Tun ihre Forderungen trotz Regen kund: Vertreter der Gewerkschaft für Bildung und Wissenschaft in Neuried. Foto: Armbruster Foto: Lahrer Zeitung

Bildung: Regionale Vertreter der Bildungsgewerkschaft GEW fordern mehr Lehrkräfte

Lehrermangel, Unterrichtsausfall, fehlende Konzepte: Vertreter der Bildungsgewerkschaft GEW machen Kultusministerin Susanne Eisenmann dafür verantwortlich – unter ihnen auch Ortenauer Schulleiter und Lehrer.

Neuried. Inklusion, Förderunterricht, Digitalisierung sind nur ein paar der Themen, die den Vertretern der GEW am Mittwochnachmittag unter den Nägeln brennen. "Wir sind alleingelassen als Schulen", sagt Dagmar Frenk, Leiterin der Realschule Neuried und GEW-Mitglied, beim Pressegespräch in Neuried-Ichenheim. Die Bildungsgewerkschaft GEW hatte am Rande einer Personalversammlung des Schulamtsbezirks Offenburg eingeladen, um über die aktuelle Situation von Lehrkräften und Schulen im Kreis und im Land zu informieren. Und diese sieht laut GEW nicht gut aus: In Baden-Württemberg herrsche das schlechteste Schüler-Lehrer-Verhältnis in Grundschulen in ganz Deutschland, erklärt Landesvorsitzende Doro Moritz. Dazu komme, dass der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund bei 46 Prozent liege, nur in Bremen sei er höher. "Daraus ergibt sich eine unmögliche Herausforderung für die Lehrer", erklärt die Gewerkschafterin.

Sybille Benabderrahmane, Lehrerin an der Anne-Frank-Schule in Offenburg und Mitglied des GEW-Vorstands, ergänzt: "Heute gibt es viele Trennungskinder in den Klassen." Diese müssten oft in jungen Jahren viel verarbeiten. "Sie sind unheimlich liebesbedürftig, klammern sich regelrecht an uns", berichtet die Pädagogin weiter. Um auf diese Kinder einzugehen, gebe es jedoch einfach keine Zeit. Das gleiche gelte für die Inklusion von Kindern mit Beeinträchtigungen in normale Grundschulklassen. Diese würde vom Kultusministerium gefordert, ohne Konzepte oder zusätzliche Sonderpädagogen für die Umsetzung zu bieten. "Die Lehrer fühlen sich komplett alleingelassen", sagt Sandrina Vogt, Vorsitzende des GEW Südbaden.

Der Verwaltungsaufwand nehme auch immer mehr zu und das Verhältnis zu den Eltern der Schüler werde komplizierter: "Es vergeht kein Tag ohne Elterngespräch", so die Neurieder Rektorin Frenk. Für die GEW-Vertreter steht fest: mehr Lehrkräfte müssen her. "Wir brauchen kurzfristig und langfristig wirksame Maßnahmen gegen den Lehrermangel", so die Landesvorsitzende Moritz. Dazu gehöre die Aufstockung der Lehramtsstudienplätze im Land, die Anpassung der Bezahlung von Grundschullehrern an die der Lehrer an weiterführenden Schulen, Öffnung der Weiterqualifizierung zu Sonderpädagogen für Grundschulehrkräfte und Übernahme befristet-beschäftigter ohne Lehramtsstudium. Die Forderungen richten sich an Kultusministerin Susanne Eisenmann. Da bisherige GEW-Fazit ihrer Arbeit sieht düster aus: "Ich kenne keine gute Maßnahme, die seit ihrem Amtsantritt angestellt wurde", so die Landesvorsitzende Moritz.

In der Ortenau gibt es laut Aussage von Horst Kosmalla, dem Kreisvorsitzenden der GEW, 3500 Lehrer, plus den Lehrkräften an Gymnasien und Berufsschulen. Davon sind rund 100 Stellen im Jahr nur befristet. "Die Ortenau ist im Vergleich zu anderen Schulämtern noch gut versorgt", so Kosmalla. Trotzdem plädiert auch er für mehr Lehrkräfte.