Noch singt der evangelische Kirchenchor Altenheim fleißig, bei weiteren Mitgliederschwund könnte es jedoch in ein paar Jahre schwierig werden. Foto: Chor Foto: Lahrer Zeitung

Nachwuchssorgen machen Vereinen zu schaffen. Vor allem Chöre und Orchester betroffen.

Neuried/Schwanau - Immer mehr Vereine und Gruppen aus dem Ried stehen vor einem doppelten Problem: Zum einen fehlen die Mitglieder, zum anderen können Vorstandsposten nicht besetzt werden. Für manche könnte die Situation in wenigen Jahren kritisch werden.

Neuried/Schwanau. Wenige Mitglieder, immer mehr Austritte und keine Nachfolger. Viele Vereine aus dem Ried haben mit schwindenden Mitgliederzahlen zu kämpfen. Für viele bedeutet das im schlimmesten Fall die Auflösung. So auch die Katholische Frauengemeinschaft Kürzell, die in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung heute Abend über ihre Auflösung entscheiden wird. Grund dafür sind sowohl schwindende Mitgliederzahlen, aber auch keine Nachfolger für die scheidende Vorsitzende. "Ich habe bereits vor zwei Jahren angekündigt, dass ich nicht mehr weitermachen werde", sagt die Vorsitzende Gisela Kunze. Zurzeit würde die Frauengemeinschaft aus neun Frauen bestehen, "vor 25 Jahren waren wir aber auch schon einmal 30 Frauen". Problem sei vor allem, dass keine jungen Mitglieder nachkommen. "Das ist schade. Die heutigen Frauen möchten lieber was anderes machen." Zwei Drittel müssen am Freitag für die Auflösung sein.

Nur wenige möchten sich auf einen regelmäßigen Probentermin festlegen

Auch dem Männergesangverein Allmannsweier macht der Mitgliederschwund zu schaffen. "Momentan sind wir noch singfähig. Aber wenn einer oder zwei Personen ausfallen, dann wird es schon kritisch", sagt Vorsitzender Martin Hertweck. Mit Werbung hat der Verein bisher noch nicht gearbeitet. Sie hätten vor einiger Zeit eine Haustürenaktion gemacht, "das hat aber nichts gebracht". Das Problem seien vor allem die aktiven Mitglieder, die sich aktiv an Proben und Veranstaltungen beteiligen würden. "Ich sehe das Problem darin, dass die Leute nicht an ein festes Datum zum Proben gebunden sein möchten", erklärt Herweck. Nicht ganz so drastisch, aber dennoch kritisch ist es im evangelischen Kirchenchor Altenheim aus. "Im Moment sieht es noch gut aus. Beim Singen hat man ja den Vorteil, dass man das relativ lange machen kann." Aber auch hier bereitet der fehlende Nachwuchs Kopfzerbrechen. "Die Suche ist wirklich schwierig. Es gibt immer weniger, die regelmäßig zu den Proben kommen möchten." Zusammen hätte man in der letzten Hauptversammlung bereits nach Werbestrategien gesucht, um neue Mitglieder zu finden. Auch eine Verlegung des Probentages wurde diskutiert.

Außerhalb der Gesangsvereine sieht es schlecht aus. "Wir haben keinen Nachwuchs, wir wissen nicht mehr wie lange es noch geht", sagt Ingrid Scharff, Vorsitzende der Bürgerinitiative Elzmündung. Der Verein würde gezielt junge Leute ansprechen, jedoch bisher ohne Erfolg.

Weniger kritisch sieht es bei der Freiwilligen Feuerwehr Ichenheim aus. "Hier im Ortsteil selbst haben wir nicht so große Probleme mit Mitgliedern", sagt Vorsitzender Daniel Kopf. Was aber nicht heiße, dass neue Mitglieder nicht willkommen seien, fügt er an. "Wir haben die Zahlen schon im Auge und lehnen uns da nicht zurück, wenn wir genug haben." Es gelte im Voraus für genug Mitglieder zu sorgen und auch den Nachwuchs einzubinden. Das bedeute auch bereits in Schulen über die Freiwillige Feuerwehr zu informieren. Wenn der negative Mitgliedertrend sich insbesondere bei den Chören und Gesangvereinen weiter in die Richtung entwickelt, steht die Frage im Raum, wie lange sich die Vereine noch halten können. Bis dahin heißt es: Augen und Ohren nach neuen Mitglieder offen halten.

 Bürgermeister Wolfgang Brucker: "Wir unterstützen unsere Vereine in vielerlei Hinsicht. Zum einen gibt es Vereinszuschüsse, die an die Vereine vergeben werden. Hier steht dem Ortschaftsrat ein jährlicher Betrag in Höhe von drei Euro je Einwohner zur Verfügung. Zum anderen erhalten die Vereine auf Antrag Investitionszuschüsse bis zu 25 Prozent der Kosten nach den Vereinsförderrichtlinien. Unser Amtsblatt wird kostenfrei an jeden Haushalt in Schwanau verteilt. Die Vereine haben darin die Möglichkeit zu informieren und um Mitglieder zu werben. Sie müssen dafür nichts bezahlen. Zudem hat die Gemeinde in der Vergangenheit Veranstaltungen für die Vereine organisiert. Das waren zum Beispiel Nachwuchssuche für Vorstände – wie kann man da herangehen. Wir wissen um die Fragen der Vereine wie Nachwuchsgewinnung und neue Vorstandsmitglieder, und versuchen da zu unterstützen. Dass es im einen oder anderen Fall Mitgliederschwund gibt ist uns auch nicht unbekannt. Weitere Maßnahmen können wir insbesondere zur Mitgliederwerbung nicht leisten."

 Bürgermeister Jochen Fischer: "Aktuell unterstützen wir die Vereine lediglich finanziell über die Vereinsförderung. Wir haben im letzten Jahr angefangen, eine Abfrage bei den Vereinen zu starten und gehen in diesem Jahr mit den Vereinsvertretern ins Gespräch. Im Rahmen dieser Gespräche werden wir auch unterschiedliche Möglichkeiten der Unterstützung und Kooperation thematisieren. Ziel ist, nach diesen Gesprächen die Vereine so zu unterstützen, dass sie die Veränderungen in der Zukunft bewältigen können."