In den Welpenstunden geht es unter anderem um das Erlernen von Sozialverhalten. Dies ist momentan durch die geschlossenen Hundeschulen nicht möglich – und laut Hundetrainern fatal für die Entwicklung des Vierbeiners. Foto: Alexandra Jägle Foto: Lahrer Zeitung

Corona: Trainer gehen gegen Verordnungen an / Welpen brauchen Sozialkontakte / Alle Turniere abgesagt

Nicht nur die Schulen sind geschlossen, auch vierbeinige Schüler können derzeit nicht unterrichtet werden. Dies sei vor allem für die Welpen fatal. Zahlreiche Hundetrainer fordern deshalb, ihrer Arbeit wieder nachgehen zu dürfen.

Friesenheim/Neuried/Kehl. Unzählige Welpen kommen vor allem zur Frühlingszeit zur Welt und sollten in den kommenden Monaten an das alltägliche Leben herangeführt werden. Aufgrund der Corona-Verordnung wird es den Hundeschulen allerdings verwehrt, Unterricht auf ihren Plätzen anzubieten. "Bei einem kleinen Exemplar ist das noch die eine Sache. Stellen Sie sich aber einmal vor, Sie haben einen Rottweiler-Welpen Zuhause, der groß und stark wird. Der braucht nicht nur eine gute Erziehung, sondern muss auch sozialisiert werden", erklärt Uwe Steinmetz, Vorsitzender des Hundesportvereins Altenheim. Fehlt der soziale Kontakt zu Gleichaltrigen, könnte dies später sehr häufig zu Problemen führen. Und "auffällige, große Hunde" stünden in der Gesellschaft ohnehin in der Kritik.

"Man muss sich im Klaren sein, dass Hundeschulen kein Freizeitspaß sind", sagt Christian Schindler, Hundetrainer in Kehl und Offenburg. Als Dienstleister leite er Menschen darin an, ihre Hunde sicher zu führen und sinnvoll zu beschäftigen. "Viele Menschen, die Probleme mit ihrem Hund haben, stehen derzeit größtenteils alleine da. Je nachdem, wo das Problem liegt, ist dies auch ein Sicherheitsaspekt", macht er deutlich.

Auch die Profi-Sportler würden unter der Verordnung leiden: "Zahlreiche Teams trainieren auf unserem Platz täglich, bei Wind und Wetter, die Feinheiten, die letztlich auf Turnieren und in Prüfungen die nötigen Punkte bringen", erklärt Peter Müller, Vorsitzender der Hundefreunde Friesenheim. Ein Stück weit könnten die Sportler das Training zwar Zuhause weiterführen, gewisse Bereiche wie der "Schutzdienst" müssten allerdings derzeit zurückstecken. "Hierfür braucht es neben dem Trainer noch mindestens einen Schutzdiensthelfer – und das ist in dieser Zeit dann schon einer zu viel", erklärt Müller. Traurig stimmt ihn auch die Tatsache, dass bis auf Weiteres alle Turniere auf nationaler und internationaler Ebene abgesagt wurden. "Das drückt die Stimmung bei den Sportlern natürlich", so Müller.

Den Kopf in den Sand stecken, gebe es bei den Hundetrainern aber nicht. Schindler habe bereits dem Gesundheitsamt und dem Land ein Hygienekonzept vorgestellt, mit dem das Training wieder stattfinden könnte – bislang erfolglos. "Angesichts überlaufener Lebensmittelmärkte und Warteschlangen vor Baumärkten ist es absurd, dass wir nicht einmal in kleinen Gruppen Kurse anbieten dürfen", ärgert er sich. Auch Steinmetz sei bereits aktiv gegen die geschlossenen Plätze vorgegangen und habe an die Gemeinde geschrieben. "Vorgeschlagen habe ich die Konstellation mit einem Trainer, zwei Hundeführern und einem dauerhaften Mindestabstand von 40 Metern", sagt er. Eine Rückmeldung habe aber auch er bislang nicht erhalten.

Die Trainer sind sich einig: Der Mindestabstand von 1,5 Metern werde auf den Hundeplätzen sowieso durchgehend eingehalten – dies sei auch vor Corona-Zeiten schon so gewesen. "Wir arbeiten unter freiem Himmel, wir halten Abstand zueinander. Körperkontakt war als Hundetrainer noch nie nötig, wie das beispielsweise bei Friseuren der Fall ist", sagt Schindler. Außerdem würden Kurs-Teilnehmerlisten immer nachvollziehbar machen, wer wann auf dem Platz war. Die aktuelle Lage müsse sich jedenfalls schnellstmöglich wieder ändern – im Sinne der Vier- aber auch Zweibeiner.

Das Thema "geschlossene Hundeschulen" wird auch in den sozialen Netzwerken stark diskutiert. Zahlreiche Trainer weisen dort auf die Online-Petition "sofortige Wiederöffnung von Hundeschulen, die im Freien arbeiten" hin, die am 19. April ins Leben gerufen wurde und sich an den deutschen Bundestag richtet. Bislang haben mehr als 5000 Menschen ihre Unterstützung kund getan. In zehn Tagen werde die Sammlung an den Bundestag übergeben.

Weitere Informationen: www.openpetition.de/petition/online/sofortige-wiedereroeffnung-von-hundeschulen-die-im-freien-arbeiten