentner 

Darüber hinaus stünden ökologische Projekte auf meiner Agenda: Der Ausbau von regenerativen Energien und Investitionen in moderne Mobilitätskonzepte wären der nächste Schritt. Um die Mobilität von Senioren zu verbessern, würde ich kommunale Seniorentaxis einführen, die ältere Neurieder kostenfrei zum Arzt, zum Einkauf oder auch zum Gottesdienst fahren würden. Je länger ich über die Ausgangsfrage nachdenke, desto mehr Ideen kommen mir in den Sinn. Aber ich bin mir sicher, dass sich selbst mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln einige Projekte anstoßen und umsetzen lassen werden.«

                                                                Tobias Uhrich 

»Geld auszugeben macht dann Sinn, wenn es für etwas Sinnvolles ausgegeben wird und es dem Gemeinwohl dient. Bei den in meinem Wahlprogramm präsentierten Ideen und Vorhaben handelt es sich durchweg um sinnvolle und bezahlbare Vorhaben. Das betrifft sowohl den Bereich Verkehr und Mobilität, die weitere Stärkung des Standorts und die Erreichung der Klimaschutzziele. Ein besonderes Augenmerk  gilt den Vereinen,  die für mich eine ganz wichtige Funktion im gesellschaftlichen Zusammenleben erfüllen.

Menschen in den fünf Ortsteilen zusammenbringen 

Außerdem ist es mir ein wichtiges Anliegen, die Menschen in den fünf Ortsteilen noch stärkerzusammenzuführen. In meiner jetzigen Funktion im Offenburger Rathaus sehe ich mich als Brückenbauer zwischen Oberbürgermeister, Gemeinderat und  Bürgern. Das möchte ich in Neuried als Bürgermeister fortführen. Ich möchte reale Lösungen für reale Herausforderungen finden. 

Das Einzige, was ich sofort in Angriff nehmen würde, wenn Geld keine Rolle spielen würde, wäre die finanzielle Unterstützung von Familien, Einzelpersonen und Unternehmen, die durch die Corona-Pandemie in eine finanzielle Schieflage geraten sind. Hier sind Existenzen bedroht. Als Bürgermeister möchte ich auf diese Gruppen ein besonderes Augenmerk richten und im Rahmen der Möglichkeiten Unterstützung anbieten.

Auch auf die Zukunft der Jüngeren achten 

Geld wird für die Kommunen in den kommenden Jahren eine große Rolle spielen. In den vergangenen zehn Jahren ließ es sich gut wirtschaften. Die kommenden zehn Jahre werden uns alle vor massive Herausforderungen stellen. Die Schwächsten in unserer Gesellschaft dürfen wir dabei nicht aus dem Blick verlieren, genauso wenig wie die Zukunft nachfolgender Generationen. Ich werde nicht alles mit vollen Händen ausgeben, sondern darauf achten, dass auch die junge Generation in Zukunft die Möglichkeit hat, eigene Entscheidungen zu treffen und zu gestalten.«