Eine große Trauerfeier kann es für den verstorbenen Bürgermeister Jochen Fischer coronabedingt nicht geben. In der Stille kann aber an ihn gedacht werden. So liegt unter anderem in der St.-Ulrichs-Kirche ein Kondolenzbuch aus. Foto: Goltz

Trauer: Neurieder bekunden ihr Mitgefühl in Kondolenzbüchern / Pfarrerin sorgt für gemeinsames Singen

Neuried - Nicht nur in Neuried, auch in den umliegenden Gemeinden sind die Menschen bestürzt über den Tod von Bürgermeister Jochen Fischer. "Viele von uns wissen nicht, wohin mit der Trauer und den Gefühlen", sagt Pfarrerin Anna Schimmel.

Aufgeschlagen liegt das Kondolenzbuch in der Simultankirche in Schutterzell. Zahlreiche Bürger haben bereits ihre Anteilnahme darin bekundet. Kerzen und ein Bild von Bürgermeister Jochen Fischer wurden liebevoll darum arrangiert.

Aus einem Lautsprecher ist die "Air Suite Nr. 3" von Johann Sebastian Bach zu hören. Gleiches gilt für die St.-Ulrichs-Kirche in Müllen, bis auf die Musik, die dort nicht erklingt. Dort herrscht andächtige Stille. "In unseren Herzen bleiben wir alle miteinander verbunden", steht in einem der Kondolenzbücher und auch in einem Buch, das seit Corona für die Neurieder in der Kirche in Müllen ausliegt, wird an den Bürgermeister und seine Familie gedacht.

Gemeinderat, Feuerwehr und Vereine bekunden ihre Anteilnahme

"Viele von uns, wissen nicht wohin mit der Trauer und den Gefühlen", sagt die Pfarrerin der evangelischen Emmausgemeinde Neuried, Anna Schimmel. In den vergangenen Tagen habe sie mit vielen Menschen über Jochen Fischers Tod gesprochen.

"Er war so beliebt. Die Menschen sind wahrhaftig erschüttert und würden ihm gerne die letzte Ehre erweisen und ihrer Trauer Raum geben", erzählt Pfarrerin Schimmel der Lahrer Zeitung und ist sich sicher: "Wir werden noch viel über ihn reden und an ihn denken."

Leider verhindere die Corona-Pandemie den Abschied, der Jochen Fischer gerecht geworden wäre – "und der auch uns gut getan hätte". Aus diesem Grund hatte Pfarrerin Schimmel am gestrigen Sonntag die Bürger dazu animiert, um 19 Uhr gemeinsam, jeder vor der eigenen Haustüre, das Lied "Von guten Mächten wunderbar geborgen" zu singen oder zu musizieren. "Jochen Fischer hat so oft für uns gesungen. Unvergessen sein Auftritt beim Neujahrsempfang 2019, als er ›Wir ziehen in den Frieden‹ von Udo Lindenberg sang. Am Sonntag waren nun wir dran", sagt sie.

Zahlreiche Trauerbekundungen finden sich auch im aktuellen Amtsblatt wieder. So verabschiedet sich unter anderem der Gemeinderat: "Seine vielfältigen kommunalpolitischen Aufgaben erfüllte er mit hohem Verantwortungsbewusstsein.

Sein Pflichtgefühl und seine Verlässlichkeit in Ausübung seiner gesamten Tätigkeiten zeichneten ihn im hohen Maße aus. Neuried verliert mit Jochen Fischer einen äußerst bürgernahen, liebevollen und aufrichtigen Menschen."

Auch die Freiwillige Feuerwehr Neuried dankte ihrem Bürgermeister: "Wir werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren". Ebenfalls trauern Vereinsmitglieder – unter anderem aus Ichenheim: "Jochen Fischer hat sich mit großem Engagement für die Ichenheimer Vereine und die Vereinsarbeit eingesetzt.

Nicht umsonst bezeichnete er sie als Lebensadern der Gemeinde." Die VHS-Außenstelle Neuried nimmt Abschied und bezeichnete Fischer als "einen zuverlässigen Ansprechpartner und Förderer der Volkshochschule". Fischer habe immer ein offenes Ohr für die VHS gehabt und die VHS eine helfende Hand zur Seite gewusst, so die Außenstellenleiterin Andrea Gassmann.

Die Trauer reicht aber auch über die Gemeinde Neuried hinaus: So nehmen die Nachbargemeinden Friesenheim, Meißenheim und Schwanau sowie die Kommunen des Sprengels "Alter Landkreis Lahr" Abschied von Jochen Fischer.

Bürgermeisterkollegen hatten sich auf weitere Amtszeit gefreut

"Die Neurieder Bürgermeisterkollegen sind sehr bestürzt", heißt es in der Trauerbekundung. Fischers Offenheit, insbesondere, wie er mit seiner schweren Krankheit umgegangen ist, habe Vorbildcharakter. "Wir alle haben mit ihm gehofft und uns gefreut, als er vor wenigen Wochen seine Kandidatur für die Wiederwahl ankündigte", heißt es weiter. "Wer Fischer kannte, hat ihn, seine Art und das Miteinander mit ihm geschätzt", sind sich die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden einig.

Kondolenzbuch

Aufgrund der coronabedingten Lage werden in den Rathäusern Altenheim, Dundenheim und Ichenheim, in der Michaelis-Kirche in Schutterzell und in der St.-Ulrichs-Kirche in Müllen noch bis zum Mittwoch, 2. Dezember, Kondolenzbücher ausgelegt, um den Bürgern die Gelegenheit zu geben, ihre Anteilnahme zu bekunden.

Die Bürger sollen laut Mitteilung der Gemeinde auf die jeweiligen Öffnungszeiten achten. Auch Beileidskarten können hinterlegt werden, heißt es weiter. Des Weiteren besteht im Internet unter www.neuried.net die Möglichkeit, online zu kondolieren.