Beim Neujahrsempfang 2019 hatte Bürgermeister Jochen Fischer für seine Gemeinde gesungen. In der jüngsten Ratssitzung wurde das Video von diesem Auftritt gezeigt und damit an ihn gedacht. Foto: Goltz

Abschied: Stellvertreter verliest letzte Gedanken des Neurieder Bürgermeisters

Neuried - Dass die erste Gemeinderatssitzung nach dem Tod von Bürgermeister Jochen Fischer alles andere als leicht wird, war dem Neurieder Gremium bewusst. So wurden bereits im Voraus alle Tagesordnungspunkte gestrichen, die mit keiner Frist verbunden sind.

Wortlos wurde um 19 Uhr mit der Sitzung begonnen, die Herbert-Adam-Halle in Altenheim abgedunkelt und ein Videobeitrag an die Wand projiziert. Zu sehen war Bürgermeister Jochen Fischer beim Neujahresempfang 2019, bei dem er das Lied "Wir ziehen in den Frieden" von Udo Lindenberg für seine Bürger sang.

"Er war ein ganz besonderer Mensch"

"›Hast du Angst vor dem Tod?‹, fragte der kleine Prinz die Rose. Daraufhin antwortete sie: ›Aber nein. Ich habe doch gelebt, ich habe geblüht und meine Kräfte eingesetzt, soviel ich konnte. Und Liebe, tausendfach verschenkt, kehrt wieder zurück zu dem, der sie gegeben.

So will ich warten auf das neue Leben und ohne Angst und Verzagen verblühen.‹". Mit diesem Zitat stieg Peter Heuken, stellvertretender Bürgermeister, in seine Rede ein und wies anschließend auf zahlreiche Parallelen hin. Fischer habe all seine Kraft stets für alle eingesetzt. "Er war ein ganz besonderer Mensch", so Heuken.

Im Jahr 2013, zur damaligen Bürgermeisterwahl, habe Fischer als Quereinsteiger alle überrascht. "Kaum einer kannte ihn, aber mit seiner menschlichen Art gewann er an Vertrauen." Seine Türen hätten immer offen gestanden, jedes noch so kleine Problem habe er verfolgt und nach einer Lösung gesucht.

Auch würden viele Projekte, die in Neuried realisiert wurden, seine Handschrift tragen. Der größte Verdienst sei aber gewesen, dass er Neuried als eins gesehen hat. "Wir sind Neurieder, das war sein Wunsch, das hat er durchgesetzt – unter anderem mit seinen Neujahrsempfängen", sagte Heuken.

Schweigeminute

Im Anschluss an seine Rede verlas Heuken die letzten Gedanken Fischers, die er an die Gemeinde richtete. "Es war mir eine große Ehre, Bürgermeister von Neuried gewesen zu sein und ich bin dankbar für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde", zitierte Heuken den Bürgermeister.

Bis zuletzt habe Fischer versucht, allen gerecht zu werden und hätte sich auf eine weitere Amtszeit gefreut. "Es soll nicht sein, ich verabschiede mich." Für die kommende Zeit wünscht er sich, dass Neuried weiter zusammenwächst. "Denn wir sitzen alle in einem Boot, aber es ist gut, dass wir nicht alle auf einer Seite sitzen."

So sollen die Bürger stets miteinander im Gespräch bleiben und nach gemeinsamen Wegen und Lösungen suchen – "aber lautes Geschrei macht mehr kaputt." So solle der respektvolle Umgang miteinander, auch bei Meinungsverschiedenheiten, nicht außer Acht gelassen werden.

Im Anschluss an die Gedanken folgte eine Schweigeminute für Fischer.