Immer noch kein Start für Tiefenbohrungen in Sicht: Bei den Arbeiten auf dem Gelände nahe der Biogasanlage handelt es sich laut Rathaus um Vorbereitungen für den Bau des neuen Werks der Firma Graf. Das Plakat hat die Bürgerinitiative gegen Geothermie aufgestellt. Foto: Armbruster

Bohrungen: Neuried beklagt mangelnde Kommunikation / Firmenstruktur ändert sich

Altenheim - Vor rund einem Jahr hat das Land angekündigt, die Geothermie massiv zu fördern. Dies rückte auch geplante Tiefenbohrungen in Altenheim wieder ins Bild. Passiert ist seitdem nichts – die Firma Daldrup hält aber weiter an den Plänen für Neuried fest.

Tief unter der Erde schlummert eine große Menge Energie in Form von Hitze. So auch im Oberrheingraben. Laut Experten sei sie hier sogar relativ einfach nutzbar zu machen. Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer hatte daher bereits vor rund einem Jahr einen "Masterplan" angekündigt. Das Land wolle die Energie aus der Tiefe nutzen, so die Grundaussage damals, dazu würde entsprechende Technik nun massiv gefördert werden (wir berichteten).

Nur passiert ist seit dem – zumindest in der Ortenau – nicht viel. Dabei plante die Aktiengesellschaft Daldrup und Söhne aus Westfalen seit Jahren die Errichtung einer Geothermie-Anlage bei Neuried – vertreten durch das Tochterunternehmen Geysir Europe. Hierzu sei bereits 2013 eine "Betriebsplanzulassung" von bis zu vier Tiefbohrungen erteilt worden, so das Regierungspräsidium (RP) auf Anfrage der Lahrer Zeitung. Diese Erlaubnis durch die Bergbaubehörde ist Voraussetzung, um tatsächlich in die Tiefe bohren zu dürfen. Im Fall Neuried sei sie jedoch 2014 abgelaufen, so das RP.

Unternehmen kündigt wiederholt an, Bürger informieren zu wollen

Geysir Europe wolle die notwendigen Unterlagen für eine Neubeantragung im Laufe des Jahres einreichen, erklärte Pressesprecher Falk von Kriegsheim im Februar 2019 gegenüber der Lahrer Zeitung. Klar sei, hieß es damals, dass parallel dazu auch die Öffentlichkeit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus über die Neuried-Pläne informiert würden.

Zur Erinnerung: Dies war auch bereits für das Jahr 2018 angekündigt worden. Eine neuer Antrag zum Bohrplatzbau und dem Start der Erkundung ist laut RP jedoch immer noch nicht erfolgt. Die grundsätzliche Erlaubnis in Neuried nach der Ressource Erdwärme suchen zu dürfen, sei jedoch bis September 2021 verlängert worden. Auch die Information der Öffentlichkeit habe laut Gemeinde noch nicht stattgefunden.

Die Ungewissheit, wie es konkret mit den Plänen der Firma aussieht, hat im Vorfeld bereits mehrfach für Unmut gesorgt: So habe der Gemeinderat Neuried sich 2018 gegen den "Antrag auf bergrechtliche Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdwärme ausgesprochen, weil seitens des Unternehmens keinerlei Kommunikation stattgefunden hat", berichtet der Neurieder Rathauschef, Jochen Fischer.

Viel gebessert hatte sich in der Folge jedoch nicht: "Seither gab es zwei Besuche des Unternehmers in Neuried und zwei Telefongespräche." Dabei habe das Unternehmen immer wieder angekündigt, demnächst mit der Information der Bevölkerung starten zu wollen. "Bisher ist aber nichts geschehen. Aktuell gibt es keinen Kontakt und keine Aktivitäten", so Fischer.

In der Neurieder Teilgemeinde Altenheim erinnert zur Zeit noch ein Protestplakat am Kreisverkehr zwischen Goldscheuer und Altenheim an das Thema Geothermie. Aufgestellt hatte das die Bürgerinitiative gegen Tiefen-Geothermie im südlichen Oberrheingraben.

Firma Daldrup und Söhne plant weiterhin, in Neuried zu bohren

Auf seiner Webseite gab der Mutterkonzern Daldrup und Söhne am Mittwoch bekannt, das Unternehmen Geysir Europe an die Investmentfirma Ikav zu verkaufen. Diese Veränderung ändere jedoch nichts an den Plänen für Neuried: "Die Daldrup und Söhne Aktiengesellschaft hält weiter an dem Projekt ›Geothermie Neuried‹ fest, und wird es weiterentwickeln", erläutert Pressesprecher Falk von Kriegsheim auf Nachfrage der LZ. Hat die Schwebe-Partie damit ein Ende? Das lässt er offen: "Über die nächsten Schritte werden wir dann berichten. Vorgesehen ist auch eine öffentliche Informationsveranstaltung", so der Pressesprecher. Eine Aussage, ähnlich dem Stand von 2018 und 2019.

Info: Behörde hält an Geothermie fest

Als im Dezember in Straßburg mehrfach die Erde bebte und Probebohrungen nördlich der Eurometropole damit in Verbindung gebracht wurden, machte das Thema Geothermie Negativ-Schlagzeilen. Trotzdem sieht das Regierungspräsidium Freiburg weiterhin großes Potenzial in der Nutzung der Tiefengeothermie am Oberrhein. "An dieser Haltung hat das jüngste Erdbeben bei Straßburg nichts geändert", sagt Pressesprecher Matthias Henrich und führt weiter aus: "Während in Frankreich auch in das tiefer liegende Kristallingestein gebohrt wird, ist dies bei uns nicht vorgesehen. Die Bohrplanungen in Baden-Württemberg enden alle in den darüber liegenden Sedimentgesteinen, die andere Eigenschaften haben." Maßgabe sei, dass durch Geothermie verursachte Erdbeben nicht spürbar sein sollen und auch keine Gebäudeschäden verursachen dürfen. "Nur so können wir zusammen mit einer umfassenden Information der Bevölkerung Akzeptanz für diese Art der Energiegewinnung schaffen", erklärt das Regierungspräsidium abschließend.