Kraft, Audauer und Teamgeist – das sind wichtige Eigenschaften, die ein Tauzieher mitbringen sollte. Am Sonntag, 11. August, kann in Altenheim beim Finale der Landesliga Südbaden zugesehen werden, wie das auf hohem Niveau aussieht. Foto: Tauziehclub Neuried Foto: Lahrer Zeitung

Wettkampf: Neurieds Tauziehclub ist Ausrichter des Landesliga-Finales / Trainer erklärt, wie es funktioniert

Neurie d. Ein Seil, zwei Mannschaften und jede Menge Kraft. Klingt simpel, dahinter steckt jedoch einiges mehr: In Neuried wird die Sportart Tauziehen seit Jahrzehnten ausgeübt – und das mit Erfolg. Am Sonntag, 11. August, findet das Finale der Landesliga in Altenheim statt. Dort können Interessierte einmal einen Einblick in den Nischensport erhalten. Was alles dazu gehört, dort teilnehmen zu können und wie Tauziehen trainiert wird, das hat der Trainer des Tauziehclubs Neuried, Jörg Hess, der Lahrer Zeitung verraten.

Herr Hess, wie lange gibt es den Tauzieh-Club Neuried schon? Und seit wann nimmt er aktiv an Turnieren teil?

Der Tauziehclub Neuried wurde im Dezember 1975 gegründet und nimmt seit her auch aktiv an Turnieren teil. Da es damals in Deutschland nur wenige Turniere gab, reiste man zu Beginn viel in die Schweiz. Im November 1976 gar nach Südafrika und nahm dort an den offenen Clubweltmeisterschaften teil und belegte einen dritten Platz. Es folgte in den Jahrzehnten danach die Teilnahme an deutschen Meisterschaften, internationalen Turnieren, der Landes- und über einige Jahre auch der Bundesliga. Aber Tauziehen hat im Neurieder Ortsteil Altenheim eine viel längere Geschichte. Bis zur Gründung des Tauziehclubs gab es eine Abteilung beim Athletensportvereins und man nahm schon Anfang des 20. Jahrhunderts an Turnieren teil.

Was muss ein Tauzieher mit sich bringen?

Ein Tauzieher muss ausdauernd, kräftig und trainingsfleißig sein. Die Grundtechnik ist nicht allzu schwer, aber bis man sich an die Belastung gewöhnt hat, vergehen mitunter schon ein paar Jahre. Tauziehen ist ein ausgesprochener Mannschaftssport, im Prinzip nur mit Rudern vergleichbar. Man gewinnt oder verliert immer zusammen.

Wie hoch ist die Verletzungsgefahr?

Da keine hoch dynamischen Bewegungen mit großer kinetischer Energie ausgeführt werden, ist die Verletzungsgefahr relativ gering. Hinzu kommt, dass es keinen körperlichen Kontakt mit dem Gegner gibt was in vielen anderen Sportarten ein hohes Verletzungsrisiko birgt. Regelmäßigen Muskelkater sollte man allerdings mögen.

Ab welchem Alter kann die Sportart ausgeübt werden?

Kondition und Zähigkeit sind Eigenschaften, die eine große Rolle spielen und oft erst im fortgeschritten Erwachsenenalter ausgeprägt sind. Es ist nicht ungewöhnlich, dass in vielen Mannschaften Tauzieher jenseits der 40 aktiv sind. Unter einem Alter von zwölf Jahren ist keine Wettkampfteilnahme auf Verbandsebene erlaubt. Leider gibt es nicht sehr viele Zieherinnen in den einzelnen Vereinen. Deshalb können die Teams in der Landesliga Südbaden auch gemischt ziehen, um auch den Frauen eine Wettkampfteilnahme zu ermöglichen.

Wie trainiert man diesen Sport?

Neben einem Technik- und Kraftanteil gehört auch Konditionstraining dazu. Im Wintertraining wird in der Halle die Grundlage in Sachen Kraft und Ausdauer gelegt. Im Frühjahr wird dann mit der Seilarbeit im Freien begonnen und zuerst an der Technik und Handkraft gearbeitet. Später kommt verstärkt das Wettkampftraining dazu. Wir trainieren zwei mal die Woche für circa zwei Stunden.

Wie sieht ein Turnier aus? Wie lange geht es, wieviele "Durchgänge" gibt es?

In der Landesliga treten in diesem Jahr acht Vereine an. Jeder Verein richtet ein Heimturnier aus. Es gibt eine Vorrunde in der jeder Verein gegen jeden zwei Züge mit Seitenwechsel macht. Für jeden gewonnen Zug gibt es einen Punkt. Nach Ende der Vorrunde treten die vier Mannschaften mit den meisten Punkten in zwei Halbfinalbegegnungen gegeneinander an. Die beiden Gewinner können im Finale den Tagessieg untereinander ausmachen, die Verlierer kämpfen um Platz drei im kleinen Finale. Der Turniersieger erhält zusätzliche acht Punkte, der Zweite sieben Punkte und so weiter. Am Ende der Saison werden die Punkte der Turniere zusammengefasst und der mit den meisten Punkte wird Südbadischer Meister. In einem Turnier hat man somit acht oder neun Kämpfe mit je zwei Zügen. Die typischen Zugzeiten liegen zwischen einer halben bis zwei Minuten. Ein Zug kann aber auch wesentlich länger dauern. Insgesamt dauert ein Landesligaturnier rund 2,5 bis Stunden.

Nach welchen Kriterien werden die Mannschaften gebildet?

Es gibt mehrere Gewichtsklassen. Eine Mannschaft im Seniorenbereich besteht aus acht Ziehern. Die populärste Klasse ist die 640-Kilogramm-Klasse, was ein Durchschnittsgewicht von 80 Kilogramm pro Zieher bedeutet. Einzelne Zieher können leichter oder schwerer sein, solange das Mannschaftsgewicht unterhalb der Angabe der Gewichtsklasse bleibt. Der letzte Mann am Seil ist groß und kräftig, nicht von ungefähr heißt diese Position Anker. Er darf als einziger das Seil um seinen Körper legen und sorgt für die Stabilität der Mannschaft.  Fragen von Nadine Goltz

Im Gegensatz zum Heimturnier im vergangenen Jahr, dass mit dem Ballonglühen und einem Traktortreffen kombiniert wurde, dreht es sich dieses Jahr allein um das Finale der Landesliga Südbaden im Tauziehen. "Leider spielen wir in diesem Jahr keine Rolle im Kampf um die Plätze auf dem Siegertreppchen, da sich die Landesliga durch zwei von der Bundesliga abgestiegene Vereine sehr verstärkt hat", sagte der Neurieder Trainer Jörg Hess. Das Turnier beginnt um 13 Uhr. Es seien dennoch zahlreiche spannende Kämpfe auf hohem Niveau zu erwarten.